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037 - Enthüllungen

037 - Enthüllungen

Titel: 037 - Enthüllungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Meduse ins Antlitz geschaut. Demonstrativ hob er seinen Taster in die Höhe, um Eddie einen Blick aufs Display zu gewähren. »Mr. Hacker hat den allgemeinen Rückzug befohlen«, stellte er mit harter Stimme klar, »und nach Mr. Black und Mr. White ist er der Boss! Hier tauchen jeden Moment Stadtwachen und WCA auf, um zu sehen, was der Lärm zu bedeuten hat. Wir dürfen keine Sekunde mehr verlieren.«
    Wie zur Bestätigung knatterten zwei Crossräder auf die Brücke, um die versprengten Running Men abzuholen. Eddie verharrte trotz mehrmaliger Aufforderung weiter am Geländer, in der Hoffnung, noch ein Lebenszeichen der Zielperson zu finden. Die Sekunden verrannen, aber alles was er in der reißenden Strömung ausmachen konnte, waren zwei blaugraue Schatten, die durch das aufgeschäumte Wasser trieben.
    Es waren Kaimare auf der Suche nach lohnender Beute. Sorgfältig tasteten die dreiäugigen Reptilien die Umgebung ab, bis sie mit einer geschmeidigen Bewegung abtauchten. Ein letzter Schlag mit dem geschuppten Schwanz und die dunklen Fluten des Potomac hatten sie verschluckt.
    Eddie ließ noch eine Minute verstreichen, dann gab er seufzend auf. Im Stillen hoffte er sogar, dass Commander Drax bereits ertrunken war. Bei lebendigem Leib zerrissen zu werden wünschte er nicht mal seinem schlimmsten Feind.
    Widerwillig nahm er hinter dem drängenden Fahrer Platz. Bevor das Motorrad mit hochgerissenem Vorderrad davon brauste, warf Eddie einen letzten Blick auf den Fluss, dessen Wogen sich glätteten, als hätte es nie einen 3- MAT gegeben.
    Kein Zweifel, Matthew Drax, der Mann aus der Vergangenheit war tot.
    ***
    Lynne Crow hatte das zertrümmerte Stadttor kaum durchschritten, als eine scharfe Böe über die Rooseveltbrücke fegte und ihr offenes Haar wie eine zerrissene Fahne im Wind flattern ließ. Ärgerlich bändigte sie die widerspenstige Mähne mit zwei schnellen Griffen und stülpte sich die graue Kapuze des eng anliegenden Synthokombis über den Kopf.
    Ihre ohnehin miese Laune sank endgültig auf den Nullpunkt, als sie das Schlachtfeld sah, das sich vor ihr ausbreitete. Sie wusste zwar noch nicht genau, was hier vorgefallen war, aber eins stand schon mal fest: Der 1. Juni 2517 würde als rabenschwarzer Tag in die Protokolle der World Council Agency eingehen.
    Nur wenige Schritte vor ihr wurde die Fahrbahn von einem Stahltor blockiert, das so verbogen war, als hätte eine Planierraupe darauf Walzer getanzt. Dahinter führte eine breite Spur aus Reifenabrieb, Brandflecken und Trümmerteilen zu einem riesigen Loch im Brückengeländer.
    »Verdammt«, murmelte Lynne, während sie sich die Bescherung ansah. »Heute geht aber auch alles schief.«
    Dabei hatte ihr dienstfreier Tag der erste seit drei Wochen so vielversprechend begonnen. Mit einer Flasche Rotwein aus dem persönlichem Depot ihres Vaters bewaffnet, hatte sie es sich im Bett von Corporal Henström bequem gemacht, doch bevor ihr heißer Clinch in die entscheidende Phase gehen konnte, durchkreuzten die Alarmsirenen ihre süßen Freizeitpläne. Als Tochter des obersten Sicherheitschefs konnte Lynne sich schlecht vor der Allgemeinen Mobilmachung drücken, also war sie auf dem schnellsten Weg zur Rooseveltbrücke geeilt, um die gemeldeten Tumulte zu untersuchen.
    Routiniert machte sie sich daran, die Spuren zu sichern.
    Viel gab es nicht zu erfahren. Die vier überwältigten Torposten lagen noch bewusstlos im Zollhaus und ihre herbeigeeilten Kameraden zitterten viel zu sehr vor den grau uniformierten Equalizern, um irgendwelche Unterstützung zu leisten. Lynne konnte die ängstliche Distanz, mit der man ihr begegnete, geradezu fühlen.
    Jede der anwesenden Stadtwachen, die Tor und Brücke weiträumig abschirmten, wusste, dass die schlanke Frau mit den feuerroten Haaren zu denen die unter der Erde leben gehörte; jenen geheimnisvollen Personen, die sich kaum in Waashton sehen ließen, die Stadt aber in Wirklichkeit beherrschten.
    Lynne schenkte den Memmen von der Oberfläche keine weitere Beachtung, sondern marschierte mit weit ausholenden Schritten über die Brücke, um sich das demolierte Geländer anzusehen. Was auch immer hier durchgebrochen und in den Potomac gestürzt war, musste riesengroß gewesen sein.
    »Captain?« Ein dunkelhäutiger Equalizer, knapp zwanzig Jahre alt, trat auf sie zu.
    Lynne taxierte ihn wohlwollend. Der Knabe sah gar nicht übel aus. Vielleicht endete dieser Sondereinsatz noch wesentlich erfreulicher als er begonnen hatte?
    »Wir

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