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0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen

0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen

Titel: 0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: muß bar bezahlen Wer »Drachen jagt«
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abgekartetes Spiel sein? War er etwa planmäßig für einige Stunden ausgeschaltet worden? Da fiel ihm sein Scheckbuch ein. Er würde sofort wissen, ob sein Verdacht begründet war.
    Wütend warf Rudington die Couchdecke beiseite und erhob sich mühsam. Benommenheit legte sich ihm wie Blei aufs Gehirn. Er schwankte etwas. Mit zitternden Fingern griff er in die rechte Gesäßtasche und holte seine Brieftasche mit dem Scheckbuch hervor.
    Aufgeregt kontrollierte er die fortlaufenden Nummern. Das Heft fiel ihm aus der Hand. Fluchend hob er es auf und setzte die Kontrolle fort. Tatsächlich — es fehlte ein zweites Blatt!
    Panikstimmung erfaßte ihn. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren. Er war ein alter verbrauchter Mann. Er konnte nicht einfach von vorn beginnen. Wieviel mochte ihm der Betrüger gelassen haben? Oder hatte er eine zu hohe Summe eingesetzt, und der Scheck war nicht eingelöst worden, weil keine Deckung vorhanden war? Dann wäre alles gut. Er mußte es erfahren. Vorher würde er keine ruhige Minute mehr habend Jetzt gleich mußte er ungesehen aus dem Gelände des Sanatoriums herauskommen und zur Bank gelangen. Hier im Hause konnte er wohl kaum mit Unterstützung rechnen. Dieser alten Anderson traute er nicht mehr. Vielleicht steckte sie mit dem betrügerischen Pfleger unter einer Decke. Sollte sogar dieser Dr. Wester…?
    Egal, das hatte Zeit. Er mußte jetzt zur Bank, um Gewißheit zu erhalten. Und wenn er den Bankdirektor höchstpersönlich aus dem Bett holen mußte.
    Rudington zog seinen Mantel an und drückte seinen Hut tief in die Stirn. Sein Silberhaar sollte ihn im Mondschein nicht verraten. Leise verließ er das Zimmer und schlich vorsichtig auf Zehenspitzen durch den Flur des Erdgeschosses. Der Glaskasten des Pförtners war leer.
    Als Rudington die Haupteingangstür hinter sich zuschnappen hörte, wunderte er sich, wie glatt alles gegangen war.
    Sorgfältig vermied er den Weg mit dem weißen Kies und huschte über den Rasen des Parkgeländes von Baum zu Baum.
    Hinter der dichten Ligusterhecke erhob sich die Mauer, die das Grundstück abgrenzte. Mühsam kletterte Rudington daran hoch. Dann saß er auf der Mauer und zwang sich, tief durchzuatmen. Der Absprung auf der anderen Seite erschütterte ihn so, daß er sich eine Weile sammeln mußte, bis er sich zur nächsten Telefonzelle aufmachen konnte.
    Einige Minuten später saß er schnaufend in einem Taxi und wußte, der Fahrer würde ihn sicher zur Manhattan Bank bringen. Er kam sich vor wie der Held einer Klasse, der es als einziger gewagt hatte, die Schule zu schwänzen.
    Der Hausmeister der Manhattan Bank ließ sich tatsächlich aus dem Bett klingeln. Er meldete sich durch die W echselsprechanlage.
    Sein Erstaunen verwandelte sich in Wut, als er hörte, was der Kunde unten vor dem Haupteingang vorzubringen hatte. Der Hausmeister schimpfte los:
    »Warum werfen Sie mich aus dem Bett? Meinen Sie etwa, ich kann den Betrüger auftreiben? Meinen Sie etwa, der Kerl hat sich vorher bei mir angemeldet? Warum kommen Sie nicht gefälligst morgen früh oder telefonieren sofort bei Dienstbeginn!«
    Rudington packte seinerseits die Wut. Mit großer Lautstärke brüllte er wirres Zeug in das Mikrofon. Höchst erregt fuchtelte er mit den schlanken Händen durch die Luft. Er zitterte am ganzen Körper.
    Der Hausmeister hatte inzwischen Zweifel am Geisteszustand des unsichtbaren Gesprächspartners bekommen. Er drängte seine Frau, die von dem Krach wachgeworden war, die City Police anzurufen.
    Ehe sich Rudington beruhigt hatte, fuhr ein Streifenwagen an den Bordstein und hielt. Drei Cops sprangen heraus und nahmen den völlig Überraschten wegen ruhestörenden Lärms vorläufig fest.
    Der Lieutenant vom zuständigen Revier stellte die Personalien fest und ließ seinen silbergrauen Gast in eine Zelle bringen. In diesem Augenblick konnte er noch nicht ahnen, daß man diesen Mann noch in derselben Nacht als Mörder suchen würde.
    ***
    Vor dem Haus stand bereits ein Polizeiwagen.
    Ich traf Captain Helden vom Narcotics Bureau der City Police in der Halle des Sanatoriums.
    »Was machen Sie denn hier?« erkundigte er sich erstaunt. »Dieser Mord an der Krankenschwester fällt doch eigentlich nicht in Ihr Ressort!«
    »Also eine Krankenschwester wurde getötet«, murmelte ich, »Ich erhielt einen Anruf hier aus dem Hause. Die Frau sprach mit mir. Der Mörder muß während des Gesprächs aufgekreuzt sein.«
    »Dr. Wester hat uns unterrichtet«, erklärte Captain Helden.

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