037 - Die Kamikaze-Monster
einfallen läßt.«
Jordan spürte, wie es ihm kalt über den Rücken lief.
Die Ideen des Professors waren gefürchtet.
»Theoretisch hätte mit Selby ja etwas schieflaufen können«, sagte Bill Carrenna. »Der kluge Mann baut vor. Das habe ich getan. Wenn du mir daraus einen Strick drehen willst, fällst du selbst auf die Schnauze. Hast du dich jetzt beruhigt? Kann man wieder vernünftig mit dir reden?«
»Ging mit Charles Fulton etwas schief?« fragte Clive Jordan immer noch verdrossen, doch der meiste Dampf war raus.
»Charles Fulton war etwas anderes«, sagte Carrenna. »Den kannst du doch nicht mit Lance Selby vergleichen. Der junge Fulton hat in seinem Leben noch nie gekämpft. Selby hingegen steht im Training.«
»Also gut, ich habe Selby.«
»Warum hast du es mir nicht unverzüglich gemeldet?« fragte Carrenna vorwurfsvoll.
»Ich wollte es ja gerade tun«, log Clive Jordan. »Aber du kamst mir zuvor.«
»Ist er ausgeschaltet?«
»Er hatte nicht die geringste Chance.«
»Können wir ihn abholen?«
»Aber sicher. Je eher, desto besser.«
»Übrigens – der Professor trifft heute noch in London ein. Ich werde ihn vom Flugplatz abholen. Du hältst dich mit Lydia zur Verfügung.«
»Zu Befehl, General«, spottete Jordan.
»Ich weiß, daß du mich nicht besonders gut leiden kannst«, sagte Carrenna eisig. »Deshalb nimmst du von mir nicht gern Befehle entgegen, aber daran wirst du dich gewöhnen müssen. Soviel ich gehört habe, hat der Professor mit mir einiges vor. Ich werde die Karriereleiter emporklettern, und wenn du dann Zicken machst, bist du weg vom Fenster. Schreib dir das hinter die Ohren!«
Bill Carrenna legte auf.
Clive Jordan schmetterte den Hörer auf den Apparat und schrie:
»Scheißer! Du widerlicher, dämlicher, eingebildeter Scheißer! Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«
Zehn Minuten später fuhr ein Wäschereifahrzeug vor. Zwei Männer trugen einen großen geflochtenen Korb ins Haus.
Lydia ließ sie ein. Die Männer packten Lance Selby, legten ihn in den Wäschekorb und gingen.
Alles lief genau nach Plan.
***
Ich schnallte mir die Schulterhalfter um, zog den Colt Diamondback heraus und ließ die Trommel rotieren. In jeder Kammer steckte eine geweihte Silberkugel, Geschosse also, die Schwarzblütler schwer bis gar nicht vertragen. Es kommt darauf an, zu welcher Kategorie sie gehören. Rangniedrige Dämonen gehen an geweihtem Silber zugrunde.
Höhere Dämonenarten kann man mit geweihten Silberkugeln zwar nicht vernichten, aber doch immerhin schwächen, deshalb achten auch sie peinlich darauf, davon nicht verletzt zu werden, denn zu einem erheblichen Leistungsabfall gesellen sich auch höllische Schmerzen.
Reservekugeln befanden sich in meiner Tasche.
Der Test im Haus der Fultons hatte mir gezeigt, daß keine Höllenkräfte im Spiel waren. Folglich hätte ich meinen Revolver auch mit gewöhnlichen Kugeln laden können, aber ich war übervorsichtig.
Vielleicht kam das dämonische Ende noch, und dem wollte ich so gut ausgerüstet wie möglich entgegentreten.
Verärgert betrachtete ich meine rechte Hand. Würde ich meinen magischen Ring jemals wiederkriegen? Der Stein war eine Art Verstärker.
Er verstärkte das Gute in mir und wurde dadurch zur gefährlichen Waffe für meine Gegner.
Wenn aber ein böser Mensch sich den Ring ansteckte, würde der Ring dieses Böse in ihm verstärken.
Und wenn gar ein Dämon den Ring trug… Ich wollte lieber nicht daran denken.
»Gehen wir?« fragte ich meine blonde Freundin.
»Ich bin fertig«, antwortete Vicky Bonney und griff nach ihrer Handtasche, in der sich eine kleine Derringer-Pistole befand, die ebenfalls mit geweihten Silberkugeln geladen war.
Wir verließen unser Haus und stiegen in den Peugeot.
Zwanzig Minuten später standen wir vor der Disco, in der Vurenne arbeitete. Auf der schwarz gestrichenen Fassade prangten dunkelrote »Blutspritzer« aus roter Farbe.
Vicky rümpfte die Nase. »Das sieht nicht gerade sehr einladend aus. Makaber, diese Aufmachung.«
»Soll wohl eine Art Grusel-Disco darstellen«, sagte ich. »Horror ist in, weißt du das nicht?«
Während wir noch draußen standen, strömten zahlreiche junge Leute in die Diskothek. »Was gruselt’s mir, was gruselt’s mir«, alberte Vicky.
»Ich schlage vor, wir stürzen uns gleich mal ins Vergnügen. Wann waren wir eigentlich zum letztenmal tanzen?«
»Oh, daran kann ich mich kaum noch erinnern.«
»Dann werde ich dich dort drinnen zum Höllentanz
Weitere Kostenlose Bücher