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037 - Die seltsame Gräfin

037 - Die seltsame Gräfin

Titel: 037 - Die seltsame Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Abend auswärts und gingen dann ins Theater. Lois war allein, als Lizzy kam.
    »Es ist sehr geräumig hier«, sagte sie langsam, als sie sich in dem herrlichen Speisezimmer umsah. »Ist der lange, große Kerl dort der Butler? Ich kann nicht sagen, daß mir sein Gesicht gefällt, aber er kann nichts dafür. Wieviele Gänge gibt es denn?« fragte sie nach dem dritten. »Mein Arzt sagte mir, ich würde nicht mehr als sechs vertragen.«
    Nach dem Essen gingen die Mädchen in Lois' Zimmer, und Lizzy setzte sich staunend nieder, um alles zu bewundern.
    »Ich dachte immer, solche Stellungen gäbe es nur in schönen Romanen. Ich meine solche Bücher, wie man sie als Preise in der Sonntagsschule erhält.«
    »Es ist zu schön, um wahr zu sein!« lachte Lois.
    »Hast du ihn nicht gesehen?« »Meinst du Mr. Dorn? Doch, den habe ich heute morgen wieder gesehen. Er ging vor dem Haus auf und ab. Er ist ein Detektiv, Lizzy.«
    Lizzy schaute erstaunt auf.
    »Ein richtiger Detektiv?« fragte sie ehrfurchtsvoll. »Ich dachte, er wäre einer von der anderen Sorte - einer, den die Detektive fangen. Was sagte er denn?«
    »Ich sprach ihn nicht, ich sah ihn nur durch das Fenster, Lizzy, ich bin so verwirrt und bedrückt von allem - und er ist ein so sonderbarer Mann! Was hätte er mir alles sagen können, als ich mit seinem Wagen zusammenstieß!«
    »Ich weiß nicht, worüber du dich aufregst«, sagte die philosophische Lizzy. »Auch solche Menschen sind verliebt. Es gibt sehr achtbare Leute unter ihnen.« Sie schaute plötzlich auf.
    »Was hast du?« fragte Lois.
    »Ich dachte, ich hätte draußen Schritte gehört.«
    Lois ging zur Tür und stieß sie auf, aber der Gang war leer.
    »Glaubtest du, es wäre jemand da?«
    Lizzy schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie unsicher, »aber ich habe scharfe Ohren, und sicher habe ich eben auf dem Teppich Schritte gehört.«
    Lois schloß die Tür wieder und setzte sich auf das Bett.
    »Lizzy, ich will dir etwas sagen.«
    Das Interesse von Miss Elizabeth Smith erwachte.
    »Ach«, sagte sie und holte tief Atem. »Ich wußte, daß du es mir früher oder später gestehen würdest. Ich dachte es mir ja. Er ist einer der nettesten Menschen, denen ich je begegnet -«
    »Wovon in aller Welt sprichst du denn?« fragte Lois erschrocken. »Denkst du schon wieder an diesen unglückseligen Mr. Dorn?«
    »An wen sollte ich sonst denken?« fragte Lizzy entrüstet.
    Lois brach trotz der ernsten Lage, in der sie sich befand, in ein fröhliches Lachen aus.
    »Liebe Lizzy, es wird mir schwer, es dir jetzt zu sagen«, begann Lois nach einer Weile. »Du kleine Heiratsvermittlerin! Mr. Dorn ist wahrscheinlich verheiratet und hat eine große Familie. Wir wollen nicht mehr über ihn sprechen.« Plötzlich kam ihr ein anderer Gedanke. »Willst du nicht einmal diese große Stadt bei Nacht sehen, mit all ihren Lichtern? Ich will sie dir zeigen.« Sie ging zu den Schiebefenstern und öffnete sie. »Bei Tag ist es verboten, auf den Balkon zu gehen, aber jetzt ist es wundervoll!«
    Sie trat auf den Balkon hinaus und ging zu dem Geländer, legte ihre Hand darauf und schaute auf die Straße hinunter, die wie ein langes Band vorbeilief. Dann fühlte sie plötzlich, wie sich der Balkon langsam unter ihr senkte.
    Entsetzt wandte sie sich um und sprang zum Fenster zurück; aber in diesem Augenblick ertönte ein lauter Krach, und der Steinboden unter ihr fiel in die Tiefe.

11
    Beim Fallen griff Lois wild nach einem Halt, und ihre Finger faßten einen vorspringenden Stein in der Mauer; der Ruck riß ihr beinahe die Arme aus den Schultergelenken, aber für einen Augenblick hatte sie Halt.
    Sie hörte den Schreckensschrei Lizzys.
    »Wo bist du? Ach, um Gottes willen, halte dich fest, Lois! Ich hole Hilfe!«
    Lois blickte nach oben und sah, wie Lizzy ins Zimmer stürzte. Furchtbare Sekunden vergingen. Sie fühlte einen Schmerz in den Schultern, und in ihrem Kopf begann sich alles zu drehen.
    Sie konnte sich nicht länger halten. Kam denn niemand, um sie zu retten? Ihre Sinne wollten schwinden, ihre Finger krampften sich um den Stein, aber er bröckelte ab. Sie verlor den Halt und stürzte ab, aber gerade in dem Augenblick, als ihre Finger losließen, packte sie eine große, feste Faust am Handgelenk - sie fühlte, wie sie hinaufgezogen wurde, eine andere Hand ergriff sie und zog sie ganz ins Zimmer. Sie sah in das abstoßende Gesicht des Butlers.
    Er legte sie auf das Bett, ging dann zu dem Fenster, kniete nieder und

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