037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
stürmte weiter die Straße entlang.
Nun gut. Er schien also doch ein Gewissen zu haben. Ihm war klar, dass die Position, in die sie gezwungen wurde, nicht zu rechtfertigen war. Es änderte nichts an ihrer Situation, aber diese Entdeckung fühlte sich wie ein bescheidener Sieg an.
Bald stießen sie auf das Anwaltsbüro namens Halliwell, Soames, Makepeace und Bickering. Thomas Bickerings Name war offensichtlich erst kurz vorher dem Schild, das über der Straße hing, hinzugefügt worden, anscheinend war er in der Zwischenzeit zum Teilhaber aufgestiegen. Mariahs Puls beschleunigte sich, als sie dies bemerkte. Zumindest war Mr. Bickering intelligent genug, in seinem Beruf weiterzukommen.
Der Eingangsbereich der Kanzlei sah gediegen und ehrwürdig aus: hölzerne Wandverkleidung, große Fenster und komfortable Ledersessel in einem Wartezimmer, das durch ein schweres Gitter von der Rezeption abgetrennt war. Der junge Mann am Empfang bestätigte, dass Thomas Bickering in der Tat ein Teilhaber der Kanzlei sei und sich momentan auch in seinem Büro befinde.
Mariah schenkte ihm ihr bezauberndstes Lächeln.
„Es wurde uns aus zuverlässiger Quelle, nämlich vom Earl of Chester, zugetragen, dass Mr. Bickering ein äußerst fähiger Anwalt ist. Wir haben eine lange Reise hinter uns und hoffen sehr, dass er uns empfangen kann.“ Der junge Mann sah sie zweifelnd an, und sie überreichte ihm ihre Visitenkarten. „Sicherlich kann er uns einige Minuten seiner wertvollen Zeit gönnen. Wir müssen unbedingt heute schon etwas in die Wege leiten, wenn bis zur Hochzeit alles erledigt sein soll.“ Sie warf einen Seitenblick zu Jack, der ein Gesicht machte, als habe er sich gerade auf die Zunge gebissen.
„Ich werde nachsehen, ob Mr. Bickering abkömmlich ist.“ Der Mann sah von ihr zu Jack und dann auf die Visitenkarten. „Und darf ich Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche aussprechen. Hochzeitspläne scheinen im Moment in der Luft zu liegen.“
Sobald er sich entfernt hatte, trat Jack mit finsterem Blick auf sie zu. „Ihnen ist klar, dass er nun glaubt, dass wir ...“ Er unterbrach sich selbst, um diesen alarmierenden Gedanken nicht aussprechen zu müssen. „Gehen Sie immer so nachlässig mit der Wahrheit um?“
„Ich sehe es eher als eine kreative Interpretation der Tatsachen an“, erwiderte sie ruhig. „Ich kann wohl schlecht in sein Büro stürmen, Rechenschaft über sein Privatleben verlangen und ihn dann informieren, dass er angewiesen ist, mich zu heiraten.“ Spöttisch lächelnd sah sie ihn an. „Das ist schließlich Ihre Aufgabe.“
Der junge Mann kehrte zurück und bat sie, ihm zu folgen. „Sie haben Glück. Obwohl Mr. Bickering heute Nachmittag einen äußerst wichtigen Termin hat, ist er bereit, Sie kurz zu empfangen.“
Mariah hielt den Atem an, als sie in das Büro ihres potenziellen Ehemannes trat.
Thomas Bickering war ein Mann um die Mitte dreißig, mittelgroß, weder muskulös noch schmächtig, mit braunem, schon ergrauendem Haar. Er wirkte etwas erschöpft und saß hinter einem imposanten Schreibtisch inmitten von Kisten, Kartons und halb eingeräumten Regalen. Er hatte wohl gerade erst sein neues Büro bezogen. Als er aufstand, um sie zu begrüßen, achtete sie auf sein Gesicht, das ihr auf Anhieb sympathisch, wenn auch etwas gewöhnlich erschien, seine klaren und intelligenten Augen und seinen festen Handschlag. Er bat sie freundlich, Platz zu nehmen.
„Nun, Miss Eller ...“ Er zupfte etwas verlegen an seinen Manschetten.
„Mrs. Eller, um genau zu sein“, sagte Mariah freundlich. „Ich bin Witwe.“
„Ah.“ Er fischte Papier und einen Federhalter aus dem Chaos, das auf seinem Schreibtisch herrschte. „Ich verstehe. Es handelt sich also um eine zweite Eheschließung. Ich nehme an, es geht um die Absicherung von Besitz?“
„Ich wusste doch, dass der Earl uns an die richtige Person verweisen würde.“ Mariah legte ihre Hand auf Jacks Arm. „Siehst du, wie schnell er die Situation erfasst hat?“
„Und Sie“, er sah auf Jacks Karte, „Mr. St. Lawrence. Waren Sie schon einmal verheiratet?“
„Nein, a-aber ...“
„Mr. St. Lawrence hat einen großen Land- und Immobilienbesitz, aber auch Familienmitglieder, denen er gewisse Versprechen gemacht hat“, sprang Mariah ein.
„Wir wollten uns daher an einen kompetenten Fachmann wenden, um unsere Lage zu besprechen und professionellen Rat einzuholen.“
„Eine kluge Entscheidung.“ Mr. Bickering lächelte Mariah nun voll
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