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0371 - Der unheimliche Dschinn

0371 - Der unheimliche Dschinn

Titel: 0371 - Der unheimliche Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Riesenraupen näherten, sich dem beschädigten und weitgehend freigelegten Kokon, in dessen Innerem sich der mumifizierte Leichnam Halef Khoutabs befand. Doch dann zuckten sie zurück. Da war eine Barriere, die sie nicht zu überschreiten vermochten.
    Scharfe Zischlaute entstanden. Wieder versuchten die bizarren Kreaturen, sich dem Kokon zu nähern, und wieder wurden sie von einer feindlichen Magie abgewiesen.
    Sie kamen nicht an den Kokon heran, um die Öffnung zu verschließen, den Schutz zu erneuern.
    Drinnen rührte sich die Mumie.
    Aus den vertrockneten Augenhöhlen heraus sah sie sich um, beugte sich vor. Knochige Finger, dürr wie Spinnenbeine, tasteten nach dem Rand des Kokons - und zuckten blitzschnell wieder zurück, als hätten sie sich verbrannt.
    So, wie die Raupen das graue, faserige Ei nicht erreichen konnten, konnte die von eigentümlichen, unmenschlichen Kräften künstlich belebte Mumie es nicht verlassen!
    Wieder und wieder versuchten sie es von beiden Seiten aber erfolglos. Sie konnten die von Zamorra angebrachten Bannzeichen nicht überwinden.
    Plötzlich flirrte die Luft.
    Jemand kam.
    Seine Ausstrahlung war schon von weitem zu spüren. Die Mumie wich zurück, preßte sich eng an die Rückwand des Kokons, weg von der Öffnung. Obgleich die Seele längst in den Schwefelklüften litt, schien es eine Erinnerung zu geben, die dem Zombie Furcht einflößte. Die Mumie hatte den Ankömmling erkannt…
    Die Riesenraupen dagegen kannten keine Furcht. Sie schufen dem Ankömmling Raum, der jetzt in den Innenhof hineinschritt.
    Er zitterte leicht, spürte die Aura der magischen Banzeichen. Aber er widerstand ihnen.
    Als er sich bewegte, sanken seine Füße nicht in den Sand ein. Er war kein Mensch.
    Der Dschinn näherte sich dem beschädigten Kokon. In einer menschlich wirkenden Geste schüttelte er den Kopf. Dann streckte er die Hände aus. Sein nicht materieller Körper begann zu zittern, als er gegen die Kraft der Dämonenbanner ankämpfte, die Zeichen schließlich berührte und sie verwischte. Je mehr von ihnen schwanden, desto weniger Kraft stellte sich dem Dschinn entgegen.
    Der Dschinn wich zurück, nachdem er seine Arbeit getan hatte. Er überließ das Feld den Riesenraupen, die damit begannen, Fäden zu produzieren und mit ihnen die Öffnung des beschädigten Kokons wieder zu verschließen.
    Als sie damit fertig waren, schoben ihre mächtigen Körper Sand herbei, schütteten die freigelegte Grube zu und auch die Stellen, an denen die Spitzen der anderen Kokons freigegraben worden waren. Die Arbeit, die sich die Archäologen gemacht hatten, war vergebens.
    Die Raupen verschwanden wieder im Sand, so wie sie gekommen waren. Schon nach wenigen Minuten deutete nichts mehr darauf hin, daß es sie überhaupt gegeben hatte. Selbst die Schleimspuren, die sie auf dem Sand hinterlassen hatten, waren verschwunden.
    Der Dschinn aber begann, jene Zeichen zu erneuern, die Zamorra zerstört hatte. Schon bald spannte sich wieder das Kraftfeld über die Fläche, das Menschen am Näherkommen hinderte.
    Als er damit fertig war, kehrte der Dschinn wieder zurück nach Marrakesch, wo sich in einem Hotelzimmer seine Flasche befand. Die Flasche, an die er auf Gedeih und Verderb gebunden war, bis er die siebte Seele an die Hölle auslieferte.
    In der Kasbah aber war alles so, wie in den vielen Tagen und Jahrzehnten zuvor. Es war, als wäre die gesperrte Zone niemals von Menschen betreten worden. Alle Spuren des vergangenen Tages waren verwischt.
    Im Hotelzimmer in Marrakesch vernahm Christopher Sparks ein leises Poltern und Rumoren, das aus der Flasche kam. Er erhob sich und öffnete die Flasche, und der Geist quoll heraus.
    Sparks wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
    »Ah, da bist du ja«, stieß er hervor. »Wo… sage erst, ob das Beantworten von Fragen auch einer der Dienste ist, die du zu leisten verpflichtet bist.«
    »Es kommt darauf an, was für Fragen es sind, Herr«, erwiderte der Dschinn.
    Othmarsen, der sich bereits auf seinem Bett ausgestreckt hatte, sah auf. »Warte, Colonel«, sagte er. »Es ist vielleicht besser, wenn ich den Flaschengeist interviewe. Wer weiß, zu welcher Kategorie diese Fragen gezählt werden…«
    Sparks nickte. »Da kannst du recht haben, Commander…«
    »Also, wo hast du gesteckt, Dschinn?« fragte Othmarsen.
    »Ich war fort.«
    »Das haben wir gemerkt«, knurrte der massige Geisterjäger. »Wir wollen wissen, wo du warst.«
    »Das darf ich nicht sagen«, erwiderte der Dschinn.

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