037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
Zufriedenheit seiner Frau zu tun haben. Wie können Sie von mir erwarten, dass ich irgendeinen Mann aussuche, ohne ihn gesehen und näher kennengelernt zu haben?“
Sie lehnte sich gegen das Fensterbrett und sah gedankenverloren hinaus, während sie sich mit den Händen über die Arme rieb. Er konnte nicht umhin, ihre anmutigen Hände und die langen, eleganten Finger zu bemerken. Sie sahen aus, als seien sie kräftig genug, um – verdammt, er musste sich wirklich zusammenreißen!
Wieso hatte er ihr bloß alle Namen zur gleichen Zeit gezeigt? Frauen brauchten schließlich schon Wochen, um sich für so etwas Banales wie einen neuen Hut zu entscheiden. Doch Bertie hatte ihn angewiesen, sich nach passenden Kandidaten umzuhören und ihm einige Namen vorzulegen. Namen in der Mehrzahl. Er war der Aufforderung nachgekommen, ohne auf die Idee zu kommen, dass er derjenige sein würde, der die Liste der Witwe vorlegen müsse ... doch was hatte sie da eben gesagt? Er erstarrte, als es ihm wieder einfiel. Sie wollte die zur Auswahl stehenden Männer näherkennenlernen ?
„Dann muss ich sie mir eben selbst ansehen“, sagte sie ruhig.
„Wie bitte?“ Er erwachte aus seiner Erstarrung.
„Ich sagte, dass ich sie mir dann eben selbst ansehen muss, bevor ich meine Entscheidung treffe und einen von ihnen auswähle. Wo leben diese Männer? Ich hoffe, dass Sie immerhin dies herausfinden können.“
„Was genau haben Sie vor?“ Ihr Vorschlag ließ ihn bis ins Mark erschauern.
„Ich beabsichtige, diesen Männern einen Besuch abzustatten, sie zu vergleichen und ... eventuell auszuprobieren, ob sie küssen können.“
„Unterstehen Sie sich.“ Er kam auf sie zu und ballte die Hände zu Fäusten. „Sie können keine Vergnügungsreise durchs ganze Land unternehmen und Küsse von fremden Männern einfordern.“
„Aber dies sind keine fremden Männer. Es sind Männer, die für mich ausgesucht wurden. Und zwar von Ihnen .“ Sie musterte ihn mit kämpferisch gerecktem Kinn.
Ihre Augen blitzten herausfordernd. „Ich glaube nicht, dass es ihnen etwas ausmachen würde, eine kleine Kostprobe ihrer Fähigkeiten als Liebhaber zu liefern.
Männer sind gewöhnlich nicht abgeneigt, einer solchen Bitte nachzukommen.“ Sie grinste spöttisch. „Die meisten Männer jedenfalls.“
Er öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder. Ihm wurde schon wieder unerträglich heiß. Das musste an seinem Zorn liegen, sagte er sich.
„ Sie haben es geschafft, einen meiner Küsse zu überleben.“ Sie sah auf seine Lippen und befeuchtete ihren eigenen Mund. „Können Sie mit reinem Gewissen behaupten, dass es Ihnen unangenehm war und gegen Ihren Willen geschehen ist?“
Sie war nur noch wenige Zoll von ihm entfernt. Ihre Augen leuchteten und ihre Wangen hatten sich rosig verfärbt. Ihre Lippen – diese weichen Lippen, die so aufreizend verführerisch die seinen gefunden hatten – waren feucht und verlockend und so unwiderstehlich nahe.
Er musste seine ganze Willenskraft heraufbeschwören, um sie nicht hier und jetzt zu küssen.
„Das dachte ich mir.“ Ihre Stimme klang rau und sinnlich, als sie zurücktrat. „Dann werden wir morgen früh nach Lincoln aufbrechen, um Mr. Thomas Bickering einen Besuch abzustatten. Sie haben doch eine Kutsche dabei, oder?“
Er nickte. Erst jetzt ging ihm auf, was für eine unmögliche Aufgabe vor ihm lag: mit einer Frau auf der Suche nach einem Ehemann durch die Gegend zu reisen. Noch dazu ging es dabei um eine Frau, die ein halbes Dutzend ausgelassener Männer mit nichts weiter als einer Geige und einem Kessel Rum betört und im Zaum halten konnte. Sie war eine bemerkenswerte Person – bei all ihrer Sinnlichkeit hatte sie schon bewiesen, dass sie genauso viel Kontrolle über sich hatte wie er selbst.
„Wunderbar.“ Sie fing seinen Blick auf und erwiderte ihn mit einem triumphierenden Leuchten. „Während unseres Aufenthalts dort können Sie außerdem zur Bank gehen und dafür sorgen, dass meine Ausgaben gedeckt sind.“
Sie hielt inne und wartete auf seine Antwort, die jedoch nicht kam. Knurrend drehte er sich um und ging zur Tür.
„Kopf hoch, Jack B. Nimble.“ Die Genugtuung, die in ihrer Stimme schwang, bohrte sich wie die Klauen einer Katze in seinen breiten Rücken. „Schon morgen Abend können Sie vielleicht auf meine bevorstehende Hochzeit anstoßen.“
5. KAPITEL
Eine auf Hochglanz polierte schwarze Kutsche stand am nächsten Morgen um neun vor dem Wirtshaus. Der Herbst war
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