037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
geleert.“
„Stimmt.“ Carson lachte in sich hinein. „Sie haben wirklich eine gute Vorstellung abgeliefert.“
„Danke. Ich habe mein Bestes getan.“ Sie hatte die Hand schon am Türriegel und war drauf und dran, hinaus in die kühle Herbstnacht zu treten. „Am besten vergessen wir einfach, was heute Nacht hier vorgefallen ist.“
2. KAPITEL
Mariah verbrachte den nächsten Tag in angstvollem Unbehagen, selbst nachdem sie Anweisungen gegeben hatte, jeglichen Besuch abzuweisen. Und als Carsons Sohn ihr nachmittags mitteilte, dass der Prinz eine Nachricht erhalten habe, die ihn in schlechte Stimmung versetzt habe, und er daraufhin auf sein Pferd gestiegen und in Richtung Schottland geritten sei, war ihre Erleichterung so groß, dass sie sich hinlegen musste.
Ihr schamloses Benehmen würde wundersamerweise kein Nachspiel haben.
Sie sollte dem Himmel danken, doch stattdessen wurde sie von einer unerklärlichen Rastlosigkeit gepackt. Missmutig ging sie hinüber zum Wirtshaus, wo sie alle Zimmer inspizierte, aufräumte, umräumte, und Möbel heraus- und dann wieder hineinstellen ließ. Nichts war ihr recht. Wenn sie nicht eine Revolte der Dienstboten befürchtet hätte, hätte sie in einem Anfall von verfrühtem Frühjahrsputz angefangen, Wände abzuschrubben und Teppiche zu klopfen.
Schließlich schickte sie nach dem alten Farley, um den beruhigenden Klängen seiner Geige zuzuhören, doch unterbrach ihn schon nach kurzer Zeit. Jede seiner Noten weckte die verwirrende Erinnerung an den Fremden mit den goldbraunen Augen.
Selbst eine Woche später hatte ihre Rastlosigkeit noch nicht nachgelassen. So zog sie eines Morgens mit der Absicht, die schmerzhafte Erinnerung durch harte körperliche Arbeit zu betäuben, ihre ältesten Kleider an und ging hinüber in den Garten. Die Eichen waren völlig kahl, die Blumen verblüht, und auch die Sträucher hatten vor der herbstlichen Kühle kapituliert. Doch selbst als sie hier in ihrem geliebten Garten auf Knien die Erde bearbeitete, fiel es ihr schwer, die Erinnerungen an die verhängnisvolle Nacht zu vertreiben.
„Was bist du doch für ein dummes Weib“, schalt sie verärgert und trieb den Spaten fester in die kalte, dunkle Erde. Die Herbstsonne war zu schwach, um das Stück Erde neben dem Weg zu erwärmen, in das sie Blumenzwiebeln setzen wollte. Ihre Handschuhe starrten vor feuchter Erde, ihre Finger waren halb erfroren und sie spürte kaum noch ihren Rücken. Doch sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, ihre geliebten Osterglocken zu pflanzen.
„Hast dich benommen wie ein Flittchen .“ Sie richtete sich auf und stützte sich auf ihre schmerzenden Knie. „Nein, hab ich nicht .“
Die Schamesröte war ihr ins Gesicht gestiegen und sie setzte eine weitere Reihe Blumenzwiebeln in die umgegrabene Erde.
„Ich muss mir nichts vorwerfen. Er hat mich behelligt.“
Der Gerechtigkeit halber war es jedoch nicht ganz korrekt, von behelligen zu sprechen. Er hatte sie nicht geküsst. Seine Hände hatten sie nicht berührt. Genau genommen gab es noch nicht einmal einen Namen für das, was er getan hatte. Sie wusste nur, dass es eine intime, höchst angenehme und verstohlene Begegnung gewesen war, die nach jedem Maßstab unsittlich und unmoralisch war.
Und wieder brach die Erinnerung, die sie hatte verbannen wollen, über sie herein, und sie durchlebte erneut das lustvolle Aufeinandertreffen in der dunklen Kammer des Prinzen. Glühende Körper, die sich aneinander rieben und nach mehr verlangten ... Bei dem Gedanken daran verengte sich ihre Kehle und ihr Atem ging schneller. Doch sie sagte sich, dass sie sich die Erinnerung an die Begegnung nur deshalb nicht aus dem Kopf schlagen könne, da sie so absonderlich und ungewöhnlich war.
Und wünschte „Jack B. Nimble“ dafür zum Teufel, verloren geglaubte Begierden in ihr erweckt zu haben.
Nach dem Tode Masons hatte sie jegliche sinnliche Lust aus ihrem Leben verbannt.
Es war ihr nicht leichtgefallen, denn ihr weltgewandter älterer Mann war ein bemerkenswerter Liebhaber gewesen, der ihr alles, was es auf diesem Gebiet zu erleben gab, beigebracht und ihre eigenen Leidenschaften begrüßt hatte. Als er dann völlig unerwartet starb, stand sie in der Blüte ihrer weiblichen Begierden und kämpfte Nacht um Nacht darum, die Lust zu dämmen, die er so geschickt in ihr erweckt hatte. Doch schließlich musste sie erfahren, dass der Landbesitz ihres Mannes – und damit sein Vermögen – von Gesetzes wegen auf entfernte
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