0372 - Werwolf-Omen
überlegte kurz. »Deshalb haben Sie das Tempo verringert?«
»Ja.«
»Sie wissen von nichts?«
»Deshalb rufe ich Sie an.«
»Dann halten Sie.«
»All right, ich berufe mich auf Sie«, sagte Mort Gamber und unterbrach die Verbindung. Er wandte sich an seinen Kollegen. »Du mußt anhalten, Slick.«
»Habe mich mir gedacht.« Espe leitete bereits den Bremsvorgang ein, während Morton das immer näher kommende Signal nicht aus den Augen ließ. Die Umgebung hatte sich nicht verändert. Nach wie vor war sie eben und wurde nur von der höher gelegenen Trasse durchschnitten.
Morton schluckte. »Mir gefällt die Sache nicht. Wir fahren hier eine verdammt heiße Fracht durch die Gegend. Das kann irgendwelche Typen nur anlocken.«
»Aber doch nicht hier.«
»Denk an den Postraub damals.«
»Da waren die Verhältnisse anders«, widersprach Espe. »Heute ist sicherlich alles normal.«
»Wir werden sehen.«
Der Zug rollte aus. Plötzlich befand sich das Signal auf gleicher Höhe, dann rollte der Zug vorbei und kam wenig später zur Ruhe.
Sekunden vergingen.
Nichts tat sich. Die Lok mit den beiden Wagen befand sich inmitten einer stillen Landschaft, über der ein grauer, wolkenverhangener Nachthimmel lag.
»Ich schaue mal nach«, sagte Mort Gamber. Er wartete die Erwiderung seines Kollegen nicht ab und schob die Tür zur Seite.
Frische Luft wehte in die E-Lok.
Gamber blickte nach rechts. Auch in dem letzten Wagen hatte jemand die Türen geöffnet. Eine Gestalt sprang heraus. Das mußte dieser Zero sein. Gamber erkannte ihn an dem blonden Haar.
Hätte er woanders hingeschaut, wäre ihm vielleicht die Bewegung aufgefallen. So aber wurde er überrascht. Der Werwolf tauchte plötzlich neben der großen E-Lok auf.
Gamber kam nicht einmal dazu, einen Schrei auszustoßen. Er spürte den heftigen Schlag, der seinen Magen traf und ihn zurückschleuderte. An dem entsetzt schauenden Slick Espe taumelte er vorbei, und das Gesicht des Kollegen wurde noch blasser, als dieser den Werwolf entdeckte, der mit einem Satz den Höhenunterschied überbrückt hatte und in den Führerstand der Lok eindrang…
***
Zero, der Boß der kleinen Truppe, war zwar nicht bleich geworden, er hatte nur seine dunklen Augen zu Schlitzen verengt, und der kantig wirkende Körper hatte eine lauernde Haltung eingenommen.
Der Zug fuhr langsamer, das war nicht abgesprochen, das paßte ihm auch nicht, und er räusperte sich, bevor er die anderen drei anblickte. »Ihr habt keine weiteren Befehle bekommen?«
»Nein.«
Zero nickte. Er wollte schon zum Hörer greifen, um mit einem der Lokführer zu sprechen, als das Telefon anschlug. Das ersparte ihm den Anruf. Er hörte den Grund und riet dem Mann, den Zug anzuhalten.
»Was ist denn?« fragte One. Die Männer redeten sich nur mit Nummern an, ihre richtigen Namen »vergaßen« sie im Dienst.
»Ein Signal steht auf Stopp.«
»Das ist ungewöhnlich?« fragte Four.
»Ja, das meine ich.«
Die Männer nahmen ihre Waffen. Sie waren mit der kurzläufigen MPi ausgerüstet. Man konnte sie als Superwaffe bezeichnen, von der Größe her glich sie fast den normalen Pistolen oder Revolvern, nur besaßen sie ein größeres Magazin.
Sie warteten, bis der Zug stand. Jemand vom Begleitpersonal rief an und wurde beruhigt.
Zero stand schon im offenen Eingang. Er schaute nach draußen.
Der frische Wind wehte über seinen Kopf mit dem kurzgeschnittenen Haar. Der Mann besaß ein breites Gesicht mit einer flachen Nase. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Figur des Colt Seavers war nicht auszuschließen.
Er sprang nach draußen.
Auch an der Lok war die Tür geöffnet worden, das erkannte er mit einem Blick nach links.
Nichts war zu sehen. Der Zug stand inmitten einer unberührt wirkenden nächtlichen Landschaft. Dennoch wurde der Mann das Gefühl nicht los, daß sie nicht ohne Grund gestoppt worden waren. Er wußte genau, welch eine brisante Fracht sie geladen hatten. Hier einen Anschlag zu verüben, wäre für manche Person die absolute Spitze gewesen.
Er schlich durch das Gras. Den Bahndamm hatte er schon hinter sich gelassen. Hinter den schußsicheren Scheiben des Botschafter-Wagens sah er eine Bewegung. Wahrscheinlich wunderten sich die beiden Diplomaten auch über den unerwarteten Aufenthalt.
Zu ändern war daran nichts mehr.
Der Lokführer hatte seine Maschine nicht verlassen. Er stand in der offenen Tür und sah den Schatten, der plötzlich vor ihm erschien und ihn in die E-Lok zurückstieß.
Das geschah
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