0367 - Schreckenstag
In diesem Würfel stecken doch Kräfte, die wir nicht kontrollieren können. Er kann nicht nur manipuliert werden, er ist schon manipuliert worden. Die andere Seite hat ihn lange genug gehabt.«
»Wen meinst du denn?« fragte Bill.
»Vielleicht Aibon. Du hast selbst berichtet, daß er sich auf eurer Reise veränderte.«
»Sheila, so kommen wir nicht weiter«, sagte ich. »Denk mal nach. Ich kann den Würfel nicht einfach wegwerfen.«
»Das sollst du auch nicht.«
»Sondern?«
»Ich sprach vorhin vom Eisernen Engel. Ihn kannst du einschalten. Bei ihm ist der Würfel so gut aufgehoben, daß er uns nicht stört. Trotzdem werdet ihr ihn sehen, wenn die Wege des Engels und eure sich kreuzen. Diesen Schreckenstag will ich kein zweites Mal erleben.«
»Sollen wir mit dem Finger schnippen und den Engel herholen?« fragte ich.
»Werde doch nicht kindisch, John.« Sheila erhob sich und lief auf und ab. »Es wird doch eine Möglichkeit geben, um mit dem Eisernen Engel in Kontakt treten zu können.«
»Mag sein, aber welche?«
»Bin ich Geisterjäger oder du?«
Ich hob die Schultern. »So kommen wir nicht weiter, Sheila. Außerdem, was habt ihr mit dem Würfel zu tun, wenn Suko und ich ihn an uns nehmen? Nichts, gar nichts.«
»Irrtum, John.« Sheila drehte sich so, daß sie mich anschauen konnte. »Wir haben einiges damit zu tun, das kann ich euch versprechen. Hat Suko die Erdmagie allein erlebt, oder war Bill mit dabei? Wenn irgendwelche Kräfte sich gestört gefühlt haben, werden sie versuchen, sich zu rächen. Und davon bleibt auch Bill nicht ausgeschlossen. John, es ist euer Beruf, aber nicht der meines Mannes.«
»So kannst du das nicht trennen!« widersprach Bill. »Mitgefangen, mitgehangen.«
»Das weiß ich. Man soll es auch nicht übertreiben, sondern Chancen nutzen, die sich einem bieten. Das ist hier der Fall.«
Wir wußten alle, daß wir Sheila nicht vom Gegenteil überzeugen konnten. Was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, führte sie auch durch. Koste es, was es wolle.
Ich übernahm wieder das Wort. »Okay, Sheila, du hast uns eine Lösung genannt. Aber der Eiserne Engel ist für uns nicht greifbar. Weißt du auch eine zweite?«
»Ja, die weiß ich…«
»Dann bitte…«
Sheila ließ sich mit der Antwort ein wenig Zeit. Sie zögerte die Spannung hinaus, löste sich sogar von ihrem Standort und schritt langsam auf den Tisch zu.
Auch die Wölfin kam zu ihr. Nadine blieb stehen, als auch Sheila ihren Schritt stoppte.
Unsere Augen waren auf sie gerichtet. Wir bekamen mit, wie sie den Arm ausstreckte. Der Zeigefinger deutete auf den Würfel. »Es gibt eine Lösung«, wiederholte sie. »Sogar eine noch bessere. Eben ist sie mir eingefallen.« Ihr Kopf drehte sich nach rechts, damit sie mich direkt anblicken konnte. »Zerstöre ihn, John! Zerstöre den Würfel!«
***
Die Forderung stand im Raum. Es war niemand da, der widersprach. Zu hart waren ihre Worte ausgesprochen. Zu unmöglich auch, das ging einfach nicht, das überstieg unser Begriffsvermögen.
Wir schwiegen.
Sheila hob die Schultern. »Habt ihr nicht gehört? Ihr sollt den Würfel zerstören!«
Ich holte tief Luft. Eigentlich hätte ich mir denken können, auf was Sheila hinauswollte, dennoch lag in meinem Magen der Klumpen einer dicken Überraschung, und mir hatte es buchstäblich die Sprache verschlagen.
Bill Conolly dafür nicht. Er schoß förmlich in die Höhe. »Das kann doch nicht dein Ernst sein, Sheila. Weißt du überhaupt, was du da von uns verlangst?«
»Ja, ich rette vielleicht euer Leben!«
Das Argument saß. Auch Bill konnte nichts Gegenteiliges erwidern. Ich war auf Suko fixiert, der den Kopf schüttelte und eine Ansicht dokumentierte, die auch ich besaß.
Auf keinen Fall wollte ich den Würfel zerstören. So etwas wäre nicht schöner gewesen. Nein, das kam nicht in Frage. Da konnte sich Sheila auf den Kopf stellen und auch weitere Forderungen aufstellen. Ich gab ihr nicht nach.
Sie lächelte hart. »Ihr scheint nicht begeistert davon zu sein, wie ich sehe.«
»Hast du das erwartet?« fragte ich.
»Nein, aber wenn ihr zu feige seid, den Würfel zu vernichten, werde ich es in die Hand nehmen. Er muß zu zerstören sein, und ich wage den Versuch.«
»Wie denn?« fragte ich.
»Ganz einfach, John. Ich hole mir eine Axt und werde auf das verdammte Ding einschlagen. Der Würfel ist nur mit Gewalt zu vernichten.«
»Nein, das wirst du nicht!« Bill hatte gesprochen. Er stand auf und hielt Sheila fest.
Sie
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