037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
in Zukunft so gut es ging zu ignorieren.
Wie selbstverständlich er sein eigener Herr war. Niemand schrieb ihm vor, wer seine Bettgefährtin sein müsse. Wie könnte er da verstehen, wie erniedrigend es für eine Frau war, von einem Mann, und sei er auch ein Prinz, als Freiwild angesehen zu werden?
Wie unappetitlich ihr auch der Gedanke an eine intime Beziehung mit dem Prinzen war, so war es doch der Heiratszwang, der sie am meisten störte. Tief in ihrem Innersten hatte sie heimlich gehofft, dass irgendwann eine neue Liebe in ihr Wirtshaus und in ihr Leben treten würde – jemand, der sie glücklich machen und eine neue Sehnsucht in ihr erwecken würde, mit dem sie Tisch und Bett teilen und den Rest ihres Lebens verbringen könnte. Doch die Forderung des Prinzen, ihm zu Gefallen zu heiraten, bedeutete, dass ihr Traum sich nie erfüllen könnte.
Sie dachte an Thomas Bickering. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er großgewachsen, gut gebaut und muskulös war, mit vollem Haar, in das sie ihre Finger vergraben konnte? Und einem glühenden Blick gesegnet, der ihre Leidenschaft entfachte? Wahrscheinlich eher gering.
Wenn sie doch nur wieder zu ihrem einfachen Leben und ihren unkomplizierten Hoffnungen zurückkehren könnte!
Doch sie wusste, wie unmöglich das war. Von der Sekunde an, in der Jacks Berührungen ihr wieder klargemacht hatten, dass sie eine Frau war und Begehren verspüren konnte, war die Zeit des Trauerns und der Illusion eines einfachen, glücklichen Lebens vorüber.
Sie hatte nun ein anderes Los gezogen. Es lag an ihr, einen Weg zu finden, Probleme und Versuchungen zu überwinden und ein neues Leben zu beginnen. Vielleicht war diese ganze Angelegenheit mit dem Prinzen ein Wink des Schicksals. Könnte es nicht möglich sein, dass sie tatsächlich dazu bestimmt war, mit einem der Männer auf dieser Liste ein neues Glück zu finden? Sie zog das Blatt Papier aus ihrer Tasche und starrte mit einer unguten Vorahnung auf die Namen von Männern, die die Mätresse eines Prinzen heiraten würden, um sich dadurch Vorteile und finanziellen Gewinn zu verschaffen.
Am besten machte sie sich wohl auf das Schlimmste gefasst.
Kurze Zeit darauf verlangsamte der Kutscher die Fahrt, und sie sah aus dem Fenster.
Gerade fuhren sie in Lincoln ein.
Durch den Wechsel in ihrer Geschwindigkeit wachte Jack auf; er rührte sich plötzlich, saß auf und streckte sich. Seine Augenlider waren so schwer wie die eines Mannes, der gerade aus dem Bett gestiegen war, und sein dunkles Haar war leicht zerwühlt, sodass er anrührend verletzlich aussah. Zugänglich. Glücklicherweise wachte Mercy nun ebenfalls auf und beklagte sich, dass ihr nach ihrer unbequemen Schlafstellung alle Knochen wehtäten.
Sie hielten zuerst am „White Hart Hotel“ in der Nähe der Kathedrale, um dort Zimmer zu beziehen und herauszufinden, wo sie wohl das Anwaltsbüro finden könnten, in dem Thomas Bickering beschäftigt war. Der Inhaber des alteingesessenen Gasthauses erklärte ihnen gern den Weg zum Banken- und Anwaltsviertel der Stadt.
Mariah ließ Mercy im Hotel zurück, damit diese ihr Gepäck auspacken könne, und machte sich mit Jack auf den Weg, um die Yarborough Street zu finden.
„Ich gehe als erster hinein“, sagte Jack, der nun wieder förmlich und kurzangebunden war, „und sage ihm ...“
„Gar nichts“, unterbrach sie ihn. „Sie sagen erst einmal kein Wort über den Grund unseres Besuchs. Zuerst muss ich mir ansehen, was für eine Sorte Mann er ist –
davon abgesehen, dass er empfänglich für königliche Bestechung ist.“
„Ich hätte gedacht, das wäre offensichtlich“, sagte er mit schneidender Stimme. „Er ist ein Mann, der eine gute Gelegenheit nutzt, wenn sie sich ihm bietet.“
Sie blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen, da er mit dieser Aussage allem Anschein nach auch etwas über sich selbst offenbart hatte. Als er merkte, dass sie stehen geblieben war, drehte er sich nach ihr um.
„So wie Sie?“ Sie sah ihn eindringlich an, als wolle sie die Fassade von männlichem Pflichtbewusstsein und Dienst an König und Vaterland durchdringen, um einen Blick auf den Mann dahinter zu erhaschen. „Ich frage mich schon seit einiger Zeit, Jack, was Sie eigentlich von dieser ganzen Sache haben werden. Welche gute Gelegenheit wird sich Ihnen wohl bieten, wenn Sie erst einmal eine Mätresse für das Bett des Prinzen angeheuert haben?“
Sein Gesicht verfärbte sich. Ohne ein Wort zu sagen, drehte er sich um und
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