Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0367 - Schreckenstag

0367 - Schreckenstag

Titel: 0367 - Schreckenstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
fest und schauten wie gekrümmte Dolche hervor.
    Wir drückten uns an den sträflich falsch abgestellten Fahrzeugen vorbei. Den Ausweis hielt ich in der Hand, denn einige Polizisten hatten eine Sperre gebildet, um keinen durchzulassen. Uns ließen sie.
    Suko und Shao folgten mir. Ich hörte die Chinesin mit leiser Stimme sagen: »Es sieht alles so aus, wie ich es vorher in Gedanken erlebt habe.«
    »Keine Veränderungen?«
    »Nein.«
    Vor mir ging Sir James. Neben einem umgestürzten Kleiderständer blieb er stehen. Das Ding war von der Wucht der Explosion aus einem Zugang zwischen zwei Schaufenstern geschleudert worden und lag umgekippt am Boden. Die Kleider bildeten einen Teppich, über den die Menschen schon gelaufen waren.
    In der Einfahrt und auch im Geschäft herrschte das Chaos. Mit einem Blick erkannte ich es. Und ich sah auch die Kollegen der Mordkommission, die sich in einem der beiden Schaufenster aufhielten. Dort mußte der Mord oder der Unfall geschehen sein.
    Trotz dieser ernsten Situation zuckte über meine Lippen ein Lächeln, denn ich hatte jemand gesehen, den ich zu meinen alten Bekannten zählte.
    Das heißt, zuerst sah ich nur den alten speckigen Hut, in dem er wahrscheinlich schon Suppe oder Kaffee geholt hatte. Der Hut gehörte Chiefinspektor Tanner. Sich diesen Mann ohne Filz vorzustellen, war einfach unmöglich. Die Kopfbedeckung war Tanners Markenzeichen. Immer wenn er wütend oder ratlos war, hatte er seinen Hut weit in den Nacken geschoben. Diesmal allerdings nicht, für ihn schien der Fall bereits klar zu sein.
    Er regte sich auch nicht auf, als er mich sah. Ansonsten machte er immer einen mittleren Zwergenaufstand, diesmal glättete sogar ein breites Grinsen seine zerknitterten Züge.
    »Ach, Sinclair, der letzte Nagel zu meinem Sarg. Haben Sie sich verlaufen?«
    »Nein.«
    Tanner schaute an mir vorbei. »Oh, Ihr Freund und Kupferstecher ist auch dabei, ebenso Shao. Und sehe ich richtig? Ist das nicht der alte Sir James, der sich dort hinten herumtreibt?«
    »Ja.«
    »Haben euch die Geister entlassen? Wollt ihr jetzt in den Kreis anständiger Polizisten eintreten?« erkundigte er sich.
    »Nein, wieso?«
    Tanner schüttelte den Kopf: »Das hier ist nichts für euch.«
    »Ach.«
    »Klar, John. Ich habe festgestellt, daß es hier eine Explosion gegeben hat. Zudem besitzen wir Zeugenaussagen, die meine Ansicht ebenfalls untermauern.«
    »Und wie ist die Explosion zustande gekommen?« fragte Suko.
    »Darum kümmern sich noch die Experten.«
    »Es hat eine Tote gegeben«, sagte ich.
    Tanners Gesicht wurde ernst. »Leider.« Er trat einen Schritt zur Seite, so daß sich Suko und ich die Leiche anschauen konnten.
    Mir versetzte es einen Stich. Die Frau war noch so verdammt jung gewesen. Sie lag da, als wollte sie schlafen. Nur die gebrochenen Augen deuteten darauf hin, daß kein Leben mehr in ihr steckte. Ansonsten war ihr Körper unversehrt, sie hatte also nicht in der Nähe der Bombe gestanden, falls es diese überhaupt gab.
    »Und ihr habt keine Sprengstoffreste gefunden?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Seltsam.«
    Tanner zog ein zerknirschtes Gesicht. Ich kannte ihn lange genug und wußte, was kam. »Was ist denn noch geschehen? So normal scheint mir das alles nicht zu sein.«
    »Ja, das stimmt«, gab er zu. »Es fehlte zum Beispiel der Explosionskrach. Es gab keinen, wenn ich den Zeugen glauben soll.«
    »Und die Gestalten?«
    Tanner schaute mich scharf an. »Ihr wißt verdammt viel.«
    »Sonst wären wir nicht gekommen«, meinte Suko.
    »Davon habe ich nichts gesehen. Es gibt allerdings Zeugen, die von den Gestalten sprachen.«
    »Wo sind sie hin?«
    Tanner hob die Schultern. »Keine Ahnung. Das ist eben das Rätsel.«
    »Und deshalb sind wir hier«, sagte ich.
    »Ihr glaubt also, daß irgendwelche magischen Kräfte ihre Hände mit im Spiel haben.«
    »So ist es.«
    Tanner holte tief Luft. Er blickte mich an, und es sah so aus, als wollte er mir etwas sagen.
    »Spucken Sie’s schon aus, Kollege.«
    »Ach, hört auf. Ihr glaubt mir ja doch nicht. Kümmert ihr euch um den Fall, ich gönne ihn euch.«
    »Das werden wir auch«, sagte ich und deutete auf den zerstörten Eingang. »Ist noch jemand im Laden?«
    »Nein, vom Personal nicht. Das erschien uns als viel zu gefährlich.«
    »Gut, schauen wir uns mal um.«
    Wir mußten wieder über die auf dem Boden liegenden Gegenstände steigen, bis wir das Geschäft erreicht hatten. Die Eingangstüren standen offen. Sie hatten sogar noch gehalten, auch

Weitere Kostenlose Bücher