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037 - Die seltsame Gräfin

037 - Die seltsame Gräfin

Titel: 037 - Die seltsame Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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heute abend, aber bestimmt morgen früh.«
    Er händigte Wills eine Notiz mit der Adresse der Agenten aus, und der schweigsame Mann entfernte sich ohne ein Wort. Er fragte niemals etwas, und das war in Michael Dorns Augen sein größter Vorzug.
    Michael kam von der entgegengesetzten Seite zum Chester Square zurück. Lady Morons großer Rolls Royce stand vor der Einfahrt, und gleich darauf sah er die Gräfin mit ihrem Sohn einsteigen und fortfahren. Sie würde wohl Einkäufe machen und zum Essen zurückkommen, dachte er und schlenderte den Gehsteig entlang. Er verlangsamte seinen Schritt, als er dem Haus gegenüber war. Von Lois war nichts zu sehen, aber Michael Dorn blieb trotzdem in der Nähe. Denn es war nicht Lois, die er zu sehen wünschte. Der Mann, auf den er wartete, kam zehn Minuten nach der Abfahrt der Gräfin aus dem Haus. Er war groß und breitschultrig und hatte ein etwas unangenehmes Gesicht. Michael erkannte den Butler der Lady Moron und folgte ihm in einiger Entfernung, und dies brachte ihm mancherlei Vorteil und Aufklärung.

10
    Die Gräfin von Moron hatte, wie Lois entdeckte, eine sonderbare Lieblingsbeschäftigung. Sie liebte Zusammensetzspiele, die besonders für sie hergestellt wurden - Bilder in Grau und Blau mit merkwürdigen Schattierungen, die einen gewöhnlichen Spieler zur Verzweiflung gebracht hätten. Sie konnte Stunden vor dem großen Tisch in der Bibliothek damit zubringen. Das erzählte sie beim Essen, und Lois bemerkte zum erstenmal eine menschliche Seite an ihrer Herrin. Die Unterhaltung wurde hauptsächlich von den beiden Frauen bestritten. Lord Moron war zwar auch zugegen, aber er schien kaum dazuzugehören. Wenn er gelegentlich sprach, ignorierte ihn seine Mutter, oder sie antwortete ihm nur kurz. Anscheinend war er an diese Behandlung gewöhnt und lehnte sich nicht dagegen auf. Der einzige Bedienstete, der während des Essens erschien, war Braime, gegen den Lois sofort einen Widerwillen faßte. Er war ein schweigsamer Mann mit wenig einnehmendem Gesicht, und obwohl er sehr höflich war, flößte ihr irgend etwas an seiner großen, mächtigen Gestalt Unbehagen ein.
    »Sie haben den Butler nicht gern, Miss Reddle?« fragte die Gräfin, als der Mann einen Augenblick das Zimmer verlassen hatte.
    Lois war erstaunt über das feine Gefühl der Gräfin.
    »Ich weiß noch nicht«, antwortete sie lachend, »ob er mir gefällt.«
    »Man kann sehr zufrieden mit ihm sein«, erwiderte die Gräfin in ihrer majestätischen Art. »Ich liebe große Diener, und daß sein Gesicht nicht gerade anziehend ist, scheint mir ein Vorteil zu sein. Keiner meiner Gäste wird ihn mir zu nehmen versuchen. Man findet es in unseren Kreisen häufig, daß einem die besten Diener von anderen Leuten wegengagiert werden.«
    Und dann erzählte sie von ihrer Vorliebe für Zusammensetzspiele.
    »Braime ist sehr hilfreich und ganz geschickt in diesen Dingen - ich habe ihn schon oft zu Hilfe rufen müssen.«
    »Ist er schon lange bei Ihnen?«
    »Ungefähr sechs Monate. Er wurde mir von jemand empfohlen, der sich um die Besserung von Verbrechern bemüht«, war die verwunderliche Antwort.
    Lois sprang beinahe vom Stuhl auf.
    »Wollen Sie damit sagen, daß er früher im Gefängnis war?« fragte sie bestürzt.
    Lady Moron nickte.
    »Ja, ich glaube, er wurde wegen irgendeiner dummen Sache verurteilt - soweit ich mich entsinne, hatte er Silber gestohlen. Ich habe ihm eine neue Existenzmöglichkeit gegeben - und der Mann ist dankbar.«
    Als der Butler zurückkam, betrachtete Lois ihn sorgfältiger und kritischer. Trotz seiner mächtigen Gestalt bewegte er sich mit leisen, fast katzenhaften Schritten, und seine plumpen Hände handhabten das zerbrechliche Chinaporzellan mit erstaunlicher Geschicklichkeit.
    Lois war angenehm überrascht, daß ihr ein eigenes Mädchen zugeteilt war - ein frisches, gesundes Landkind, das aus dem Dorf der Gräfin in Berkshire stammte. Die Earls von Moron waren wohlhabende Landbesitzer, und Moron House nahe Newbury war einer der hervorragendsten Herrensitze der Grafschaft.
    Das Mädchen besaß die ganze Beredsamkeit ihres Schlages, und Lois war noch nicht lange in ihrem Zimmer, als sie schon erfuhr, daß ihr Mißtrauen gegen den Butler von allen Dienstboten geteilt wurde.
    »Er steckt überall seine Nase hinein und spioniert herum«, sagte das Mädchen. »Wie eine große Katze schleicht er daher. Sie können ihn nicht hören, bis er hinter Ihnen steht. Wir anderen sind ihm nicht gut genug - immer hält

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