037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
noch dazu. „Es wäre unmöglich, Sie abzuschieben.“
Sie erstarrte, und Simon erging es ebenso, als er den unverkennbaren Schmerz in ihren Augen sah. Offensichtlich hatte jemand diese Frau abgeschoben, jemand, an dem ihr sehr viel lag, und Simon tippte auf Ridgemoor. Zuvor hatte er sich gefragt, ob nicht entgegen seiner Informationen Mrs. Ralston es gewesen war, die die Affäre beendet hatte. Aber angesichts ihres Blickes bezweifelte er das. Und wieder einmal fragte er sich, wie Ridgemoor einer so eleganten, klugen und geistreichen Frau überdrüssig werden konnte. Vielleicht hatte der Earl wie so viele Männer entschieden, dass ihm eine Frau lieber wäre, die ihm keine intellektuelle Herausforderung bot. Oder vielleicht hatte Ridgemoor vermutet, dass seine Geliebte Geheimnisse barg? Hatten diese Geheimnisse den Mann das Leben gekostet?
„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nichts unmöglich ist, Mr. Cooper“, sagte sie leise.
„Bitte nennen Sie mich Simon. Alle meine Freunde tun das.“
Sie rückte eine Kleinigkeit von ihm ab, sodass er sie nicht mehr berührte, und hob den Kopf. Zum ersten Mal bemerkte er die kleinen goldenen Punkte in ihren blauen Augen. Ihre Augen erinnerten ihn an Sonnenstrahlen auf dem Meer. Und er wollte verdammt sein, wenn er nicht das Gefühl hatte zu ertrinken.
„Sie betrachten uns als Freunde?“, fragte sie.
„Das würde ich gern. Ganz gewiss betrachte ich Sie als Freundin. Schließlich haben Sie mir geholfen, meinen Hund auszusuchen.“
„Sie und Beauty haben einander ausgesucht, ganz ohne meine Hilfe.“
„Aber ohne Sie hätte ich nicht gewusst, wo ich sie suchen soll. Außerdem sind Sie der einzige Mensch, den ich in Little Longstone kenne.“ Er senkte den Kopf und sah sie mit gespielter Verzweiflung von unten herauf an.
Sie schien belustigt. „Himmel, das ist das traurigste Gesicht, das ich je gesehen habe.
Üben Sie diesen Gesichtsausdruck vor dem Spiegel?“
„Ehrlich gesagt ja. Funktioniert es?“
„Kein bisschen. Ich bin aus härterem Stoff gemacht und falle nicht so leicht herein auf ...“
„Das traurigste Gesicht, das Sie je gesehen haben?“, warf er ein und versuchte, noch trauriger auszusehen.
„Genau. Und ich bin nicht der einzige Mensch, den Sie in Little Longstone kennen.
Sie kennen noch Baxter.“
„Ja. Und wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich gestern schon auf Ihrer Türschwelle verblutet, noch ehe ich Sie überhaupt getroffen hatte.“
„Und Sie kennen Benjamin.“
„Stimmt.“ Er zog eine Braue hoch und sah sie an. „Und ich vermute, dass er es akzeptiert hätte, wenn ich ihm vorgeschlagen hätte, mich Simon zu nennen – und mir erlaubt hätte, ihn bei seinem Vornamen zu nennen.“
Sie sah ihn ebenfalls an. „Ich vermute, da Sie Beautys Besitzer sind, hätten Sie ihm vorschlagen können, Sie Penelope zu nennen, und er hätte es akzeptiert.“
Simon musste lachen. „Da haben Sie zweifellos recht. Und es hätte ihm viel Spaß bereitet, mich damit zu necken. Dieser Junge hat so ein übermütiges Funkeln in seinen Augen. Er erinnert mich an Harry, meinen Neffen.“
„Wie alt ist Harry?“
„Er ist acht, allerdings könnte ich manchmal schwören, dass er achtundzwanzig ist.“
„Sie erwähnten eine jüngere Schwester – ist Harry ihr Sohn?“
„Ja. Marjorie – meine Schwester – hat auch noch eine Tochter. Lily ist drei, und wenn ich das sagen darf, sie ist das schönste Kind im ganzen Königreich. Wenn die Zeit gekommen ist, wird ihr Vater ein Dutzend Besen brauchen, um ihre Verehrer von der Veranda zu verscheuchen.
„Natürlich sind Sie nicht im Geringsten voreingenommen.“
„Nicht im Geringsten“, stimmte Simon lächelnd zu. Er entspannte sich ein wenig, nun, da sich das Gespräch weniger sinnlichen Themen zugewandt hatte und er sie nicht mehr berührte.
„Haben Sie außer Marjorie noch andere Geschwister?“
„Einen jüngeren Bruder. Roberts Frau erwartet im Winter ihr erstes Kind.“
„Das hört sich sehnsüchtig an.“
Wirklich? Ja, vermutlich. Robert und Beatrice hatten zehn Monate zuvor geheiratet und waren sehr verliebt, ein Umstand, der Simon für seinen Bruder freute, aber einer, der ihn sein eigenes Leben überdenken ließ – um festzustellen, dass er sich trotz all seines Reichtums, seiner Arbeit für die Krone, nicht ausgefüllt fühlte. Was vielleicht die Unzufriedenheit erklärte, die er während der vergangenen Monate verspürt hatte.
„Vielleicht ein wenig“, räumte er ein.
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