0370 - Gestrandet im Jenseits
Freundin«, sagte Nicole. »Ich wollte sie besuchen, aber sie ist nicht da.«
»Gehört Ihnen das tolle Auto da draußen? Wie schnell fährt es? Muß ja ein Wahnsinnsschlitten sein, mit dem großen Flügel auf dem Kofferraum…«
»Ja, das ist mein Wagen«, gestand sie. »Wie schnell er fährt, habe ich bisher noch nicht richtig ausprobieren können. Hat Signorina Canova vielleicht etwas gesagt? Oder habt ihr gesehen, wohin sie gegangen ist?«
Der Junge sprudelte einige schnelle Sätze hervor, denen Nicole entnahm, daß die Hexe sich nach rechts gewandt hatte, also stadteinwärts.
Sie seufzte. »Was hatte sie an? Vielleicht sehe ich sie zufällig irgendwo. Sie ist doch zu Fuß unterwegs, nicht?«
»Ja. Sie trug ein buntes Kleid. Glauben Sie im Ernst, daß Sie sie finden? Warten Sie doch einfach, bis sie wieder zurückkommt. Oder kommen Sie heute abend wieder, dann ist sie bestimmt wieder zu Hause. Sie wird wohl zum Einkaufen gegangen sein…«
»Ich überlege es mir«, sagte Nicole. Sie drückte dem Jungen einen Tausend-Lire-Schein in die Hand, sah sein Gesicht aufleuchten und verließ das Haus. Draußen stieg sie in den Wagen.
Wenig später tauchte Ted Ewigk auf, der von oben gesehen hatte, wie sie einstieg. Er ging in Fahrtrichtung gut 200 Meter die Straße entlang.
Nicole startete den Motor. Der weiße BMW CSi mit dem auffälligen Spoilerwerk rollte lautlos hinter Ted her und hielt neben ihm an. Dort, wo niemand Nicole und Ted mehr miteinander in direkte Verbindung bringen konnte, schlüpfte der Reporter in den Wagen.
»Die Richtung stimmt«, sagte sie. »Die Hexe trägt ein geblümtes Kleid und ist stadteinwärts unterwegs.«
»Tolle Beschreibung«, sagte der Reporter. »Wir werden sie mit absoluter Sicherheit finden, wie? Nullo problemo…«
»Dein Spaghetti-Dialekt war auch schon mal besser…« Sie ließ das Coupé wieder anrollen.
Plötzlich beugte sich Ted Ewigk vor.
»Den Glatzkopf da drüben – den kenne ich doch, verdammt!«
Nicole sah in die Richtung, in die auch Ted blickte. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Auch sie kannte den Mann im grauen Anzug, der sich dort bewegte. Er wandte ihnen zwar den Rücken zu, aber es gab keine Zweifel. Und als der BMW langsam an ihm vorbeirollte und sie ihn im Rückspiegel erkannten, wußten sie beide, daß der Verdacht stimmte.
Der Mann war Magnus Friedensreich Eysenbeiß.
***
Eysenbeiß hatte sich wieder auf die Erde begeben. Es widersprach zwar seinen Prinzipien, alle Aktionen aus der Ferne zu dirigieren und Dämonen und niedere Geister die »Schmutzarbeit« verrichten zu lassen. Aber in diesem Fall hielt er es für zu riskant, andere handeln zu lassen. Diese Nachforschungen wollte er selbst betreiben. Wohin es führte, andere Dämonen einzusetzen, hatte Gorquorol gezeigt. Wenn es um das Dhyarra-Schwert ging, war das Eysenbeißens persönliche Sache. Er hatte zwar zwischendurch die Höllischen beauftragt, aber das war jetzt vorbei. Diese Sache mußte er selbst in die Hand nehmen.
Er wußte, daß er die Hexe finden würde. Er hatte sein Amulett auf sie eingestellt. Es ähnelte dem Zamorras und war eines der insgesamt sieben Exemplare, die Merlin einst geschaffen hatte. Jedes war besser geworden als das Vorherige, aber erst das siebte war perfekt. Eines der sechs anderen trug Eysenbeiß. Das Amulett zeigte ihm die Spur, die Anica Canova hinterließ. Der Herr der Hölle war gar nicht mehr weit von ihr entfernt.
Auf den weißen BMW, der langsam an ihm vorbeizog, achtete er nicht.
***
Nicole bog in eine Seitenstraße ab, umrundete einmal den Häuserblock und kehrte wieder auf die eigentliche Straße zurück. Sie befanden sich jetzt wieder hinter Eysenbeiß. Nicole hielt den Wagen in zweiter Reihe neben parkenden Fahrzeugen am Straßenrand an. Hier draußen war von dem hektischen römischen Straßenverkehr nicht viel zu bemerken. Zwar rauschten auch hier die Autos vorbei, aber es gab kein fürchterliches Gedränge, das alle Konzentration forderte.
»Was hast du denn jetzt vor?« fragte Ted Ewigk. »Ich denke, wir versuchen die Hexe zu finden.«
Nicole lächelte. »Ich nehme an, daß uns Eysenbeiß diese Arbeit abnimmt«, vermutete sie. »Er war auf dem Friedhof und floh vor uns. Jetzt ist er wieder hier. Das muß einen Grund haben. Und da er in die Richtung geht, in die sich auch Anica bewegen soll, nehme ich an, daß er hinter ihr her ist.«
»Hm«, machte Ted. »Da ist natürlich was dran. Aber glaubst du im Ernst, daß er sie findet?«
»Ich
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