037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
dem sprudelnden Wasser. Sie starrte auf den offenen dunkelblauen Überrock, die Jacke aus demselben Stoff darunter, ein schneeweißes Hemd, eine ebensolche Krawatte. Seine schwarzen Stiefel glänzten, obwohl der linke einige Reihen unübersehbarer Zahnabdrücke aufwies. In einer Hand hielt er Beautys Leine – keine einfache Aufgabe, da der Hund sich in ein schwanzwedelndes, hechelndes, bellendes Energiepaket verwandelte, das um Freiheit kämpfte, kaum dass er Genevieve bemerkt hatte. In der anderen Hand hielt Simon einen riesigen Strauß blassrosa Rosen.
Ihre Blicke begegneten sich, und jedes Gefühl, jede Regung, die sie während des vergangenen Monats zu begraben versucht hatte, erwachte wieder zum Leben: die Sehnsucht, das Verlangen, die Liebe. Ehe ihr einfiel, was sie sagen könnte, ohne die Worte ich liebe dich, ich habe dich vermisst, ich leide ohne dich darin zu erwähnen, ließ er Beautys Leine los.
Der Welpe rannte auf sie zu, und lachend hockte Genevieve sich hin. Sie kraulte die pelzigen Ohren und rieb gehorsam den Bauch, als Beauty sich auf den Rücken rollte.
„Sie hat dich vermisst.“
Genevieve sah auf. Simon stand kaum sechs Fuß entfernt und sah sie mit einer Miene an, die sie nicht enträtseln konnte. Nachdem sie den Hund noch einmal liebevoll getätschelt hatte, erhob sie sich, wobei sie versuchte, das Zittern ihrer Knie zu ignorieren. „Ich habe sie auch vermisst. Ich kann kaum glauben, wie sehr sie gewachsen ist.“
„Glaube es. Sie frisst mir die Haare vom Kopf. Und unglücklicherweise auch meine Stiefel.“ Er blickte zu Beauty hinunter und sagte: „Bei Fuß.“ Sofort trottete der Hund zu ihm. „Sitz.“ Sofort hockte Beauty sich hin. „Bleib.“ Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Genevieve zu. „Bleib stellt die größte Herausforderung dar, aber sie bessert sich.“
„Ich bin beeindruckt. Du hast große Fortschritte gemacht.“
„Ja. Obwohl ich glaube, dass sie mir nur deswegen gehorcht, um sich bei meinen Stiefeln die größten Freiheiten herauszunehmen.“ Er schien Genevieve mit Blicken zu verschlingen, und sie brauchte ihre ganze Willenskraft, um ihn weiterhin ausdruckslos anzusehen, und nicht einmal dann war sie sicher, dass es ihr gelang.
Er räusperte sich und hielt ihr die Blumen entgegen. „Für dich. Ich hoffe, es sind immer noch deine Lieblingsblumen.“
Sie nahm den Strauß und versuchte, das Prickeln in ihrem Arm zu ignorieren, als sie mit ihrer behandschuhten Hand die seine streifte. „Das sind sie.“ Sie hielt die herrlichen Blüten vor ihr Gesicht und atmete den Duft tief in sich ein, damit sie Zeit gewann, sich zu fassen. „Sie sind schön. Danke.“
„Gern geschehen. Sie haben mich an dich erinnert.“
Schweigen breitete sich aus, ein Schweigen, von dem sie wünschte, er würde es brechen. Als er das nicht zu tun schien, fragte sie schließlich: „Was machst du hier, Simon?“
„Ich möchte mit dir reden und hielt es für das Beste, dies hier zu tun. Ich fürchtete, wenn ich im Cottage vorspreche, würden meine Innereien sich in Baxters bloßen Händen befinden, ehe ich die Gelegenheit hätte, etwas zu sagen.“
Vermutlich hatte er recht. „Worüber möchtest du mit mir reden?“
„Ich dachte, du möchtest vielleicht wissen, dass die Nachricht, die Ridgemoor in der Schatulle versteckte, inzwischen entschlüsselt ist. Darin wird Waverly als der Mann genannt, der versucht hat, ihn zu töten. Außerdem konnten wir damit beweisen, dass Waverly sich des Diebstahls und des Verrats schuldig gemacht hat.“
„War sonst noch jemand darin verwickelt?“
„Nein. Waverly handelte allein. Ridgemoor tat England einen großen Gefallen, als er Waverlys Verrat mit diesem Brief belegte. Du solltest wissen, dass der Earl als Held starb.“
Genevieve nickte langsam, dann sagte sie: „Danke, dass du es mir erzählt hast, auch wenn es nicht nötig war, den ganzen Weg hierher zu kommen. Du hättest einfach eine Nachricht schicken können.“
„Nein, denn es gibt etwas, das ich dir geben will. Dir zurückgeben, genau genommen, denn es gehört dir.“ Er griff in seine Tasche und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus, das er ihr hinhielt.
„Was ist das?“
„Falte es auf.“
Sie tat es und blickte auf ihre eigene, verkrampfte Handschrift. Verschmierte Tinte am unteren Rand.
Sie ließ den Blick über die Worte „die moderne Frau von heute“ schweifen und errötete. Kein einziges Mal hatte sie daran gedacht, dass er ihr Manuskript in ihrem
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