037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
Abreise vergingen in einer langsamen Abfolge trauriger Tage, die erfüllt waren von Weinkrämpfen und lustlosen Spaziergängen um das Cottage. Jetzt fürchtete Genevieve ihre täglichen Bäder in der Quelle – sie musste ständig an die Zeit denken, die sie mit Simon dort verbracht hatte. Wäre das warme Wasser nicht nötig gewesen, um den Schmerz aus ihren Händen zu vertreiben, sie wäre nie wieder dorthin gegangen.
Vor Baxter versuchte sie, ihre Stimmung zu verbergen, doch er ließ sich nicht täuschen, und sie wusste, er wollte den – wie er sich ausdrückte – „verdammten Viscount am liebsten in kleine Stücke zerreißen“.
Sie wünschte, sie könnte Simon böse sein, aber sie war es nicht. Er hatte ihr angeboten, ihre Liaison fortzusetzen, ihr alles versprochen, was ihm möglich war. Sie musste ganz einfach ihre Gefühle beiseiteschieben und dabei dieselbe Methode anwenden wie damals, als Richard aufhörte, ein Teil ihres Lebens zu sein. Das Problem war – während sie in ihrem Innern einen Platz für ihre Gefühle für Richard gefunden hatte, so gab es einfach nicht genug Platz für all die Hoffnungen und Träume, die Simon in ihr geweckt hatte. Wo sollte sie etwas so Großes unterbringen?
Fünfzehn Tage, nachdem Simon abgereist war, klopfte es an der Tür, und einen Moment lang vermochte Genevieve nicht zu atmen, als eine Hoffnung in ihr aufkeimte. War er zurückgekehrt? Die lächerliche Vorstellung erstarb, als Baxter einen älteren Herrn hereinführte, der sich als Mr. Lester Evans vorstellte, Rechtsanwalt aus London.
„Ich habe einen Brief für Sie, Mrs. Ralston“, sagte Mr. Evans und zog einen Umschlag aus seiner Westentasche. Beim Anblick des braunen Wachssiegels erstarrte Genevieve. Es trug Richards Wappen. „Ich habe viele Jahre lang Lord Ridgemoors Interessen vertreten. Er gab mir diesen Brief vor einem Jahr und wies mich an, ihn im Falle seines Todes persönlich zu überbringen. Ich bedaure es mehr als ich sagen kann, diesem Wunsch zu entsprechen. Sollten Sie Fragen haben oder mich kontaktieren wollen, ehe ich morgen früh nach London abreise – ich bin im Dorf, im ‚Sheepshead Inn‘.“
Verwirrt sah Genevieve ihm nach, als er zu seiner eleganten Kutsche zurückging, dann ging sie in ihr Schlafzimmer. Sie setzte sich in ihren Schaukelstuhl vor dem Kamin, brach das Siegel und faltete mit zitternden Händen das Blatt auseinander.
Genevieve, mein Liebling,
seit dem Tag, da ich unserem Arrangement ein Ende bereitete, war es meine größte Hoffnung, Dich wiederzusehen, vor Dir zu stehen und Dir diese Worte persönlich zu sagen. Ich bedaure, dass Du sie auf diesem Wege erfährst, durch diesen Brief. Aber unter den gegebenen Umständen ist das unglücklicherweise die einzige Möglichkeit.
Ich war immer stolz darauf, stets die Wahrheit zu sagen, und darum fiel es mir so schwer, Dich zu belügen. Und ich habe Dich belogen, als ich dir sagte, dass ich Dich nicht mehr wollte. Genevieve, ich wollte Dich, seit ich Dich zum ersten Mal gesehen habe, eine schöne junge Frau, deren Gemälde an mein Herz rührten. Ich habe Dich geliebt, seit ich Dich zum ersten Mal berührte, eine Liebe, die ich für keinen anderen Menschen empfunden habe. Ich weiß, ich habe Dir wehgetan, als ich unsere Verbindung so abrupt beendete, und ich kann nur sagen, dass mich das um ein Haar umgebracht hätte und mich mit einem Schmerz erfüllte, den ich jeden Tag spürte.
Aber es musste sein. Es gab Drohungen gegen mich, und mir wurde klar, dass Du, in Anbetracht meiner Gefühle für Dich, in Gefahr schwebtest. Ganz gewiss wärst Du für meine Feinde die perfekte Waffe gegen mich gewesen – ich hätte alles für Dich aufgegeben, sogar mein Leben, ohne nachzudenken, und das durften sie nicht wissen.
Daher habe ich Dich von meinem Leben ausgeschlossen, um Deine Sicherheit zu garantieren. Selbst verletzt zu werden, nahm ich gerne in Kauf, aber den Gedanken, dass Dir etwas zustößt, konnte ich nicht ertragen.
Da ich Deine Gefühle für mich kannte und wusste, welch eine fürsorgliche, liebevolle Frau Du bist, musste ich Dich endgültig verstoßen, musste ich den Schnitt zwischen uns ganz vollziehen, und das bedeutete, auf eine Weise, die Dir wehtun musste, die Deine Gefühle für mich zerstören würde, die Dich daran hindern würde, mir nachzukommen und die damit Deine Sicherheit garantierte. Du sollst wissen, dass dies das Schwerste war, was ich je in meinem Leben tun musste, und nur die Tatsache, dass die Drohungen
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