0369 - Jagd nach dem Zauberschwert
Jeansjacke, und in den Fächern lagen ein paar persönliche Utensilien. Gryf pflegte mit extrem wenig Gepäck zu reisen.
Anica sprang auf den Tisch. Von dort aus konnte sie die Decke mit dem Schwert sehen. Sie holte die Zauberwaffe vom Schrank, steckte den magischen »Kompaß« und die Kreide wieder ein und verwischte den Drudenfuß.
Dann zog sie sich hastig an und verließ das Zimmer. Niemand achtete auf sie, als sie mit dem eingewickelten Schwert im Lift abwärts fuhr und das Hotel verließ.
Erleichtert atmete sie auf. Sie winkte einem Taxi und ließ sich in die Stadt bringen. Sie hatte es geschafft. Nicht nur, daß sie dem Herrn der Hölle die Information bringen konnte, wo er das gesuchte Dhyarra-Schwert finden konnte – sie hatte es auch gleich besorgt! Jetzt brauchte sie ihn nur noch zu beschwören und ihn zu bitten, das Zauberschwert abzuholen.
Sie machte nicht den Fehler, es selbst erproben zu wollen. Sie war eine Hexe und wußte nur zu genau, daß manche Dinge nicht in Menschenhand gehörten. Was ein Dhyarra-Kristall war, wußte sie nicht einmal.
Aber das spielte für sie auch keine Rolle.
Es mußte das Schwert sein, das der Herr der Hölle suchen ließ. Es gab keine andere Möglichkeit. Die Klinge mit dem kostbar verzierten Griff, in dem ein blaufunkelnder Kristall eingelassen war, war eine ganz besondere Waffe. Ein Irrtum war so unwahrscheinlich wie Wollmilchschafe in einem Mondkrater.
Während der Taxifahrer sie ihrem Ziel entgegenbrachte, lehnte sie sich im Polster zurück. Sie dachte an Gryf. Er war ein recht guter Liebhaber, und es war schade, daß sie ihn nicht wiedersehen durfte. Sie mußte sich hüten, ihm wieder zu begegnen, denn er würde ihr den Diebstahl des Schwertes nicht verzeihen.
Aber Rom war groß. Es mußte schon ein mittleres Wunder geschehen, wenn er sie aufspürte.
***
Zamorra führte eine solche magische Verfolgung nicht zum ersten Mal durch. Auch Nicole probierte sie nicht zum ersten Mal. Der Parapsychologe versetzte sich in Trance, und das Amulett lenkte seinen Geist in die Vergangenheit und zeigte ihm die Bilder der Geschehnisse, die sich hier abgespielt hatten. Zamorra ging bis zu dem Punkt rückwärts, an dem Anica aus dem Bett sprang. Er verfolgte, wie sie das Schwert ohne langes, umständliches Suchen anpeilte, und wie sie dann verschwand.
In Halbtrance folgte er ihr nach draußen. Das Amulett in den Händen und in die Betrachtung der Bilder aus der Vergangenheit versunken, verließ er das Hotel, von Gryf und Nicole begleitet. Er sah Anica in ein Taxi steigen und verschwinden. Der Wagen fuhr in Richtung City.
Zamorra löste sich aus seiner Versunkenheit. »Aussichtslos«, sagte er.
»Eine Verfolgung ist unmöglich. Das Mädchen ist verdammt schlau. Sicher, wir könnten hinterher fahren. Ich könnte uns lotsen. Wir könnten es sogar zu Fuß versuchen. Aber in dem hektischen römischen Innenstadtverkehr ist da nichts zu machen. So schnell kann ich weder als Fußgänger noch im Auto reagieren, um mich dem Verkehrstempo anzupassen, während ich das Amulett unter Kontrolle halte. Irgendwo rutscht es von der Spur ab, und dann ist alles vorbei.«
»Und wenn wir bis heute abend warten, wenn es ruhig geworden ist? So ab acht, neun Uhr?«
»Bis dahin ist das Schwert längst nicht mehr in Rom«, sagte Zamorra.
»Sie hat uns ganz schön gelinkt.«
»Was machen wir jetzt?« fragte Gryf.
»Hast du wenigstens ihr Bewußtseinsmuster, daß du sie telepathisch anpeilen kannst?« wollte Nicole wissen.
Gryf verneinte. »Ich war so diskret, nicht in ihren Gedanken zu forschen. So etwas verbietet der Anstand. Allenfalls, wenn Telepathen unter sich sind, erhöht eine Bewußtseinsverschmelzung noch den Genuß…«
»Wie gut, daß du daran noch denken kannst«, ärgerte sich Nicole.
»Wir rufen erst einmal Teodore Eternale an«, sagte Zamorra, »und teilen ihm mit, daß die Aktion sich vorerst erledigt hat. Anschließend versuche ich noch eine weitere magische Kraftanstrengung. Ich werde mit dem Amulett versuchen, Rom zu überwachen. Vielleicht findet eine Beschwörung statt. Nicole kann derweil ausprobieren, ob sie mit dem Dhyarra-Kristall eine Aktivierung des Schwertes feststellen kann. Vielleicht ist die liebe Anica so freundlich und erprobt den Super-Dhyarra ein wenig, damit wir sie anpeilen können…«
»Beschwörung?« Gryf schüttelte den Kopf. »Der ERHABENE wird doch nicht mit einer Beschwörung gerufen…«
»Falls du’s noch nicht begriffen haben solltest: Ich habe
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