037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
„Meine beiden Geschwister sind sehr glücklich in ihrer jeweiligen Ehe. Manchmal macht mich das – nun ja, neidisch, auch wenn es mich für sie freut.“
„Dann sollten Sie vielleicht heiraten.“
„Das ist eine sehr gute Idee – meines Wissens jedoch sind für eine Hochzeit Braut und Bräutigam erforderlich.“ Er sagte das leichthin, doch innerlich zuckte er zusammen. Was sagte er da? Eine sehr gute Idee? Bisher war es ihm gelungen, den Fesseln der Ehe zu entgehen. Schon als er das dachte, musste er allerdings zugeben, dass die Vorstellung zu heiraten ihm in letzter Zeit nicht mehr so sehr wie eine Fessel erschien. Tatsächlich war der Gedanke, das Leben mit jemandem zu teilen, eine Ehe zu führen wie Robert und Beatrice oder wie Marjorie und Charles, ihm nicht mehr so ganz unangenehm.
Während des letzten Jahres war er der wechselnden Liebschaften und stets neuen gesellschaftlichen Ereignissen müde geworden. Oftmals bewegte er sich in den höchsten Kreisen der Gesellschaft nur, weil seine Ermittlungen es erforderlich machten und um sich umzuhören und umzusehen. Seine Bekannten wussten nichts über seine Verbindung zur Krone, was es Simon ermöglichte, sehr nützliche Informationen zu sammeln. Doch die ständigen Anforderungen an ihn begannen ihn zu ermüden, und in der letzten Zeit hatte er sich manchmal gewünscht, einfach nur – zu leben. Seinen Landsitz zu genießen anstatt gezwungen zu sein, in London zu bleiben oder auf den Kontinent zu reisen, um eine Mission zu erfüllen. Nicht wieder und wieder Freunde und Familie belügen zu müssen über seine Tätigkeit. Sich nicht ständig umsehen zu müssen, ob ihm Gefahr drohte. Seinen Kollegen und Vorgesetzten nicht beweisen zu müssen, dass er keinen Mord begangen hatte ...
Er war stolz auf die Arbeit, die er für die Krone geleistet hatte, was er erreicht hatte, all die Verräter, die er der Gerechtigkeit zugeführt hatte. Aber es ließ sich nicht leugnen, dass er das Gefühl hatte, in seinem Leben würde etwas fehlen.
„Haben Sie sich nach einer Braut umgesehen?“, fragte sie.
Ihre Frage schreckte ihn aus seinen Gedanken. Sich nach einer Braut umgesehen?
Himmel, nein! Tatsächlich hatte er sich über die Jahre einiges einfallen lassen müssen, um genau das zu vermeiden. Eine Tatsache, die ihm plötzlich gar nicht mehr so gut gefiel, wie das der Fall sein sollte. „Ich fürchte, ich habe noch keine gefunden, die mich dazu veranlasste, ihr einen Antrag zu machen.“
„Kommen Sie schon, Mr. Cooper. Ich bin sicher, Sie haben eine ganze Reihe gebrochener Herzen auf Ihrem Weg zurückgelassen.“
Um ein Haar hätte er laut aufgelacht. Soweit er wusste, war keine seiner früheren Geliebten mit dem Herz beteiligt gewesen. Sein Herz jedenfalls war während dieser kurzen Affären unberührt geblieben. „Nicht dass ich wüsste. Warum glauben Sie das?“
Sie zog die Brauen hoch. „Ich bin sicher, bei Ihrem Aussehen fehlt es Ihnen nicht an Aufmerksamkeit.“
„Dasselbe könnte ich über Sie sagen.“
„Ich suche nicht nach Aufmerksamkeit.“
„Sie glauben, ich tue das?“
„Tun das nicht alle Männer?“
Er lachte. „Sie halten mich also für gut aussehend?“, fragte er neckend.
Sie lachte. „Liebe Güte, ich habe noch nie jemanden getroffen, der weniger unauffällig um Komplimente bettelt.“
„Ich wollte nur sichergehen, dass ich Sie verstanden habe.“
„Sie haben mich sehr gut verstanden.“
„In diesem Fall – danke. Und gestatten Sie mir, das Kompliment zu erwidern. Sie sind ...“ Er ließ den Blick über ihre Gestalt gleiten, und jegliche Unbekümmertheit löste sich in Luft auf. Er hob den Kopf, sah ihr in die Augen und glaubte wieder, in deren Tiefen zu ertrinken.
Seine Worte, oder vielleicht auch sein unverhohlenes Begehren, oder vielleicht beides, brachte sie in Verlegenheit. Statt etwas davon zuzugeben, sagte sie: „Ich kann daraus nur schließen, dass der einzige Grund, warum Sie noch keine Frau haben, darin begründet ist, dass Sie keine wollten.“
Was vollkommen richtig war. Doch sie das aussprechen zu hören, ärgerte ihn seltsamerweise. „Vielleicht liegt es daran, dass ich mich nicht verliebt habe.“ Das war in jedem Fall richtig – das hatte er nie. Er hatte noch keine Frau getroffen, die in ihm ein mehr als oberflächliches, flüchtiges Interesse weckte.
Einen Moment lang beobachtete sie ihn, sah ihn mit ihren klaren blauen Augen an, und er wünschte, er könnte ihre Gedanken lesen. Endlich fragte sie:
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