037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
erwiderte Jack und warf Mariah einen Blick zu, der ihr die Schuld daran zu geben schien, dass er sich dieses Geplapper anhören musste.
„Hat sie alle aus Indien mitgebracht“, fuhr Mercy fort. „Das und dann noch alle möglichen Schwerter und Schilder und Truhen voller Federn, und Öle. Und war immer nur in seine Bücher vertieft. Jedenfalls bis Miss Mariah kam.“ Sie grinste.
„Danach hatte er für Bücher keine Zeit mehr. Hatte nur noch Augen für sie .“
„Wirklich, Mercy“, sagte Mariah eilig, „ich bin mir sicher, dass dies für Mr. St. Lawrence völlig uninteressant ist.“
„Nein, überhaupt nicht“, protestierte Jack. „Was war denn der Gutsherr für ein Mann?“
„Sehr gut aussehend in seinen jungen Jahren.“ Mercy ignorierte Mariahs wachsende Verärgerung. „Groß, aber nicht hager. Silbernes Haar. Gebildeter Mann. Und hatte seine Angewohnheiten. Die Köchin sagt, er trank immer einen Brandy davor und sein ...“
„Mercy!“, fuhr Mariah auf, worauf die alte Frau sie verwundert ansah. „Hör auf, Mr. St. Lawrence mit Dienstbotengeschwätz zu langweilen.“
„Oh, unterschätzen Sie nicht mein Interesse an Klatsch und Tratsch, Mrs. Eller. Ich bin ganz Ohr.“ Er schenkte Mercy ein Lächeln, das sie geschmeichelt erwiderte. „Fahren Sie doch fort.“
„Er war lange Zeit Junggeselle.“ Mercy gluckste. „Sagte immer, wieso soll ich eine einzige Blume pflücken, wenn ich mich an einem ganzen Garten erfreuen kann?“
„Eine verständliche Frage“, sagte Jack. „Was hat ihn seine Meinung ändern lassen?“
„Die Herrin natürlich. Er fuhr eines Tages nach Lincoln, wie gewöhnlich, und kam einige Tage später mit einer Braut zurück. Sagte, er habe sich gefühlt, als habe ihn der Blitz getroffen, als er sie sah. Völlig hin und weg von ihrer Schönheit war er.“
Und nicht nur von ihrer Schönheit. Mariah wurde rot. Sie hatte nicht die geringste Lust, dass Mercy ihre Erzählung fortsetzte und Jack die verklärte Fabel ihres ersten Treffens auf die Nase band. Ihr Mann hatte gerne davon erzählt, um sie aufzuziehen und um die Neugier der Dienstboten zu befriedigen.
„Ihr Vater war gerade gestorben, und der alte Mason brauchte dringend eine Frau.
Er hat keine Zeit verschwendet. War wie ein Kind mit Weihnachtsbonbons. Hat sie gleich den nächsten Tag geheiratet.“ Mercy warf ihr ein verschmitztes Lächeln zu.
„Ein kleines schmächtiges Mädel war sie, unsere Miss Mariah. Hat die ersten Tage kaum den Mund aufbekommen.“
„Das sieht ihr gar nicht ähnlich“, sagte Jack mit einem Seitenblick auf Mariah.
Die Magd kicherte und ignorierte das warnende Räuspern ihrer Herrin.
„Sie kam aus einer vornehmen Familie. Der Gutsherr musste ihr alles beibringen.“
„ Alles ?“ Jack legte beide Hände auf den Knauf seines Stocks und inspizierte Mariah.
„Er muss ein geduldiger Mann gewesen sein.“
„Alles über ...“
„Mercy, wir werden erst in einigen Stunden in Lincoln sein“, unterbrach sie Mariah bestimmt. „Du solltest dich ausruhen, solange du die Möglichkeit hast.“
Mercy, die nun endlich verstand, dass ihre Herrin sie zum Schweigen bringen wollte, lehnte sich zurück in eine Ecke, seufzte resigniert und schloss die Augen. Kurz darauf setzte ein leises Schnarchen ein, und Mariah atmete auf.
Als sie aufsah, bemerkte sie Jacks Blick.
„Wie alt war – Ihr Mann?“, fragte er.
Sie verfluchte Mercy dafür, dass sie seine Neugier geweckt hatte.
„Älter als ich.“
„Wie viel älter?“ Sein Blick wurde bohrender.
„Ich glaube kaum, dass dies hier und jetzt von Belang ist.“ Sie zog einen kleinen Schreibblock und einen Stift aus ihrem Retikül. „Sagen Sie mir lieber, was die Lieblingsfarbe des Prinzen ist.“
„Sie haben ihn nach nur einem Tag geheiratet? Eine ungewöhnlich kurzes Kennenlernen.“
„Das scheint mein Schicksal zu sein.“ Sie blickte konzentriert auf ihren Block und versuchte, das Thema zu wechseln. „Ich habe mir überlegt, mir einige Kleidungsstücke in der Lieblingsfarbe des Prinzen zuzulegen. Hat er eher eine Vorliebe für Satin oder für Damast?“
„Ihr Vater war also gestorben. Wer hat dann die Heirat arrangiert?“ Er beugte sich vor.
„Ein Richter, der davon überzeugt war, dass ich einen Ehemann brauchte.“
„Brauchte?“ Er zog die Augenbrauen hoch.
„Ich war ganz auf mich alleine gestellt“, sagte sie nüchtern. „Der Richter stellte uns einander vor, und Mr. Eller hielt auf der Stelle um meine Hand
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