0373 - Das Schiff der Bestien
Benehmen aufgefallen. Und irgendwann stieg sie während der Fahrt einfach aus und lief davon. [1]
Ich hinterher. Ein mir bekanntes Heulen hatte mich stutzig werden lassen. Immerhin war Vollmond, ideales Werwolf-Wetter.
Mein Verdacht wurde bestätigt, als ich auf ein einsam stehendes Haus traf, in dem Laura zusammen mit ihrer Mutter wohnte. Alexis Ascot kannte die Veranlagung ihrer Tochter und hatte sie schon in einen Käfig im Keller gesteckt. Mir berichtete sie von einem Fluch der alten Zeit, der siegetroffen hatte und von dem Werwolf-Clan der Ascots.
Dieser Clan bestand aus vier Bestien, und die erwischten mich.
Gegen alle gleichzeitig kam ich nicht an. Ich wurde überwältigt und in den Käfig zu der verwandelten Laura gesteckt, wo sie mich töten sollte.
Es war ihr nicht gelungen. Ich hatte sie durch mein geweihtes Silberkreuz erlöst, und das verzieh mir ihre Mutter nie. In ihrer Wut hatte sie mir den Plan des Ascot-Clans verraten, und der sah schlimm genug aus. Die Werwölfe hatten vor, einen Zug zu kapern, in dem sich die Botschafter der Sowjetunion und Englands befanden.
Das sollte an einer bestimmten Stelle geschehen. Wir fuhren gemeinsam hin, hatten vier tote Leibwächter neben der Böschung gefunden, waren also zu spät gekommen.
Um noch mehr Unheil zu verhüten, gab es für mich nur eine Möglichkeit. Ich mußte dem Zug nach und ihn stoppen. Allerdings nicht mit Gewalt und im Sturmlauf, sondern auf raffinierte Art und Weise.
Dem Zug folgten wir.
Noch ging es glatt, denn die Bahntrasse lief durch ein flaches Gelände, so daß wir an der Böschung entlang fahren konnten. Sicherlich würde sich das bald ändern, dann stand ich an den zahlreichen Weichen vor der Qual der Wahl. Wahrscheinlich würde ich dann das Nachsehen haben.
Schließlich sah ich das graue Band einer Straße und darüber eine flache Brücke, über die der Schienenstrang führte. Ich mußte mit meinem alten Bentley durch den Straßengraben, schlug das Lenkrad nach rechts ein, denn ich konnte jetzt die Straßen entlangfahren und dem Schienenstrang somit folgen.
Der Wagen hatte die beschwerliche Reise gut überstanden. Er muckte auch nicht auf, als ich das Gaspedal tiefer drückte. Den Schienenstrang konnte ich noch immer im Auge behalten, aber der Zug hatte einen zu großen Vorsprung bekommen.
Jetzt meldete sich auch wieder Alexis. »Haben Sie mal eine Zigarette für mich, Sinclair?«
»Nein«, erwiderte ich, obwohl ich ihr einen Glimmstengel hätte geben können.
»Nervös, wie?«
»Es hält sich in Grenzen.«
Sie kicherte leise. »Das sagen sie eigentlich alle, wenn sie nicht mehr weiter wissen.«
»Dann bilde ich die Ausnahme.«
»Wieso?«
»Weil ich den Zug finden werde«, erklärte ich. »Ob es Ihnen nun paßt oder nicht.«
»Dann viel Glück«, erwiderte sie sarkastisch.
»Denken Sie ruhig weiter nach, Geisterjäger. Ich werde Sie dabei beobachten.«
»Und ich könnte Sie als Druckmittel benutzen.«
»Das wäre ungesetzlich«, konterte sie.
Ich wiegte den Kopf. »Es kommt darauf an. Besondere Gegebenheiten erfordern eben besondere Maßnahmen, wie Sie sich vorstellen können.«
Alexis schwieg. Sie war eine Frau, die ihre persönlichen Chancen verspielt hatte. Sie hatte mich umgarnen wollen und es mit der urweiblichen Raffinesse versucht, ohne Erfolg. Die Sache war mir wichtiger, als mit ihr ins Bett zu steigen, obwohl man die vierzigjährige Alexis als sehr attraktive Frau bezeichnen konnte. Ihr langes Haar war schwarz, wenn auch von einigen grauen Strähnen durchzogen, die aber nicht weiter störten. Jetzt drückte sie dem Ascot-Clan natürlich die Daumen, daß die Werwölfe es schafften, ihre Pläne in die Tat umzusetzen.
Ich behielt den leeren Schienenstrang auch weiterhin im Auge.
Sah jedoch in der Ferne einige Lichter. Sie stammten von hohen Lampen.
Sollte dort möglicherweise ein Bahnhof sein? Die Straße schlug einen Bogen. Gegenverkehr blendete mich für einen Moment. Zwei Kühltrucks rauschten vorbei.
Wenig später rollten wir durch eine kleine Ortschaft. Die Sicht auf die Gleise wurde mir jetzt genommen. Über die Hauptstraße fuhren wir, vorbei an Häusern, in denen die Menschen noch schliefen.
Zwei Uhr morgens war es fast. Ich spürte keine Müdigkeit. Der Streß und die Erwartung hielten mich umfangen. Sehr bald hatte ich die Ortschaft hinter mir gelassen, erreichte eine Kreuzung und hielt an, fuhr nach links weiter, denn die Bahngleise hatten die Straße nicht gekreuzt, das hätte ich sehen
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