Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
sein.
    Im Hauseingang deutete nichts darauf hin, daß hier eine Hexe wohnte. Die Namensschilder waren vollkommen normal. Sybil Ranix wohnte im zweiten Geschoß. Nicole war froh, daß es sich hier um ein relativ kleines Reihenhaus handelte. In einem der Hochhausriesen wäre es schwieriger gewesen, einzudringen. Dort wurde der Eingangsbereich streng bewacht, von bewaffneten Angehörigen von Sicherheitsunternehmen, und niemand wurde eingelassen, der nicht zu den Bewohnern des Hauses gehörte und persönlich bekannt war - oder das ausdrückliche Einverständnis desjenigen besaß, der besucht werden sollte. Diese streng bewachten Eingangsbereiche gab es längst nicht mehr nur im New Yorker Stadtteil Manhattan, sondern sie hatten sich über die ganze USA ausgebreitet. Es entsprach dem Sicherheitsbedürfnis der Amerikaner, die immer häufiger von Überfällen oder Attentaten in den Städten erschüttert wurden. Im Normalfall sah es dann so aus, daß man sich beim Pförtner anmeldete und der in der Wohnung des Gastgebers anrief, ob die Person des Besuchers genehm sei. Erst wenn eine positive Auskunft erfolgte, gaben die bewaffneten Wachen den Weg zu den Fahrstühlen frei.
    Hier war das nicht der Fall.
    Allerdings war die Haustür verschlossen.
    Nicole zählte die Namensschildèr und verglich sie mit der Größe des Hauses. Die Wohnungen mußten durchgehend von vorn bis zur Rückseite sein. Ein kurzes Umrunden des Hauses zeigte, daß es auf der Rückseite Balkone gab. Dort lagen also die Wohnzimmer. Die Schlafräume mußten demzufolge vorn sein.
    Wenn das Licht anging, war es folglich zu sehen.
    Nicole drückte auf die Klingel, ging bis zur Straße zurück und beobachtete das Haus mit den dunklen Fenstern. Alles schlief, wie es sich für ordentliche Bewohner eines ordentlichen Hauses am Stadtrand gehört.
    Nichts tat sich.
    Nicole klingelte wieder, langanhaltend. Mehrmals wiederholte sie den Vorgang. Wer in der Wohnung schlief, mußte langsam wütend werden und zusehen, daß er den Störenfried beruhigte. Aber immer noch blieb alles dunkel. Niemand erwachte. Auch dann regte sich noch nichts, als Nicole sich gut zwei Minuten lang durchgehend auf den Klingelknopf stützte.
    Demzufolge war Sybil Ranix nicht daheim…
    »Verflixt«, murmelte Nicole. Sie ging wieder zur Rückseite des Hauses. Vielleicht irrte sie sich, und der Balkon befand sich doch am Schlafzimmer, aber immer noch war auch hier alles abgedunkelt. Nicole hatte den Eindruck, daß die Balkontür leicht offen stand. Vorhin hatte sie nicht darauf geachtet, aber als sie versuchte, sich an Einzelheiten zu erinnern, war sie sicher, daß die Balkontür auch da schon offen gewesen war.
    Es sollte ja Leute geben, die auf Klimaanlagen verzichteten und in den kühleren Nachtstunden Fenster oder Türen öffneten, um Frischluft zirkulieren zu lassen.
    Nicole vergewisserte sich, daß der Balkon der richtigen Wohnung angehörte. Der Anordnung der Klingelknöpfe nach mußte es so sein. Und die Unterkante der Balkonplatte war mit einem Sprung zu erreichen. Es war zwar nicht einfach, aber für eine durchtrainierte Frau wie Nicole machbar.
    Im Erdgeschoß gab es eine Terrasse, die auch nicht größer war als der darüber liegende Balkon. Nicole erkletterte lautlos diese Terrasse, federte einige Male in den Knien ein und schnellte sich dann hoch. Mit ausgestreckten Armen erreichte sie den Balkon. Ihre Hände packten zu, klammerten sich fest. Nicole nützte den Schwung, katapultierte sich mit einem Klimzug höher und schwang sich über das Geländer.
    Dann verharrte sie in der Dunkelheit und lauschte.
    Niemandem schien etwas aufgefallen zu sein. Auch in der Nachbarschaft gingen keine Lichter an.
    Rechnete hier niemand mit Einbrechern?
    Nicole glitt auf die Balkontür zu. Sorgfältig betrachtete sie diese. Vielleicht gab es hier eine Alarmanlage…
    Nichts dergleichen war zu erkennen. Nicole schob die Tür bedächtig weiter auf. Jetzt konnte sie die Wohnung der Hexe betreten.
    Sie tastete nach Sid Amos’ Amulett. Aber es zeigte keine Gefahr an. Die Hexe schien also wirklich ausgeflogen zu sein. Denn sonst hätte das Amulett ihre Aura spüren müssen.
    Die Jalousien waren nicht heruntergelassen. Im Wohnzimmer war es dämmerig. Nicole bewegte sich zur Korridortür. Sie war verschlossen. In Griffhöhe war der Lichtschalter. Nicole betätigte ihn und sah sich dann in der Wohnlandschaft um.
    Die Wohnung war vollkommen normal eingerichtet. Nichts deutete darauf hin, daß hier eine Hexe

Weitere Kostenlose Bücher