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0371 - Der Satan füttert sie mit Gift

0371 - Der Satan füttert sie mit Gift

Titel: 0371 - Der Satan füttert sie mit Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Satan füttert sie mit Gift
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Gesicht.
    »Mann«, sagte er. »Das wird ein Fressen für die Zeitungen! Ich wette meine gesamte Pension gegen den himmelblauen Schrotthaufen da, daß die Reporter geheimnisvolle Verbindungen wittern zu dieser Märchengestalt, die seit ein paar Wochen durch alle Blätter geistert. Wie heißt er doch gleich?«
    »Blicky Steal, Sir«, rief der junge Polizist Wardson dienstbeflissen Er war vor elf Tagen von der Polizeischule gekommen und hätte am liebsten jeden Tag fünfundzwanzig Stunden Dienst getan, wenn sich das hätte einrichten lassen.
    O’Neil nickte zustimmend.
    »Blicky Steal, ja«, sagte er fröhlich. Der Sergeant wandte sich an den Doc. »Soll ich Ihnen was verraten, Mr. Lipmann? Den Kerl gibt es überhaupt nicht. Ausgemachter Schwindel, das ganze! Irgendein phantasiebegabter Reporter hat sich den Namen einfallen lassen — und seither wird alles, was in New York passiert, dieser Sagenfigur in die Schuhe geschoben.«
    Der Arzt hörte geduldig zu. Als der Sergeant geendet hatte, meinte der alte Mann:
    »Brauchen Sie mich jetzt noch, Sergeant?«
    »Nein, Sir. Für die Abfassung des Protokolls werden Sie von der Unfallabteilung vorgeladen, ebenso zu Ihrer Aussage in der Gerichtsverhandlung — wenn es je zu einer kommen sollte.«
    »Wieso? Glauben Sie, daß man so einen schweren Unfall wegen Geringfügigkeit unter den Tisch fallen lassen kann?«
    »Das nun nicht, Doc. Aber um verhandeln zu können, muß man einen Angeklagten haben. Und vorläufig haben wir den noch nicht. Es mag zwar der Himmel begreifen, wie sich der Bursche überhaupt aus dem Staube machen konnte, aber er hat’s nun mal geschafft. Also nochmals vielen Dank, Sir!«
    Doktor Lipmann winkte dem freundlichen Polizisten noch einmal zu und kehrte dann zu seinem alten Dodge zurück, der verlassen im Regen stand.
    In seinem bedächtigen Tempo setzte er nach der unfreiwilligen Unterbrechung seine Fahrt hinüber nach Bronx fort.
    Als er über die Brücke fuhr, warf er einen raschen Blick hinunter auf den Harlem River, aber der grauschwarze Fluß war kaum zu erkennen.
    Nebel, Regen und Dunst gestatteten nur eine geringe Sicht.
    Kurz hinter der Brücke bog Lipmann nach rechts in die 137. Straße ab und fuhr sie entlang bis zu den Mill-Brook-Häusern, wo er den Wagen abstellte. Er hängte sich seine Arzttasche um und nahm aus dem Kofferraum einen Karton Die Wohnung, die er aufsuchte, lag im Erdgeschoß. Auf sein Klingeln erschien ein sechzehn- oder siebzehnjähriges Mädchen.
    Alles an ihr verriet ihre Jugend: die sportlich schlanke, elastische Figur, das Stupsnäschen mit den sechs Sommersprossen und das übermütige Funkeln der grünlich-grauen Augen.
    »Grabby!« rief das Mädchen begeistert und schlang ihre Arme um Lipmanns Hals. »Grabby! Oh, du bist naß! Hast du dich angezogen in die Badewanne gelegt?«
    Sie zog ihn in das gemütliche Wohn-.zimmer, wo die Familie noch am Frühstückstisch saß. Des Docs Erscheinen wurde mit ehrlicher Freude und jubelnd begrüßt. Ben Lipmann, der vierzigjährige Sohn des alten Arztes, grinste seinem Vater freundlich zu, Peggy, seine Frau, stand die freudige Überraschung auf dem Gesicht geschrieben und Benny, der neunjährige Enkel, stürzte sich enthusiastisch auf »Grabby«, um ihm den Karton abzunehmen.
    Grabby war ein Wort, das von Viola geprägt worden war, als sie sprechen lernte.
    Das Wort »Grandpa« für Großvater wollte ihr nie richtig über die Lippen kommen, es hörte sich immer wie Grabby an,, und diese Form hatte schließlich die ganze Familie übernommen.
    Die erste Viertelstunde verging damit, daß der Großvater unter den hausfraulich strengen Anweisungen seiner Schwiegertochter sich der nassen Kleidung entledigen, heiß duschen und Sachen seines Sohnes anziehen mußte.
    Als er danach mit der etwas zu weiten Hose und dem zu großen Pullover wieder ins Wohnzimmer trat, wurde er gebührend bewundert.
    Ben Lipmann schob seinem Vater Toast, Butter, gebratenen Schinkenspeck und Marmelade näher, während seine Frau duftenden, frisch aufgebrühten Kaffee einschenkte.
    »Tut mir leid, Daddy«, sagte Ben, »aber du hättest ein bißchen früher kommen sollen. Wirst dich mit Peggy und Benny begnügen müssen. Ich habe in der Stadt zu tun, und Viola muß zur Schule.«
    »Ich wurde aufgehalten«, erklärte Walter C. Lipmann. »Wirklich«, murmelte er, »es war nicht meine Schuld. Ein junger Mann in einem himmelblauen Sportwagen kam mir entgegen und schnitt die Kurve. Wir kamen haarscharf aneinander vorbei.

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