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0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

Titel: 0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sprung war überhaupt keiner. Die Aktion glich einem Taumeln und Hochstemmen. Dieser Blutsauger musste sich mit seinem Angriff auf mich total verausgabt haben.
    Dann sah er noch das Kreuz.
    Der Schrei brach aus seinem Mund wie ein falsch angesetzter Trompetenstoß. Mein Gegner schüttelte dabei seinen Schädel und zog sich zurück. Selbst mein Ruf konnte ihn nicht stoppen. Erst ein hoher Grabstein bereitete seinem Lauf ein Ende. Er prallte gegen das Hindernis, wurde zur Seite gedrückt, fiel auch und umklammerte den Stein so hart, als wäre er seine letzte Rettung.
    In dieser Haltung blieb er auch. Seine Arme hingen wie Schläuche über die obere gebogene Kante, mit dem Kinn berührte er den Stein ebenfalls, und seine Augen waren weit und ängstlich aufgerissen.
    Dünne Nebelschwaden umtanzten ihn. Dieser Vampir bot tatsächlich ein Bild des Jammers. Alle Kraft war aus seinem Körper verschwunden.
    Ich beließ es nicht bei unserer trennenden Distanz, sondern schritt gemächlich auf ihn zu. Dabei veränderte sich die Lage des Kreuzes nicht, er musste auf diesen geweihten Talisman schauen, und er würde vor Angst vergehen, das war mir klar.
    »Das Kreuz!« keuchte er. »Ich hasse es. Nimm es weg, verdammt! Nimm es weg!«
    Mein Lächeln fiel kalt aus. »Ich weiß, dass du das Kreuz hasst. Das ist auch Sinn der Sache, aber ich werde es nicht wegnehmen, sondern es dir in deine bleiche Vampirfratze pressen…«
    »Nein! Nein!« heulte er. Die Jaultöne schwangen über den alten Todesacker und wurden vom Nebel aufgesaugt.
    Eine gute Armlänge vor ihm stoppte ich meinen Schritt. Ich wollte ihn nicht ausschalten, jetzt noch nicht, denn seine Angst konnte ich für meine Zwecke ausnutzen.
    »Wenn ich es etwas vordrücke und dich damit berühre, wirst du vergehen«, versprach ich ihm. »Dann ist alles aus. Du verfaulst, zerfällst zu Staub und wirst vom Regen in die Erde des alten Todesackers eingewaschen…«
    Er drückte seinen Oberkörper zurück, ohne allerdings den Kopf auch nach hinten schieben zu können, weil ihm einfach die Kraft fehlte.
    »Aber ich lasse mit mir reden, Blutsauger, wenn du mir einige Fragen beantwortest.«
    Das hatte er verstanden. Durch eine Pendelbewegung brachte er seinen Kopf wieder nach vorn und stierte mich aus seinen glanzlosen Augen an. »Eine Möglichkeit?«
    »Ja, die biete ich dir.«
    »Was verlangst du?«
    »Zunächst deinen Namen.«
    »Ich heiße James.«
    »Gut und weiter. Wie alt bist du?«
    »Weit über hundert Jahre.«
    »Und du hast hier auf dem Friedhof gelebt?«
    »Ja, im Leichenhaus und in der Gruft meiner lieben Herrin Dorothy Lockhead.«
    »Die auch schon längst tot ist.«
    Er lachte plötzlich, obwohl in seinen Augen die Angst noch blieb.
    »Sicher, sie ist tot. Für die Menschen ist sie tot. Für mich aber nicht, da lebt sie weiter.«
    »Wieso?«
    »Die Rose blüht. Es ist die Blume der Rache. Solange sie nicht verblüht ist, steckt auch Leben im Körper meiner Herrin. Man hat ihr Böses angetan, sie lebendig begraben und mich als Grabbeigabe hinzugegeben. Aber sie konnten uns nicht töten, da sie nicht wussten, dass sie und ich einen Bund geschlossen hatten. Wir waren und sind Verbündete der Hölle. Beides Schwarzblüter, beides…«
    »Wer sind die Menschen, die zu ihr wollen?«
    »Verwandte…«
    »Sind die nicht längst tot?«
    »Nein, das Geschlecht der Lockheads starb nicht aus, obwohl man Schlimmes getan hat, aber Dorothy wird dafür sorgen, dass alle umkommen. Sie sollen so sterben, wie sie gestorben ist. Lebendig in Bleisärgen begraben werden, es ist alles sorgfältig vorbereitet…« Er hustete erstickt, und ich fand Zeit, ihm die nächste Frage zu stellen.
    »Was ist mit der Frau, die mit den Knochen klappert und diese makabre Musik produziert?«
    »Das ist eine ganz besondere Frau. Lady Thelma Lockhead. Sie war die Erste, die Dorothys Ruf empfangen hat.«
    »Ist sie auch sofort gekommen?«
    James, der Vampir, starrte auf das Kreuz, als könnte er daraus die Antwort ablesen. Dann nickte er. »Ja, sie ist gekommen. Ich hab sie sogar erwartet.«
    »Wo?«
    »Im Totenhaus.«
    »Was ist dann geschehen?« Mit meinen Fragen ließ ich keinesfalls locker. Ich hatte das Gefühl, als wollte mich der Vampir hinhalten, denn so ungefährlich, wie sie momentan aussah, war die Umgebung nicht. Innerhalb der grauen Tücher konnten sich zahlreiche Feinde verbergen, ohne von mir wahrgenommen zu werden.
    Der Vampir zog sich ein wenig höher. Dabei ächzte er. »Ich habe sie in das Haus

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