037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
Wurstfingern mal nach der einen, mal nach der anderen Seite schob, je nachdem, welcher Seite er einen Punkt zusprach. Martindale .
Dieser Anblick ließ nichts Gutes verheißen.
Sie sahen dem Treiben einige Minuten lang zu und versuchten, etwas von dem Wortwechsel zu verstehen. Abgesehen von gelegentlichen zustimmenden Zwischenrufen und der Punkteverteilung konzentrierte der rundliche Professor sich ganz darauf, ein gebratenes Putenbein abzunagen und Bier aus einem riesigen Krug zu trinken. Doch dann bemerkte er, dass Mariah ihn beobachtete.
„He, seht nur – wir haben Gesellschaft, Jungss!“, brüllte er. „Benehmt euch manierlich und macht der Dame Platz!“ Er stand mühsam auf und winkte sie zu sich hinüber. „Kommen Sie zu unss, meine Liebe. Und Sie auch“, er zeigte mit seinem Stock auf Jack, „wer auch immer Sie ssein mögen. Bier – bringt unseren Besuchern Bier!“
„Jack St. Lawrence, Professor Martindale. Und dies ist Mrs. Eller.“ Jack hielt seinen Hut in der einen, Mariahs Ellbogen mit der anderen Hand. Er sah hinüber zu den Stühlen, die die Studenten für sie geräumt hatten, und schob Mariah nach vorne.
„Wir hatten gehofft, eine vertrauliche Unterhaltung mit Ihnen führen zu können.“
Von Seiten der Studenten ertönten nun Rufe von „Hört, hört!“ und „Winnie hat was Privates mit einer Dame zu besprechen?“, gemischt mit spöttischem Lachen und betrunkenem Männergegröle. Winston trieb die Studenten beiseite, wobei er sie als undankbare Tölpel und dumme Schuljungen beschimpfte. Als die drei endlich an dem klebrigen Tisch Platz genommen hatten, wischte Martindale sich die fettigen Hände an seinem Talar ab und unterzog Mariah einer etwas zu ausführlichen Untersuchung.
„Was ist denn sso dringend, dass ich dafür meine Stunde unterbrechen muss?“
Da bemerkte Mariah, dass irgendetwas mit seinen Zähnen nicht stimmte. Sie waren riesig und unnatürlich weiß, und alle so völlig identisch wie die Latten eines Holzzauns. Als er lächelte, sah sie sein graues Zahnfleisch und erkannte, dass es genau wie seine seltsamen Zähne künstlich sein musste. Was sein Nuscheln erklärte.
„Doch ich habe nichtss dagegen, wenn die Unterbrechung von einer der drei Grazien kommt“, sagte er und griff mit anbiedernder Vertraulichkeit nach ihrer Hand.
„Besonderss, wenn es die Schönheit ist.“
„Wir stellen gerade eine Liste von Rednern für eine Vortragsreise zusammen.“
Mariah befreite sich aus seinem Griff und hoffte, dass ihr soeben ersonnener Vorwand einigermaßen glaubwürdig war. „Und wir hatten gehofft, dafür einen Professor zu gewinnen, der über die Fortschritte in den modernen Wissenschaften referieren kann. Das Thema der Vortragsreise wird sein: ‚Birgt die Zukunft noch Geheimnisse?‘ Sie wurden uns empfohlen und wir hoffen, Sie zu den Rednern zählen zu dürfen.“
„Ich wurde Ihnen empfohlen?“ Er schien erst hocherfreut, dann verwirrt. „Von wem?“
Mariah drehte sich zu Jack, der ihr jedoch nur einen betont unbeteiligten Blick zuwarf, und so antwortete sie mit dem ersten Namen, der ihr in den Sinn kam.
„Vom Prinzen von Wales.“
„Vom Prinzen von – der Prinz von Wales hat mich empfohlen? Für eine Lisste von Rednern?“ Er sah sie beide aufmerksam an und schien plötzlich eine Erleuchtung zu haben.
„Ssie meinen aber doch eigentlich eine ganz andere Lisste, stimmt’ss? Dann bin ich also wieder auf der Lisste!“ Er schlug freudig die Hände zusammen, wie ein Schuljunge, dem Lakritze versprochen wurde. „Sie haben mich wieder auf die Heiratssslisste gesetzt.“ Daraufhin brachte er sowohl Mariah als auch Jack aus der Fassung, indem er Mariah mit einem verschwörerischen Grinsen taxierte.
„Handelt es sich um Ssie?“, fragte er kichernd. Es hielt ihn offensichtlich kaum auf seinem Stuhl. „Herrje – du bist ja eine richtige Schönheit, Mädchen. Hättest jemand Ansehnlicheren als mich verdient.“
„Wie bitte?“ Mariah rutschte so weit es ging auf ihrem Sitz zurück und ergriff Jacks Arm, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Wovon reden Sie eigentlich?“
„Lassen Sie mich raten: ich stehe wieder auf der Lisste der Männer, die eine Mätresse des Prinzen heiraten sollen. Ssstimmt’s?“ Er schien die Idee in Gedanken abzuwägen. „Das wurde früher schon regelmäßig probiert. Ich dachte, die Zeiten sseien vorbei.“ Er rutschte aufgeregt hin und her. „Die haben wohl von meinen neuen Zähnen gehört.“ Grinsend nahm er sein
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