037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
gegen mich danach deutlicher wurden, brachten mich dazu, mich von Dir fernzuhalten, nicht nach Little Longstone zu reisen, vor Dir auf die Knie zu sinken und Dich um Verzeihung zu bitten. Aber Du sollst wissen, dass kein Tag, kein Augenblick verging, in dem ich Dich nicht vermisste, Dich begehrte, Dich liebte.
Zwar kann ich nicht mehr für Dein körperliches Wohlergehen sorgen, wohl aber für Dein finanzielles. Daher habe ich auf Deinen Namen ein Konto bei der Bank of England eingerichtet. Bei den Einzelheiten kann Dir mein Anwalt Mr. Evans helfen und auch bei allen anderen Dingen, bei denen Du vielleicht Hilfe benötigst. Ich wünschte, ich könnte mehr tun. Und ich wünschte, ich könnte bei Dir sein. Jetzt. Immer.
Ich danke Dir, dass Du mich geliebt hast, Genevieve, und mir erlaubt hast, Dich zu lieben. Du hast mir nichts als Freude bereitet. Ich hoffe, Du kannst mir verzeihen.
Bitte glaube mir, dass ich Dir alles Glück im Leben wünsche.
Dein Richard.
Genevieve starrte den Brief mit tränenverschleiertem Blick an. Er hatte sie geliebt. Er hatte sie immer geliebt. Sie empfand Erleichterung – weil sie ihn nicht falsch eingeschätzt hatte, weil sie nicht die Närrin gewesen war, für die sie sich während des letzten Jahres gehalten hatte – vermischt mit Kummer wegen Richards Tod und der Trauer, weil er unwiderruflich aus ihrem Leben verschwunden war. Die Fülle von Emotionen drohte sie zu überwältigen. Sie legte den Brief beiseite, barg ihr Gesicht in den Händen und weinte. Sie wusste nicht genau, wie lange sie so saß, aber als die Tränen endlich versiegten, waren der Schmerz und die Bitterkeit verschwunden, die ihr während des vergangenen Jahres beinahe die Kehle zugeschnürt hatten, und stattdessen empfand sie Frieden und Dankbarkeit, weil sie Richard gekannt und geliebt hatte. Sie hatte ihn vor einem Jahr gehen lassen, und obwohl sie verletzt gewesen war, hatte sie weitergelebt – und neu angefangen.
Hatte sich wieder verliebt.
In einen Mann, den sie auch nicht haben konnte.
Sie konnte nur beten, dass ihr Herz ein weiteres Mal heilte. Aber in Anbetracht des Schmerzes, den sie noch empfand, weil sie Simon verloren hatte, glaubte sie nicht, dass ihre Gebete erhört werden würden.
Die nächsten beiden Wochen vergingen keineswegs schneller als die ersten Tage, und sie waren auch nicht leichter. Doch da Baxter sie seltener mitleidig ansah, vermutete sie, dass sie eine bessere Schauspielerin wurde.
Genau einen Monat und zwei Tage, nachdem Simon gegangen war, beschloss sie, dass sie nun lange genug getrauert hatte. Der Tag brach kühl und sonnig an, und sie entschied, dass heute der Tag war, an dem sie wieder lächeln würde. Wieder lachen würde. Sie würde mit einem ausführlichen Bad in der Quelle beginnen, um den Schmerz in ihren Gelenken zu lindern, und dann einige Zeit mit Schreiben verbringen. Aber zuerst würde sie all ihre Perlen der Weisheit für die moderne Frau von heute noch einmal lesen. Hatte sie nicht geschrieben, dass die moderne Frau von heute keinem Mann nachweinen sollte? Ja, das hatte sie. Und es war an der Zeit, dass sie ihren eigenen Rat befolgte.
Nach einem köstlichen Frühstück, bestehend aus Eiern, Schinken und Baxters Blaubeerscones mit Butter und Marmelade, verabschiedete sie sich heiter von ihrem riesigen Freund und ging zur Haustür.
„Es tut gut, dich lächeln zu sehen, Jinnie“, sagte Baxter. Er wirkte so offensichtlich erleichtert, dass sie sich schämte und sich schalt, weil sie ihr Elend nicht besser vor ihm verborgen hatte.
„Es tut gut, das wieder zu tun. Ich werde mindestens eine Stunde weg sein. Warum gehst du nicht ins Dorf?“ Mit unschuldiger Miene legte sie die Pelerine an. „Ist heute nicht der Tag, an dem Miss Winslow gewöhnlich zum Metzger geht?“
Baxter errötete bis weit über seinen kahlen Kopf und runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht. Aber ich glaube, wir könnten etwas Schinken gebrauchen.“
„Ausgezeichnete Idee.“ Zufrieden, dass sie getan hatte, was sie konnte, um ihren Freund mit der Frau zusammenzubringen, von der er hoffentlich bald erkennen würde, dass er sie liebte, eilte sie raschen Schrittes zu der Quelle. „Heute werde ich glücklich sein. Heute werde ich glücklich sein“, murmelte sie. Wenn sie es oft genug sagte, würde es bestimmt bald wahr werden. Tatsächlich lächelte sie, als sie um die Ecke zur Quelle bog – und dann erstarrte sie, weil sie sah, dass die Quelle bereits besetzt war.
Simon stand neben
Weitere Kostenlose Bücher