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037 - Die seltsame Gräfin

037 - Die seltsame Gräfin

Titel: 037 - Die seltsame Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schaute hinaus. Das abstürzende Mauerwerk hatte eine kleine Menschenmenge angelockt, wie sie sich bei jeder Gelegenheit tags und nachts in London sammelt. Braime sah einen Polizisten kommen, erhob sich, staubte seine Knie sorgfältig ab und schloß das Fenster. Er sagte kein Wort zu dem Mädchen und verließ schweigend das Zimmer.
    Lois war dem Zusammenbruch nahe, ihr Gesicht war totenbleich. Aber ihre Angst war nichts gegen das Entsetzen Lizzys, die wie gelähmt von all diesen Ereignissen war, bis das Stöhnen ihrer Freundin sie wieder zu sich brachte.
    Lois kam aus halber Bewußtlosigkeit wieder zu sich. Sie hatte das Gefühl, als ob sie ertränkt worden sei, dann sah sie wie durch einen Nebel die blasse Lizzy mit einem Glas Wasser in der Hand vor sich stehen.
    »Du hast Glück gehabt, beinahe -«, stieß sie hervor.
    Diese Worte erinnerten Lois an etwas - sie hatte sie schon früher gehört. Dann besann sie sich plötzlich auf das Auto, das sie beinahe überfahren hätte, und an die Worte Mike Dorns. Sie richtete sich auf und fand, daß ihre Vorstellung vom Ertrinken nicht ganz illusorisch war, denn Lizzy war sehr verschwenderisch im Verbrauch von Wasser gewesen.
    Sie stand kaum auf ihren Füßen, als es an der Tür klopfte und der Butler mit einem Polizisten hereinkam.
    »Der Beamte möchte den Balkon sehen«, sagte Braime und öffnete das Fenster zur Besichtigung.
    Mit Hilfe seiner Lampe nahm der Polizist eine kurze Untersuchung vor und kam ins Zimmer zurück. Er sah Lois sonderbar an.
    »Sie sind einer großen Gefahr entronnen, Fräulein«, sagte er. »In der Platte, auf die Sie traten, war ein alter Riß. Ich möchte auch die anderen Balkone sehen«, wandte er sich an den Butler und verschwand mit ihm.
    Das war das zweite merkwürdige Ereignis in wenigen Tagen - ein Schauder packte Lois. Unter welchen bösen Einflüssen stand sie? Zum erstenmal wünschte sie, daß sie wieder zu ihrem behaglichen kleinen Heim in der Charlotte Street zurückkehren könne, und verabschiedete sich mit aufrichtigem Bedauern von Lizzy. Bald darauf kam die Gräfin nach Hause und ging sofort in Lois' Zimmer, als sie von dem Unfall hörte. Das Mädchen war gerade dabei, sich auszukleiden.
    »Ich wußte, daß der Balkon schadhaft war, und sagte dem Butler, daß stets das Schutzgitter festgemacht bleiben solle. Wo ist denn das Gitter?«
    »Es war diesen Nachmittag noch da. Als ich zum Essen hinunterging, sah ich es nicht mehr«, antwortete Lois. »Ich dachte, es wäre fortgenommen worden, damit die Fenster geschlossen werden können.«
    Die Gräfin sah nachdenklich aus.
    »Da steckt mehr dahinter, als ich im Moment zu denken wage. Ich hoffe, Sie können schlafen, Miss Reddle. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie leid mir das tut. Wie wurden Sie denn gerettet?«
    Lois erzählte es ihr, und Lady Moron nickte.
    »Braime? Was hatte er denn um diese Zeit im dritten Stock zu tun?«
    Sie blickte das Mädchen forschend an und ging dann in ihre eigenen Räume, ohne noch ein Wort zu sagen.
    Erst um zwei Uhr morgens konnte Lois einschlafen; ihre Nervenkraft war zu Ende, und sie schreckte bei dem geringsten Geräusch auf. Etwas hielt sie wach - sie versuchte sich an etwas zu erinnern. Ein Gedanke arbeitete unaufhörlich in ihrem Unterbewußtsein, wollte an die Oberfläche dringen und ließ sie immer wacher werden. Schon zweimal hatte sie sich Wasser vom Waschtisch geholt, als sie jetzt zu ihrem Bett zurückkam, wußte sie es plötzlich.
    »Sie müssen Ihre Tür geschlossen halten - selbst in dem Palais der Gräfin von Moron!«
    Michael Dorns Warnung! Sie ging zu der Tür und suchte nach dem Schlüssel, aber sie fand keinen. Ebensowenig war ein Riegel vorhanden. Schnell drehte sie das Licht an, nahm einen der kleinen Stühle, trug ihn an die Tür und stellte ihn mit der Lehne gegen den Griff. Dann legte sie sich wieder nieder und schlief in wenigen Sekunden ein.
    Als sie am nächsten Morgen erwachte, schien die Sonne in ihr Zimmer. Sie hörte ein leises Klopfen an der Tür, sprang aus dem Bett und zog den Stuhl fort.
    »Guten Morgen, Fräulein«, sagte das Mädchen liebenswürdig. Sie hätte gar zu gern den Vorfall der letzten Nacht mit ihr besprochen, aber Lois war nicht dazu aufgelegt.
    »Die Gräfin ist sehr aufgeregt und hat die ganze Nacht nicht geschlafen. Sie fragte mich, ob ich Sie wegen des Balkons nicht gewarnt hätte. Ich sagte natürlich, daß ich das getan hätte, aber nur für tagsüber - ich wußte nicht, daß er schadhaft war. Ich bin

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