0373 - Das Schiff der Bestien
schlau wie zuvor. Keine Spur von der Bestie.
Keuchend blieb ich stehen, hustete, drückte den Rücken durch und verzog dabei das Gesicht. Ich dachte auch über den Grund der Flucht nach. Normalerweise ließen sich Werwölfe eine solche Chance nicht entgehen. Die Furcht vor meiner Beretta hatte es sicherlich nicht sein können. Da mußte ein anderes Motiv dahinterstecken.
Ich konnte es mir auch vorstellen. Wahrscheinlich waren ihm seine Geiseln wichtiger.
Ich zog mich wieder in die Deckung des Zuges zurück und dachte daran, daß der Werwolf jetzt gewarnt war. Er wußte von seinem Verfolger. Hoffentlich drehte er jetzt nicht durch und tötete seine Geiseln. Dann war ich noch schuld.
Andererseits hätte ich den Mann nicht ohne Warnung laufenlassen können. Er wäre bestimmt erwischt worden.
»Mister!« hörte ich eine keuchende Stimme und drehte mich um.
Es war derjenige, den ich gerettet hatte. Noch immer stand der Schrecken auf seinem Gesicht. Er taumelte mir entgegen, ich stützte ihn ab und hörte seine keuchende Stimme.
»Verdammt, das wäre fast ins Auge gegangen…«
Ja, er hatte Glück gehabt. Das gab ich ihm auch zu verstehen.
Einige Sekunden lang mußte er sich einfach ausruhen, atmete scharf und heftig, bis er Gelegenheit fand, erste Worte zu sprechen. Er wollte mir danken. So verständlich dies auch sein mußte, ich dachte anders darüber, denn ich wollte Informationen bekommen.
»Wer sind Sie?«
»Ich heiße…« Ein Atemzug unterbrach seine Rede. »Mein Name ist Slick Espe.«
»Und wie kommen Sie hierher?«
Diesmal lachte er. »Das könnte ich eigentlich Sie fragen, denn ich bin der Lokführer dieses verdammten Zugs. Haben Sie verstanden, Mister? Der Lokführer!«
Das mußte ich verdauen. »Der Zug, den die Werwölfe gekapert haben?«
»Ja.«
»Wie geschah es?«
Ich bekam einen Bericht. Leider konnte er mir nicht sagen, wie es in den beiden Wagen aussah, aber die vier Leichen hatten schließlich für sich gesprochen.
»Wissen Sie denn, was die Bestien vorhaben?« erkundigte ich mich.
»Nein, sie können ja nicht reden. Befehle haben mein Kollege und ich schriftlich bekommen. Sie müssen zuvor niedergeschrieben worden sein.«
Ich nickte. »Kann man ungesehen an den Zug herankommen?«
»Ich glaube schon. In der Halle stehen genügend andere Wagen. Die können Sie als Deckung nehmen.«
So etwas hatte ich auch vor, denn jetzt mußte gehandelt werden.
Lange durfte ich nicht mehr warten. Jede weitere Minute, die ich zögerte, brachte für die Geiseln zusätzliche Gefahr.
So allein fühlte ich mich ein wenig auf einem verlorenen Posten.
Das blieb zum Glück nicht so, denn ich hörte Schritte, die sich schnell näherten.
Auch Slick Espe hatte sie vernommen, drehte sich und erschrak.
»Da kommt jemand…«
Es war Suko, meine Verstärkung. Ich winkte ihm zu, er beeilte sich nur mehr und sprang wie ein Känguruh über die Schienen.
»Sie kennen den Mann?« fragte Espe.
»Ja, er ist mein Freund.«
Der Lokführer bekam einen mißtrauischen Blick. »Wer sind Sie eigentlich, Mister?«
»Ich bin Oberinspektor bei Scotland Yard, spezialisiert auf Werwölfe.«
»Das ist doch ein Witz.«
»Nein, sonst wäre ich wohl nicht hier.« Suko war inzwischen neben uns stehengeblieben. Ich stellte auch ihn vor.
»Dann hat es sich also doch herumgesprochen«, flüsterte Espe kopfschüttelnd. »Und ich dachte immer, der Plan wäre geheimgewesen.«
»Schon Ascot hat ihn verraten.« Der Satz rutschte mir so heraus, und der Lokführer zuckte zusammen.
»Gerald Ascot?« fragte er mit leiser Stimme.
»Kennen Sie ihn?«
»Eigentlich nur als Werwolf. Aber er war derjenige, der wohl alles verraten hat.«
Slick Espe konnte es nicht begreifen. »Gerald ein Werwolf«, flüsterte er, »verdammt, das packe ich nicht. Das kriege ich einfach nicht unter.« Er hob die Schultern, »Da bin ich fertig.«
Suko sprach mich wegen der Frau an. »Da hast du dir ja ein Früchtchen an Land gezogen. Die tobt, bettelt und flucht. Sie hat mir alles versprochen, als ich kam.«
Ich winkte ab. »Das kenne ich. Bei mir hat sie es sogar mit einem heißen Strip versucht.«
»Leider war sie gefesselt.«
»Ja, die Frau ist ein richtiger Schuß. Aber sie sitzt hoffentlich noch so, wie ich sie zurückgelassen habe.«
»Klar.«
Der Lokführer wußte nicht, wovon wir sprachen. Es hatte auch keinen Sinn, ihm Fragen zu beantworten, wir mußten ihn zunächst aus der Schußlinie und in Sicherheit bringen. »Suchen Sie sich ein
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