037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
Schreibtisch finden könnte, vermutlich nicht zuletzt deshalb, weil sie nicht den Mut gefunden hatte, seit seiner Abreise irgendetwas zu Papier zu bringen.
„Dieses Stück Papier hat mir das Leben gerettet.“
Sie sah zu ihm auf. „Wie bitte?“
„Ich fand es im Papierkorb neben deinem Sekretär in jener letzten Nacht, als ich dein Cottage durchsuchte. Ich brachte es nicht über mich, es einfach liegen zu lassen, daher faltete ich es zusammen und steckte es in meine Westentasche. Als Waverly wissen wollte, wo der Brief ist, behauptete ich, ich hätte ihn und zog dieses Blatt hervor. Dann ließ ich es zwischen uns zu Boden fallen und gewann damit den Augenblick, den ich brauchte, um ihn abzulenken und zu überwältigen.“
Genevieve schluckte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber wenn es dir geholfen hat, dann bin ich sehr froh, dass du es genommen hast.
„Das bin ich auch.“ Er sah ihr in die Augen, und sie hatte den Eindruck, er könnte ihr direkt in die Seele sehen. „Du bist Charles Brightmore.“
Sie hatte gewusst, dass das kommen würde, aber trotzdem versetzte es ihr einen Stich, als er die Worte aussprach. „Hätte es Sinn, das zu leugnen?“
Die Andeutung eines Lächelns huschte über sein Gesicht. „Nein.“ Dann machte er eine Pause und fügte hinzu: „Du hast sehr viel Talent.“
Das hatte sie nicht erwartet. „Danke.“
„Und du weißt sehr viel. Ich hoffe, das zweite Buch ist noch erfolgreicher als das erste. Du kannst sicher sein, dass ich ein Exemplar kaufen werde.
„Du bist nicht – schockiert?“
„Nein. Ich bin stolz auf dich. Und ich wünsche dir bei all deinen literarischen Unternehmungen nur das Allerbeste. Vor allem für dieses nächste Mal, das mir wie gesagt das Leben gerettet hat. Und was deine Identität als Brightmore angeht, kannst du sicher sein: dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.“
Ihr fiel nichts Besseres ein als: „Danke.“
„Es war mir ein Vergnügen. Nun, was ich mit dir besprechen wollte – seit ich Little Longstone verlassen habe, hatte ich viel Zeit zum Nachdenken, über viele Dinge. Vor allem über dich. Die Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Und all diese Überlegungen führten mich immer wieder zu etwas, das du mir gesagt hast.“
„Und was war das?“, fragte sie.
„Du sagtest, du wünschst mir ein glückliches Leben.“ Er sah ihr in die Augen. „Hast du das ernst gemeint?“
Sie nickte. „Ja, natürlich.“
Er wirkte erleichtert und lächelte. „Ausgezeichnet. Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest. Ich stellte fest, dass ich mir das auch wünsche – glücklich zu sein für den Rest meines Lebens. Nachdem ich das beschlossen hatte, musste ich nur noch herausfinden, was mich glücklich machen würde. Dafür habe ich nicht lange gebraucht. Es war eigentlich sogar ziemlich einfach.“ Er trat auf sie zu und nahm ihre Hand. „Das bist du, Genevieve. Dich brauche ich, um glücklich zu sein.“
Genevieve wurde ganz still. Dann begann ihr Herz schneller zu schlagen. Er wollte ihre Liaison fortsetzen. Sie hatte sich geschworen, nie mehr so verletzlich zu sein, niemals mehr ihr Herz zu riskieren, nie mehr die Mätresse eines Mannes zu werden, aber sie liebte ihn.
Wie konnte sie es nur in Erwägung ziehen, einfach zu gehen, jetzt, da er hier war?
Hier war und wollte, dass sie seine Geliebte wurde? Natürlich war das alles, was ein Mann in seiner Position ihr bieten konnte. Sie hatte Richard geliebt und war seine Mätresse gewesen, und Simon – ihn liebte sie nicht nur, ihm gehörte ihr Herz. Ihr Schwur bedeutete nichts mehr.
Ehe sie ihm das sagen konnte, fuhr er fort: „Dieser letzte Monat bestand aus den einsamsten vier Wochen – plus vier Tage – meines Lebens, und das ist eine Erfahrung, die ich nicht wiederholen möchte.“ Er strich mit einem Finger über ihre Wange. „Darf ich hoffen, dass es dir ähnlich schlecht ging?“
Sie blinzelte. „Du hoffst, dass ich unglücklich war?“
„Ich hoffe, du hast dich verloren gefühlt. Einsam, verzweifelt, freundlos, allein. Und als hätte man dir das Herz gebrochen.“ Er trat noch näher. „So wie es mir erging.“
Jetzt waren sie nur noch zwei Fuß voneinander entfernt, und sie sah, wie erschöpft er wirkte. Als hätte er nicht genug gegessen und geschlafen. Sie betrachtete seine Schläfe, aber von der Verletzung war kaum etwas zu sehen. „Du hast dich so gefühlt?“
„Seit dem Augenblick, da ich dein Cottage verlassen hatte. Und ich möchte mich
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