037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
exzellente Küche, die auch spätabends noch warmes Essen servierte. Nachdem Mercy und Mariah sich in ihren Zimmern erfrischt hatten, trafen sie Jack unten zum Abendessen.
Die Tische des geräumigen Saals waren mit feinstem Leinen, Kristallgläsern und edlem Porzellan gedeckt, das Mariah an ihr Elternhaus erinnerte. Während Jack ihr erklärte, dass er alte Bekannte benachrichtigt hatte, um Erkundigungen über Winston Martindale einzuziehen, und nun auf Antworten wartete, betastete sie das Silberbesteck und rollte ihr leeres Weinglas hin und her, um die Lichtreflexe in den Facetten des geschliffenen Glases beobachten zu können.
Sie hatte schon lange nicht mehr an ihr Zuhause gedacht, und die Erinnerung löste ein seltsam leeres Gefühl in ihr aus. Familie . Auch sie hatte einmal davon geträumt, ein Zuhause und Kinder ...
„Hören Sie mir überhaupt zu?“, fragte Jack verärgert.
„Es tut mir leid.“ Sie stellte das langstielige Glas wieder auf den Tisch und strich die Serviette auf ihrem Schoß glatt. „Entschuldigung, was sagten Sie gerade?“
Er hatte gerade begonnen, seinen Plan für den nächsten Tag zu wiederholen, da erschien ein älterer Mann mit einem rötlichen Gesicht und einem imposanten Backenbart im Speisezimmer.
„Da bist du ja, mein Junge!“
Beim Klang dieser Stimme war Jack in Sekundenschnelle auf den Beinen und drehte sich mit ausgestreckter Hand und einem breiten Lächeln um.
„Professor Jamison! Wie schön, Sie zu sehen! Sie mussten doch nicht extra hierher kommen, Sir. Ich hatte vor, Sie gleich morgen früh aufzusuchen.“
„Papperlapapp. Glaubst du, ich würde nicht sofort vom Campus hergelaufen kommen, um meinen Lieblingsstudenten zu sehen, egal, wie spät es ist?“ Er umschloss Jacks Hand und klopfte ihm mit offensichtlicher Zuneigung auf die Schulter. Jack schien bei dieser herzlichen Begrüßung durch seinen Professor geradezu aufzublühen, bis der Blick des alten Mannes auf Mariah fiel. „Sieh an, sieh an, St. Lawrence.“ Jamisons Lächeln wurde noch breiter. „Ich wusste gar nicht, dass du geheiratet hast.“
„Geheiratet? Aber nein !“, sagte Jack laut und lief rot an. Darf ich Ihnen Mrs. Mariah Eller vorstellen? Wir sind in Cambridge, um, nun ...“
„Um einen gewissen Herrn zu finden. Es handelt sich um eine juristische Angelegenheit“, sprang Mariah ihm zur Hilfe. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Professor.“
„Es ist mir ein Vergnügen, Mrs. Eller.“ Jamison verbeugte sich galant über ihre ausgestreckte Hand.
„Möchten Sie uns nicht beim Essen Gesellschaft leisten?“ Mariah zeigte auf den noch freien Platz an ihrem Tisch.
„Aber gerne.“ Er nahm rasch Platz. „St. Lawrence, ich hätte nicht gedacht, dich jemals in Damengesellschaft anzutreffen.“ Er zog die Augenbrauen hoch und wandte sich an Mariah. „Nicht den ‚eisernen Jack‘. Viel Arbeit, kein Vergnügen – das war sein Motto. Habe nie in meinem Leben einen ernsteren Achtzehnjährigen kennengelernt.“
Und daraufhin begann der redselige Professor, Geschichten aus Jacks Studententagen zu erzählen. Sehr zum Leidwesen seines ehemaligen Studenten und angefeuert durch Mariahs offensichtliches Interesse, redete Jacks alter Lehrer immer weiter und zeichnete das Porträt eines brillanten und ehrgeizigen jungen Mannes.
„Regelmäßig hat er die Antworten zu Prüfungen neu geschrieben, nachdem er schon seine Note bekommen hatte. War doppelt so klug wie seine Brüder. Aus ihm wäre ein überragender Wissenschaftler geworden. Ein Naturtalent in Mathematik.
Unglaublich scharfer Verstand.“ Jamison seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich flehte ihn an, hierzubleiben, wissen Sie, und sich ganz der Wissenschaft zu widmen. Doch das kam nicht zustande. Und so beweint die Universität noch immer seinen Verlust.“
„Ein Mann hat leider gewisse Verpflichtungen, Professor“, sagte Jack, der peinlich berührt in sein Weinglas blickte.
„Gegenüber seinem Vaterland, natürlich. Und selbstverständlich auch seiner Familie gegenüber.“
Jamisons Tonfall ließ darauf deuten, dass dies ein Thema war, das die beiden schon mehrmals ausgiebig besprochen hatten. „Aber auch sich selbst gegenüber.“ Der Professor sah ihn mit unverhohlenem Bedauern an. „Bei der Wahl seines Lebenswegs sollte man darauf achten, allen dreien gerecht zu werden. Seine Talente und Möglichkeiten zu vernachlässigen kommt einer Zurückweisung des Schicksals gleich. Doch das Schicksal findet immer einen Weg, uns
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