037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
an.“
„Wie alt waren Sie?“
„Alt genug.“
Eine Weile blieb er stumm und schien nachzudenken. Sie hasste das Gefühl, von ihm wie eine Weihnachtsgans inspiziert und beurteilt zu werden.
„Und wie lange waren Sie verheiratet?“, fuhr er schließlich fort.
„Es ist ein bisschen spät dafür, Nachforschungen über mich anzustellen, meinen Sie nicht auch?“
„Zehn Jahre? Zwölf?“, bohrte er weiter.
„Über sieben Jahre.“ Lange, ereignisreiche Jahre, die sie erfolgreich aus ihren Gedanken verbannt hatte, einschließlich der Federn, des Öls und allen anderen Zutaten. Bis letzte Woche.
„Und während dieser Zeit hat er Ihnen also einiges beigebracht .“ Er lehnte sich weiter nach vorne und sah sie aus seinen ungewöhnlichen, bernsteinfarbenen Augen an. Er hatte nicht die geringste Absicht, sich einem anderen Thema zuzuwenden. Sie würde ihn am liebsten in die Hölle jagen. Es gab nichts Schlimmeres als einen Mann, der die wunde Stelle einer Frau entdeckt hatte.
„Mein Mann hatte viele Facetten.“ Ihr Gesicht erhellte sich, während sie sich darum bemühte, ihre in langen Jahren aufgebaute Beherrschung nicht zu verlieren. „Und das Gleiche gilt sicherlich für den Prinzen. Ihre Hoheit interessiert sich offensichtlich sehr für Musik. Für was noch?“
Jacks Lächeln ließ sie wünschen, dass sie diese Frage nicht gestellt hätte.
„Für Frauen“, sagte er, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Das scheint auch für Ihren Mann gegolten zu haben.“
Seine streitlustige Haltung und sein herausfordernder Gesichtsausdruck hätten sie um ein Haar aus der Fassung gebracht. Doch ihre Wut erlaubte ihr plötzlich, auch seine Schwachstellen zu erkennen. Sie sah sich einem Mann gegenüber, der unter allen Umständen die Kontrolle über jede Situation und über sich selbst behalten wollte. Aus welch anderem Grund war er nach einer durchzechten Nacht mit dem Prinzen als Einziger noch nüchtern?
„Aber natürlich, Mr. St. Lawrence.“ Kontrolle. Sie kannte sich mit Männern aus, die die Kontrolle behalten wollten. Und plötzlich hatte sie ihre kühne, unerschütterliche Seite wiedergefunden, die es ihr ermöglicht hatte, Masons Forderungen nachzukommen, ohne den Mut und die Hoffnung zu verlieren.
Auch sie beugte sich nun vor, um seiner Arroganz die Stirn zu bieten.
„Wenn Sie es genau wissen möchten, dann kann ich Ihnen anvertrauen, dass mein Mann sozusagen ein Frauenkenner war. Sehen Sie, er hat lange im Orient gelebt, wo sinnliche Vergnügungen als normal und sogar erstrebenswert angesehen werden.“
Jack erstarrte.
Sie hatte schon wieder dieses Wort benutzt. Vergnügungen . Sie hatte sich noch weiter vorgebeugt und schaute ihn geradeheraus an. Ihre stürmischen blauen Augen schienen nur darauf zu warten, ihn im ersten unachtsamen Augenblick unter die Oberfläche von Pflicht und Ehrbarkeit, und hinein in den Strudel des Sich-Vergessens zu ziehen. Doch was wäre dies für ein grandioser Untergang ... wenn er dem Begehren gehorchte, das ihn in jener Nacht im Wirtshaus erfasst hatte ... alles um sich herum vergessen und sich seiner wilden, alles verzehrenden Leidenschaft hingeben würde ...
„Sie haben mir noch nicht auf meine Frage nach den Lieblingsfarben geantwortet“, erinnerte sie ihn mit einem kühlen Lächeln.
„Ich habe nicht die geringste Ahnung.“ Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte vor Anspannung, als er sich zurücklehnte und wünschte, er befände sich in einer anderen Kutsche, die die entgegengesetzte Richtung von der ihren einschlagen würde.
„Sicherlich haben Sie schon einmal gehört, dass er eine Vorliebe geäußert hat.“
„Nein, noch nie.“
„Dann könnte die Wahl seiner eigenen Kleidung einen Aufschluss geben.“
„Karierter Plaid“, sagte er kurzangebunden. „Schottenmuster. Grau, braun und schwarz.“
Dieses vermaledeite Weib benahm sich, als handele es sich um eine geschäftliche Angelegenheit: Sie holte Informationen über ihren neuen Beschützer ein, plante wahrscheinlich Gott weiß welche Fallen und Versuchungen für ihr nichtsahnendes Opfer und machte keinen Hehl aus ihrem rein finanziellen Interesse an einer Verbindung mit dem Prinzen. Und was das Schlimmste war: Sie machte ihn zum Komplizen ihrer finsteren Pläne.
„Dann mag er vielleicht bestimmte Parfüms. Welche Düfte bevorzugt er?“
„Seife. Er riecht immer nach Seife . Und Zigarren.“
„Hmm. Ich bezweifle, dass ich bei einem Parfümeur ein Eau de Cigare finden werde.“
Sie
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