037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
es?“
Baxter kratzte sich den kahlen Kopf. „Scheint mir nicht wahrscheinlich. Dafür sorgten vor Monaten schon diese Zeitschriftenartikel. Charles Brightmore hat England verlassen. Es gibt keinen Grund, hier nach ihm zu suchen.“ Baxter runzelte die Stirn.
„Denn wenn dieser Kerl tatsächlich nach Charles Brightmore sucht, dann breche ich ihm die Nase. Da kannst du sicher sein. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert, Jinnie.“
Genevieves Anspannung ließ etwas nach. „Ich weiß. Und du hast recht – es ist allgemein bekannt, dass Brightmore England verlassen hat und nicht die Absicht hat, zurückzukehren.“
Baxter nickte. „Trotzdem, Vorsicht zahlt sich immer aus. Aber ich muss sagen, dieser Kerl sieht nicht aus wie so ein Detektiv. Mehr wie ein liebeskranker Verehrer, der gerade heute Morgen eingezogen ist und keine Zeit verschwendet, sondern gleich bei dir vorspricht. Er sagt, er ist gekommen, um sich vorzustellen, weil ihr für die nächsten zwei Wochen Nachbarn sein werdet.“ Er wedelte mit seinen kräftigen Fingern. „Ich war in Versuchung, ihn am Hosenboden zu packen und hinauszuwerfen, mitsamt seinen Geschenken, aber nun, da ich sehe, dass du ein kleines bisschen einsam bist, glaube ich, der Versuchung widerstehen zu können.
Zumindest wenn ein wenig Gesellschaft dich zum Lächeln bringen kann.“
„Es ist immer besser zu vermeiden, jemanden am Hosenboden zu packen und hinauszuwerfen, außer, es ist absolut nötig“, sagte Genevieve so ernst, wie sie es nur vermochte. Dann zog sie die Brauen hoch. „Geschenke?“
„Er hat Blumen mitgebracht.“ Baxter verzog spöttisch den Mund. „Der Kerl sollte wissen, dass eine Frau wie du nur Diamanten verdient.“
Genevieve lachte. „Und du würdest natürlich überhaupt nicht misstrauisch sein, wenn ein Mann, den ich noch nie gesehen habe, mir Diamanten mitbringt.“
Eine unschuldige Miene ließ Baxters grobe Züge einen Moment lang milder erscheinen. „Das würde ich vermutlich, nun, da du es erwähnst.“ Dann runzelte er wieder die Stirn. „Aber heutzutage kann man niemandem mehr trauen. Der Kerl muss gehört haben, dass hier eine schöne Frau lebt, und was ist dann das Erste, was er tut? Kommt mit Blumen hierher, das tut er.“
Genevieve gelang es gerade noch, ein Lachen über Baxters Andeutungen zu unterdrücken. „Es gibt keinen Grund, sich deswegen zu sorgen.“ Dieser Teil ihres Lebens war vorbei. Sie warf einen Blick auf ihre behandschuhten Hände und presste die Lippen zusammen. Die Ärzte nannten ihre Krankheit Arthritis. Sie nannte es den Fluch, der ihr den Mann geraubt hatte, den sie liebte. Den Mann, der es nicht ertragen konnte, wenn sie ihn mit ihren nicht mehr perfekten Händen berührte.
Warum sollte ein anderer Mann ihr Leiden mit anderen Augen betrachten? Die Antwort lautete: Das würde er nicht. Es war egal, ob Mr. Simon Cooper oder sonst wer bei ihr vorsprach. Sie hatte nicht die Absicht zuzulassen, dass man ihr noch einmal wehtat.
Als sie aufsah, bemerkte sie, dass Baxters Blick ihrem gefolgt war. Der Anflug von Mitleid, mit dem er ihre Handschuhe betrachtete, war ihr nicht entgangen. Rasch verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken. Selbst wenn sie Baxters Besorgnis zu schätzen wusste, so wollte sie doch nicht sein Mitleid.
„Wie sieht dieser Mr. Cooper aus?“, fragte sie.
Er sah sie an und runzelte die Stirn. „Wie ein Kerl mit Blumen, den man an seinem Hosenboden hinauswerfen sollte.“
„Ich verstehe. Um welche Blumen handelt es sich?“
„Rosen.“
Ihre Lieblingsblumen. Natürlich konnte Mr. Cooper das nicht wissen.
Unter normalen Umständen hätte sie Baxter gebeten, Mr. Cooper zu sagen, dass sie nicht zu Hause war. Gesellschaftliche Begegnungen außerhalb ihres kleinen Freundeskreises interessierten sie nicht sehr, und abgesehen von gelegentlichen Besuchen im Dorf blieb sie für sich. Doch seit Catherines Fortgehen waren die Umstände nicht mehr normal. Der Besuch eines Rosenkavaliers mochte nicht ideal sein, aber zumindest wäre es eine Abwechslung in der Reihe von langweiligen, einsamen Tagen.
„Du kannst Mr. Cooper hereinführen“, sagte sie zu Baxter.
Nachdem Baxter hinausgegangen war, stand sie auf und ging zum Fenster. Wehmut und Einsamkeit überkamen sie beim Anblick der goldenen Blätter, die an den Fensterscheiben vorüberwehten. Normalerweise würde sie um diese Jahreszeit mit Catherine durch ihren geliebten Garten schlendern und besprechen, welche Pflanzen
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