0373 - Das Schiff der Bestien
sicheres Versteck!«
Er nickte heftig. »Soll ich denn Hilfe holen? Vielleicht eine Polizeitruppe oder ein Einsatzkommando.«
»Um Himmels willen, machen Sie keinen Unsinn«, wehrte ich ab.
»Wir werden die Sache schon allein schaukeln.«
»Sie wollen…«
»Genau das. Und Sie gehen jetzt und drücken uns am besten die Daumen. Wir wissen ja inzwischen, wer sich alles in den Klauen der Wölfe befindet, und darauf können wir uns einstellen.«
»Dann alles Gute«, flüsterte Espe noch und ging.
Ich schaute ihm nach, während ich zu Suko sprach. »Daß dieser Mann entkommen konnte, halte ich für einen Glücksfall. So wissen wir wenigstens, wie es sich abgespielt hat.«
»Was die Bestien im einzelnen vorhaben, weißt du nicht?«
»Nein, Suko. Ich rechne jedoch damit, daß sich alles um die beiden Botschafter dreht.«
Suko legte den rechten Zeigefinger auf den Nasenrücken. »Was, so frage ich mich, wollen die Bestien mit den beiden Männern? Sie sind keine Terroristen, keine Gangster, sondern dämonische Wesen, die nicht einmal Führerfunktionen aufweisen. Was wollen sie mit den beiden Botschaftern? Weshalb wurden die Männer von ihnen gekidnappt? Weißt du eine Antwort, John?«
»Nein, aber ich kann mir vorstellen, daß jemand hinter ihnen steht.«
»An wen denkst du?«
»Noch lebt Lupina.«
»Sie ist verschollen.«
Ich lächelte. »Wer sagt uns denn, daß sie dies immer bleibt? Außerdem gibt es andere. Fenris, zum Beispiel, der Urwerwolf. Ich habe von dieser Alexis Ascot einen uns bekannten Satz gehört. Bevor Menschen waren, gab es Wölfe. Diese Aussage hat mir zu denken gegeben. Wer so etwas weiß, muß von der Urmagie der Werwölfe gehört haben. Deshalb rechne ich mit Fenris als Leiter.«
»Oder Morgana Layton!«
Ich starrte Suko an. Natürlich, Morgana. Eine berückend schöne Frau, eine Mischung aus Mensch und Bestie, ein Zwitterwesen, das ich nicht einordnen konnte. Es lag schon etwas länger zurück, als wir sie aus der Werwolf-Schlucht befreit hatten. Dann aber war Fenris gekommen und hatte sie vor unseren Augen weggeschleift. Auch sie konnte geschickt worden sein, um diesen grausamen Plan durchzuführen, obwohl ich nicht so recht daran glauben wollte, denn ich hielt Morgana Layton nicht für schlecht. Sie war nur mehr eine Gefangene ihrer Zwänge und der verdammten Umstände, die uns umgaben.
Suko schlug mir auf die Schulter. »Wir sollten uns nicht zu lange mit fruchtlosen Diskussionen abgeben. Sehen wir zu, daß wir die Leute befreien können.«
Etwas wollte ich noch wissen. »Sag mal, wie hat eigentlich der Alte reagiert?«
Mein Freund grinste. »Sauer, sogar sehr sauer. Er fühlte sich auf den Arm und nicht für voll genommen. Wo er anrief, wußte man angeblich von nichts. Wenn ich nur wüßte, was die beiden Botschafter miteinander zu bereden hatten.«
»Das wird jetzt für sie nicht mehr wichtig sein.« Ich lud meine Beretta nach und schaute auf die Halle. »Deckung gibt es genug für uns. Wir müssen nur nahe genug herankommen.«
»Ich wollte dir noch etwas sagen, John. Die Fenster besitzen übrigens Panzerglas. Keine Chance, da durchzukommen.«
»Das will ich auch gar nicht.«
»Was dann?«
»Als Kind habe ich immer davon geträumt, einmal Lokführer zu spielen. Jetzt werde ich das in die Tat umsetzen, den Zug in Bewegung zu setzen. Schließlich kann so ein Ding auch rückwärts fahren. Und dann bin ich gespannt, wie sich unsere Freunde verhalten…«
Nach diesen Worten bekam selbst Suko den Mund vor Staunen nicht mehr zu…
***
Man hatte die beiden Botschafter wieder zurückgeführt und ihnen auch erlaubt, etwas zu trinken. Mit Mineralwasser löschten die Männer ihren Durst, doch die würgende Angst in ihrer Kehle konnte sie damit nicht wegspülen.
Bewacht wurden sie von zwei Werwölfen, die sie ständigbeobachteten, ansonsten aber nichts taten.
»Wenn das noch länger dauert«, sagte der Russe, »wird meine Regierung Gegenmaßnahmen ergreifen.«
»Und wie sähen die aus?«
»Schlimm, verdammt schlimm. Die internationale Lage ist angespannt. Es kann sich keiner mehr erlauben, auszuscheren. Das ist geschehen, und man wird immer die Schuld beim Gastland suchen.«
»Sicher, nur ist das falsch.«
»Das wissen Sie, auch ich, aber wie sollen wir es den anderen mitteilen? Können Sie mir das verraten? Ohne Telefon, Fernschreiber und so weiter Ich sehe da schwarz.«
Der Engländer gab seinem Kollegen recht, ohne dies jedoch mündlich zu bestätigen. Auch er machte sich
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