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037 - Enthüllungen

037 - Enthüllungen

Titel: 037 - Enthüllungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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junge Hydrit mit der alten Seele hielt dem strafenden Blick mühelos stand. »Ein Gebot der Vorsicht«, erklärte er mit salbungsvoller Stimme. »Es hätte ja sein können, dass wir getäuscht werden. Willst du mir das etwa nachtragen?«
    »Um Ausreden nie verlegen!« Bel'ar stieß ein verächtliches Schnaufen aus, das ihre Atmungslappen vibrieren ließ. »Da paaren sich zweihundertachtzig Rotationen Lebenserfahrung auf verhängnisvolle Weise mit jugendlichem Übermut.«
    Quart'ols Augen funkelten auf, als wollte er die Beobachterin mit seinen Blicken erdolchen. Der Greis in ihm konnte es nur schwer ertragen, derart abgekanzelt zu werden, doch er besaß auch genügend Weisheit, um das Streitgespräch nicht noch weiter zu treiben. Matt hütete sich ebenfalls davor, Öl aufs Feuer zu gießen. Er wusste nur zu gut, dass der Seelenwanderer in einen Klon hatte schlüpfen müssen, der eigentlich noch zu jung für eine Geistesübertragung war. Schmerzhaft wurde ihm wieder einmal bewusst, dass er den Tod von Quart'ols altem Körper mit verschuldet hatte.
    Ehe sich ein peinlich berührtes Schweigen ausbreiten konnte, lenkte Mer'ol das Gespräch zurück aufs Wesentliche.
    »Habe ich das vorhin richtig verstanden?«, fragte er. »Du hast etwas über Nag'or erfahren?«
    Die Equalizer hatte den Knotenpunkt der Kameraleitungen mittlerweile repariert und begaben sich zurück an die Oberfläche. Kug'or strich mit einer sanften Handbewegung über das Flüssigkeitsgebilde, das daraufhin in sich zusammenfloss. Sekunden später wurde die Korallenscheibe von einer planen, etwa zwanzig Zentimeter dicken Schicht bedeckt, ohne dass auch nur ein Tropfen über den Rand geflossen wäre. Irgendeine unsichtbare Kraft schien das Wasser in Form zu halten, als würde es auf Magnetismus oder etwas Ähnliches ansprechen.
    Matt ließ sich seine Verblüffung über dieses unglaubliche Phänomen nicht anmerken, sondern erzählte in komprimierter Form, was ihm seit seiner Rückkehr an die Oberfläche widerfahren war. Über die Machenschaften von General Crow hatte er die Hydriten seinerzeit schon informiert, nun konnte er ihnen etwas mehr über die Running Men und ihren Kampf gegen den Weltrat erzählen. Als er schließlich berichtete, wie ihn der falsche Dave McKenzie über Wochen getäuscht hatte, konnten selbst die friedliebenden Hydriten kaum noch an sich halten.
    »Wie kann man nur so niederträchtig sein!«, knackte Bel'ar empört.
    »Typisch Mensch!«, entfuhr es Mer'ol, doch nach einem Blick in Matts Richtung schien er seine Worte sofort zu bedauern. »Und dein richtiger Freund wird wie Nag'or in einem Glastank gefangen gehalten?«
    »Sie sind beide geschwächt und werden in einem komatösen Zustand gehalten«, bestätigte Matt. »Wenn ich die Gedanken eures Beobachters richtig sortieren konnte, hat man ihn gezwungen, Daves Gedanken auf diesen Hollyday zu duplizieren.«
    »Ein unglaublicher Vorgang«, empörte sich Quart'ol. »So etwas hat es in der Geschichte der Hydriten noch nie gegeben. Ein Wunder, dass Nag'or es überlebt hat!«
    Plötzlich redeten die Hydriten alle durcheinander, sodass Matt trotz der gespeicherten Sprachelemente nicht mehr folgen konnte. Nach einigen Minuten flaute der Protest aber wieder ab und Ratlosigkeit machte sich breit. Schließlich fasste Bel'ar die trübe Stimmung der Hydriten zusammen: »Was sollen wir jetzt nur tun? Wir haben uns in den letzten Wochen nicht einmal weit genug an die Oberfläche gewagt, um eine von Nag'ors Botschaften auffangen zu können wie sollen wir ihn dann aus den Fängen von bewaffneten Rebellen befreien?«
    »Ich helfe euch«, versicherte Matthew grimmig. »Bislang wissen nur die Running Men von eurer Existenz. Wir müssen vor allem verhindern, dass der Weltrat auf euch aufmerksam wird.«
    »Aber du kannst deinen und unseren Freund nicht im Alleingang aus der Gefangenschaft befreien«, dämpfte Bel'ar seinen Optimismus.
    »Mit purer Gewalt ist sicher nichts zu machen«, stimmte Matt zu. »Aber mit dem nötigen Wissen«, dabei warf er einen vielsagenden Blick auf die Korallenplatte, »und einem guten Plan kann es funktionieren.«
    »Genau!«, rief Quart'ol begeistert. »Machen wir es wie das A-Team! Takatakataka!« Und er schwenkte sein Schallgewehr in Rambomanier umher.
    Die übrigen Hydriten starrten ihn verwirrt an, denn ihnen fehlten die menschlichen Fernseherinnerungen einer glücklichen Jugend, auf die Quart'ol seit seinem Seelenaufenthalt in Matts Körper immer wieder gerne

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