Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
037 - Enthüllungen

037 - Enthüllungen

Titel: 037 - Enthüllungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
schwere Stahltür, die sich geräuschlos in den gut geölten Angeln drehte. Auf leisen Sohlen schlüpfte er mit
    »Honeybutt« Hardy durch den schmalen Spalt und schloss die Tür hinter ihnen sofort wieder.
    Von dieser Seite aus wirkte der Zugang völlig verrottet, als ob er seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden wäre. Der Eindruck war beabsichtigt. Kein zufälliger Besucher des Kennedy Centers sollte auf die Idee kommen, dass dahinter eine Treppe in die geheimen Kellerräumen führte, in denen die Running Men ihr Hauptquartier eingerichtet hatten.
    Wer nur Schutz vor einem Regenschauer suchte, wagte sich sowieso nicht allzu tief in die verfallene Ruine, die ganz den Anschein machte, als ob sie jeden Moment zusammenstürzen würde. Das giftige Efeugewächs, das an Decken und Wänden rankte, hielt ebenfalls Neugierige auf Distanz. Die Sicknisskletterpflanze war für einen brennenden Ausschlag bekannt, der schon durch bloßen Hautkontakt mit den Blättern ausgelöst wurde. Trotzdem schlüpften Eddie und Honeybutt ohne Scheu unter einem dichten Rankenvorhang hindurch. Sie wussten, dass es sich um genetisch manipulierte Pflanzen handelte, die völlig harmlos waren.
    Die beiden Rebellen waren nicht mehr als zwei Schatten, die an den verfallenen Wänden entlang huschten. Ihre Fähigkeit, mit der Umgebung zu verschmelzen, war ihnen im Laufe der Jahre in Fleisch und Blut übergegangen. Nach allen Seiten sichernd, arbeiteten sie sich durch das Labyrinth der Gänge empor, bis sie den Haupteingang des ehemaligen Museums erreichten.
    Der verwilderte Park, der die Ruine umgab, wirkte ruhig, fast beschaulich. Nichts deutete auf die dramatischen Ereignisse des Vortages hin; es waren auch keine Stadtwachen oder Equalizer zu sehen, die die Gegend durchkämmten.
    Eddie und Honeybutt strichen ihre wildledernen Jacken und Hosen glatt, legten einander die Arme um die Hüften und traten ganz offen aus dem Gebäude. Für einen zufälligen Beobachter wirkten sie wie ein Pärchen, das für kurze Zeit die Einsamkeit gesucht hatte und sich nun auf dem Weg zurück in die Stadt machte. Ein viel unauffälligerer Anblick, als wenn sie auf allen vieren durch das hüfthohe Gras geschlichen wären.
    Zu ihrer Überraschung befanden sie sich allein auf weiter Flur. Die Obdachlosen, die sich sonst im Park herumdrückten, waren vor der geballten Staatspräsenz der letzten vierundzwanzig Stunden geflohen. Nur am Rande der verwilderten Grünfläche hockten drei in Kapuzenumhänge gehüllte Gestalten um ein kleines Lagerfeuer. Einer von ihnen stierte kurz herüber, wandte aber sofort den Blick ab, als ihn Eddie näher fixierte.
    Arme Sau, dachte der Rebell. Wenn du wüsstest, dass ich dafür kämpfe, dass Leute wie du einmal ein besseres Leben haben.
    Ein kalter Schauer durchlief Eddies jungen Körper, während er sich zum tausendsten Mal fragte, ob sie überhaupt den Hauch einer Chance im Kampf gegen den übermächtigen Gegner besaßen.
    Zitternd drückte er Honeybutt an sich, und sie ließ ihn gewähren. Vielleicht, weil sie von ähnlich dunklen Vorahnungen geplagt wurde. Eng umschlungen marschierten sie in Richtung Foggy Bottom, dem Händlerviertel, wo es alles zu kaufen gab für jene, die den Preis zahlen konnten.
    Wenn die beiden einen Blick über die Schulter geworfen hätten, wäre ihnen aufgefallen, dass die zerlumpten Gestalten am Feuer plötzlich in Bewegung gerieten. Vielleicht hätte sie dieses Verhalten misstrauisch gemacht, aber sie wären sicher nicht im Traum darauf gekommen, dass es sich bei einem der Kuttenträger um den tot geglaubten Matt Drax handelte…
    »Der Schnauzbart gehörte zu den falschen Torposten«, versicherte Matt gerade. »Das ist ein Running Men, ganz sicher!«
    »Und du willst dich wirklich an seine Fersen heften?«, erkundigte sich Bel'ar ängstlich, als ob ihr plötzlich Bedenken wegen des gefassten Planes kämen. »Was ist, wenn sie dich beim Anbringen erwischen oder vorzeitig enttarnen?«
    »So wie du mich ausstaffiert hast, würde mich selbst Aruula nicht wiedererkennen«, grinste Matt optimistisch.
    In einer geschmeidigen Bewegung warf er seinen weiten Umhang ab. Darunter trug er ein braunes Lederwams und fleckige Leinenhosen. Ein typischer Aufzug für einen Bewohner von Waashton, nur dass die Kleidung in Wirklichkeit aus bionetischer Masse bestand. Genauso wie das schulterlange schwarze Haar und der struppige Rauschebart, die Matt bis zur Unkenntlichkeit maskierten. Die dicke Perücke trieb ihm zwar den

Weitere Kostenlose Bücher