037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
Sobald der Prinz anfing zu schnarchen, öffnete Jack die Augen.
Mariah bedeutete dem alten Farley aufzuhören und warf ihm ein dankbares Lächeln zu. Der alte Geiger nickte, erhob sich und zog in Richtung seiner Kammer davon –
sodass sie und der flinke Jack nun die einzig wachen Anwesenden im Schankraum waren.
Ihr Herz machte einen Satz, als er aufstand. Er war größer, als sie vermutet hätte, und seine breiten Schultern und langen, muskulösen Beine verliehen ihm einen Anschein von körperlicher Stärke, der sie beinahe dazu bewegte, beiseite zu treten.
Sie blieb sitzen, aber bereute ihre Entscheidung, sobald er über ihr stand und ihr warm wurde.
Dann sprach er sie an, und seine tiefe Stimme sandte heiße Wellen durch ihren Körper. Sie musste ihre ganze Kraft aufwenden, um sich darauf konzentrieren zu können, was er sagte.
„... können ihn nicht hier sitzen lassen.“ Er nahm den besinnungslosen Prinzen bei den Armen. „Zeigen Sie mir den Weg zu seinem Zimmer und helfen Sie mir, ihn ins Bett zu verfrachten.“
Sie kämpfte gegen den Impuls an, über ihre prickelnde Haut zu reiben. Was war nur los mit ihr? Sie hatte doch gar nicht so viel von Carsons benebelndem Gebräu getrunken.
Eilig stieg sie auf einen Stuhl, um eine von der Decke baumelnde Laterne zu erreichen, während Jack erfolglos versuchte, den schlaffen Prinzen auf seine Schultern zu hieven. Keuchend bückte sie sich unter einen der Arme des Prinzen und legte ihn sich um die Schulter. Mit verärgertem Murmeln ergriff Jack den anderen Arm und half ihr, den massigen zukünftigen König auf die Füße zu bekommen.
„Los, Bertie, du musst uns schon ein bisschen helfen“, knurrte er.
Doch erst, als sie sprach und laut sagte: „Zeit fürs Bett, Euer Hoheit. Ihr wollt doch zu Bett gehen, oder etwa nicht?“, schien sich ein Funken der Erkenntnis in das alkoholvernebelte Gehirn des Prinzen zu schleichen. Er erwachte gerade so weit, dass er einen Teil seines Gewichts selbst trug und ihnen erlaubte, ihn vorwärts zu schieben.
Mit vereinten Kräften – und gegenseitigen Anweisungen und Warnungen, damit sie nicht allzu sehr gegen das Geländer und die Stufen stolperten – zogen sie den Prinz die Treppe hinauf zum besten Gästezimmer des Wirtshauses. Auf dem Weg durch die Tür gaben seine Knie nach. Mariah ließ die Laterne fallen, um mit beiden Händen helfen zu können, ihn wieder aufzurichten. Halb trugen, halb zogen sie ihn bis zum Bett und ließen ihn auf die Matratze sinken.
Seite an Seite, schwer atmend, standen sie nebeneinander und blickten auf ihren zukünftigen König.
„Sollen wir ihm die Stiefel ausziehen?“, flüsterte sie, während sie sich allzu deutlich Jack Nimbles muskulösem Oberkörper bewusst war, der sich im Rhythmus seiner Atemzüge hob und senkte. Außer dem schwachen Licht der Laterne neben der Tür war der Raum dunkel. Ihr Schein erleuchtete die hölzernen Bodenplanken und tauchte den oberen Teil der Kammer in ein weiches, schattiges Halbdunkel. Als sie aufsah, bemerkte sie, wie er sie anstarrte. Groß, dunkel, stark.
Der Himmel stehe ihr bei, doch sie erwiderte seinen Blick ... zumindest so lange, bis sie sehen konnte, dass seine bronzefarbenen Augen sie mit wachsender Erregung ansahen ... dass seine Lippen sich leicht geöffnet hatten ... dass er mit jedem stoßweisen Atemzug beeindruckender zu werden schien. Ihr blieb die Luft weg.
Dann sah sie, dass er sich ihr näherte. Sie machte einen Schritt nach hinten. Doch er ging weiter auf sie zu, bis er sie plötzlich berührte und sie gegen die Wand neben der Tür drückte. Durch den Aufprall hörte sie Waschkrug und -schüssel auf der Kommode neben ihnen scheppern.
Sie war wie betäubt von der plötzlichen Berührung – und davon, wie gut sie ihr gefiel. Langsam, so langsam, dass sie sich ihm leicht hätte entziehen können, hob er seine Hände und legte sie zu ihren beiden Seiten gegen die Wand. So blieb er abwartend stehen und sah sie an.
Gerade so weit hob sie ihr Gesicht, dass sie seine bemerkenswerten Gesichtszüge ansehen konnte. Diese Augen – wie Seen geschmolzenen Golds. Diese Haut – geschmeidig und fest über den markanten Wangenknochen. Diese Lippen – voll und geschwungen, und nur wenige Zoll von den ihren entfernt. Er erweckte etwas in ihr, etwas verloren Geglaubtes und nicht unbedingt Willkommenes.
Ohne nachzudenken, rückte sie näher an ihn heran, sie war sich dessen kaum bewusst. Der Impuls, sich zu bewegen und ihm entgegen zu kommen,
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