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037 - Die seltsame Gräfin

037 - Die seltsame Gräfin

Titel: 037 - Die seltsame Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Westentasche. »Erkennen Sie das wieder?«
    Sie war sehr erstaunt.
    »Das wurde aus meinem Kleid gerissen, als das Auto -«
    »Ja, ich fand es noch an dem Wagen hängen. Die Leute, die ihn einstellten, waren in solcher Eile, daß sie nicht einmal den Versuch machten, ihren Wagen zu betrachten oder ihn zu reinigen.«
    »Aber wer - wer ist denn mein Feind?« fragte sie leise.
    »Eines Tages werde ich Ihnen seinen Namen nennen -ich fürchte, ich habe Ihnen schon zuviel erzählt und habe mich selbst schon etwas verdächtig gemacht. Ich kann nur hoffen, daß Sie sich in acht nehmen, wenn Sie wissen, daß ich auf dem Posten bin. Am besten verlassen Sie dieses Haus sofort, spätestens heute abend.«
    »Nein, das ist unmöglich.«
    Er nickte.
    »Nun gut.« Er schaute sich um und betrachtete Lady Moron, die in der Tür der Bibliothek stand und sich lebhaft mit Chesney Praye unterhielt. Plötzlich sah er, wie der Mann mit dem roten Gesicht ihn anschaute. »Ich wünsche Sie zu sprechen, Praye.«
    Dorn ging aus dem Haus und wartete auf dem Gehsteig auf ihn.
    »Sehen Sie einmal -«, begann der andere mit lauter Stimme.
    »Wollen Sie wohl leiser sprechen - ich bin nicht taub. Es ist jetzt überhaupt nicht an Ihnen, zu reden. Haben Sie mich verstanden? Heute morgen war ich im Indian Office und habe den Staatssekretär gesprochen. Es wird keine Schwierigkeiten machen, wegen der Delhi-Affäre einen Haftbefehl gegen Sie auszufertigen, wenn ich den Antrag stelle. Also merken sie sich erstens diese Tatsache. Zweitens: Wenn Lois Reddle nur das geringste Leid geschieht und ich entdecke, daß Sie Ihre Hand im Spiel gehabt haben, dann verfolge ich Sie, und sollte es durch neun Höllen sein - und ich kriege Sie! Überlegen Sie sich das!«
    Er nickte kurz, drehte sich um und ging fort. Chesney Praye blieb sprachlos vor Wut und Furcht stehen.

17
    Lois empfand es als eine Liebenswürdigkeit der Gräfin, daß sie ihr den Nachmittag und den Abend freigab.
    »Meine Liebe, ich werde froh sein, wenn ich Sie los bin«, sagte Lady Moron ganz offen. »Dieser niederträchtige Dorn hat mich wirklich aufgeregt. Aber ich will meine Empörung nicht auf Sie übertragen. Gehen Sie aus und vergessen Sie, daß es dieses Haus gibt. Wenn Sie heute abend gerne noch ins Theater gehen wollen, dann tun Sie es ruhig; ich werde dem Bediensteten, der Nachtdienst hat, den Auftrag geben, auf Sie zu warten. Ich habe eben vom Krankenhaus gehört, daß Braime das Bewußtsein wiedererlangt hat - vielleicht wird uns sein Bericht den sonderbaren Vorfall aufklären. Ich habe die Bibliothek durchsuchen lassen, aber man fand nicht das geringste, was in Zusammenhang mit dem Unglücksfall stehen könnte. Ich bezweifle, daß selbst der kluge Mr. Dorn erfolgreicher gewesen wäre«, sagte sie, und ihre Worte hatten einen spöttischen Unterton.
    Lois freute sich, daß sie gehen konnte, und ihr erster Gedanke war, ihre Freundin aufzusuchen und ihr all ihre Erlebnisse mitzuteilen. Sie machte sich auf den Weg zum Büro in der Bedford Row, und als sie den ihr so vertrauten Hauseingang erreichte, sah sie den alten Fordwagen vor der Tür. Daneben stand Mr. Shaddles, der sich eben die Handschuhe anzog und fortfahren wollte.
    Er wohnte in Hampstead und benützte jeden Tag als erster und als letzter den ausgedienten Wagen. Er schaute sie unfreundlich an, als sie die Treppe hochkam.
    »Nun?« fragte er. »Kommen Sie zu uns zurück? Sind Sie mit Ihrer Stellung nicht mehr zufrieden? Ich dachte mir schon, daß Sie sich zur Privatsekretärin nicht recht eignen würden.«
    »Ich bin nicht unzufrieden mit meiner Beschäftigung, aber ich gehe trotzdem wieder fort«, sagte sie lächelnd.
    »Junge Leute müssen immer Veränderung haben«, erwiderte Mr. Shaddles vorwurfsvoll. »Das ist nun einmal die unruhige Jugend. Wie lange waren Sie bei mir?«
    »Ein paar Jahre, Mr. Shaddles.«
    »Zwei Jahre, neun Monate und sieben Tage«, entgegnete er schnell. »Das scheint Ihnen vermutlich wie eine Ewigkeit, mein kleines Fräulein? Für mich ist es aber«, er schnippte mit den Fingern, »als ob Sie gestern zu mir gekommen wären. Ich habe Sie von Leith geholt - einer meiner Klienten erzählte mir von Ihnen -, und ich gab Ihnen die Möglichkeit, vorwärtszukommen. Wie?«
    »Das ist richtig«, sagte sie und wunderte sich, warum er sich plötzlich an all das erinnerte.
    »Ach ja!« Er schaute zum Himmel, als ob er irgendwelche Inspiration oder Zustimmung von dort erwartete. »Also Sie möchten gern wieder Ihre alte

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