037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
finden. Welche Frau von Welt würde es nicht genießen, im Mittelpunkt des Interesses einer Gruppe reicher und mächtiger Männer zu stehen? Und sie war zweifellos eine Dame von Welt. An jedem ihrer Gesten, Äußerungen und Bewegungen war abzusehen, dass sie sich ihrer Wirkung voll und ganz bewusst war.
Wenn es noch eines weiteren Beweises dafür bedurft hätte, so lieferte sie diesen, als Berties Hände beim Tanzen langsam über ihren Körper wanderten. Obwohl sie ihn empört zurechtwies und seine Hände wegschob, tanzte sie doch weiterhin mit ihm.
Sobald ein anderes Mitglied der Jagdtruppe, ein rangniedriger Lord, aufstand, um die Hausherrin zum Tanzen aufzufordern, ergriff Jack dessen Arm und zog ihn wieder hinunter auf seinen Stuhl. Der Lord protestierte, doch als Jack unmissverständlich in Berties Richtung nickte, fiel ihm wieder ein, dass die nähere Bekanntschaft einer Frau das Vorrecht des Prinzen war. Mit einem resignierten Seufzer griff der junge Lord erneut nach seinem Becher.
Und genauso wie ein Lied zum nächsten führte, so folgte ein Kessel Punsch auf den anderen – je mehr sie sangen, desto mehr tranken sie. Es bedurfte keiner großen Intelligenz, um zu erkennen, dass genau das die Absicht der listigen Witwe war. Jack musste sich eingestehen, dass seine Bewunderung für sie wuchs, und war zugleich erleichtert, dass ihr Plan aufging. Falls ihr Vorhaben gescheitert wäre, hätten sowohl sie als auch er selbst bis zum Hals in Schwierigkeiten gesteckt.
Seine Kameraden wurden immer rührseliger, und ihre geröteten Augen leuchteten, als sie anfingen, Erinnerungen an erste Tänze und erste Lieben auszutauschen. Er stöhnte leise. Sich in nüchternem Zustand ihre sentimentalen Ergüsse anhören zu müssen, war fast nicht zu ertragen.
Und der Anblick der verführerischen Witwe, die nun auf einem Hocker neben dem Prinzen saß und ihm erlaubte, ihr Haar zu zerzausen und ihren Hals zu streicheln, ließ ihn unter einer unwillkommenen Hitzewelle erstarren. Besonders als sie mit ihren bemerkenswert blauen Augen in seine Richtung sah und ihn dabei ertappte, sie anzustarren. Sie schenkte ihm ein herausforderndes Lächeln, das ihn bis ins Mark traf.
Mariah gestattete sich endlich, etwas zu entspannen, als sie neben dem Prinzen saß.
Die gute Stimmung, die durch reichlich Rum und Musik entstanden war, überraschte sie. Vermutlich hatten diese weltläufigen und überprivilegierten Männer noch nie einen solchen Abend erlebt. Sie hatte den Prinzen aus der Reserve gelockt, und er strich ihr nun durch die Haare, als sei sie sein Schoßhund. Vielleicht würde sie den Abend überstehen, ohne ihm auch im Bett Gesellschaft leisten zu müssen.
Während das Feuer im Kamin allmählich verlosch, stimmten die Männer patriotische und immer melancholischere Lieder an, die sie immer sanfter stimmten – alle außer den dunkelhaarigen, gut aussehenden „Jack“, der sich weder an der allgemeinen Heiterkeit noch am Trinkgelage beteiligte, ihr jedoch durchdringende Blicke zuwarf.
Sie war erleichtert, als er in seinem Stuhl hinunterrutschte, den Kopf nach hinten legte und seine unwiderstehlichen Augen schloss.
Die Uhr schlug eins und wieder wurden die Becher gefüllt.
„Hab mich noch nie vollständig angezogen s...so amüsiert“, sagte der Prinz mit belegter Zunge, als es zwei Uhr nachts schlug. Er fuhr sich durchs vom Trinken gerötete Gesicht und bettete seinen Kopf auf die Hand. Ein krächzendes „Hört, hört“
war aus einer Ecke zu vernehmen und irgendjemand versuchte, schwerfällig zu klatschen.
Einer nach dem anderen erlag der Müdigkeit und dem Alkohol. Jack O. Lantern legte seinen Kopf auf den Tisch, Jack A. Dandy streckte sich auf dem Rücken auf einer Bank aus und schnarchte laut, und Jack Ketch zog sich einen zweiten Stuhl heran, um seine Beine hochlegen und dann die Augen schließen zu können. Jack Sprat taumelte zur Treppe und schaffte es, sich Stufe um Stufe zu seinem Zimmer hinauf zu schleppen.
Während der Prinz die Augen schloss und unwiderruflich in einen tiefen, berauschten Schlaf fiel, schien der letzte Jack, der attraktive Mann mit den bronzefarbenen Augen – logischerweise also Jack B. Nimble, der „flinke Jack“ –
immer wacher zu werden. Obwohl er noch immer gekrümmt auf seinem Stuhl saß, spürte Mariah, dass er trotz seiner Haltung und der geschlossenen Augen hellwach war.
Als der Kopf des Prinzen auf die Lehne seines Stuhls rutschte, sah sie, wie der flinke Jack sich aufrichtete.
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