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0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

Titel: 0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mörder rechnet zweimal ab
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hatte, aber ich glaubte nicht daran.
    Ich gab Mr. High einen Bericht und erklärte: »Mit Ihrer Erlaubnis, Chef, werde ich der Sache nachgehen. Am besten, ich drücke mich in den Kneipen des East End herum. Vielleicht habe ich Glück und stoße auf den Mann.«
    »Ich bin einverstanden, Jerry. Aber nehmen Sie ein paar Kollegen mit, damit möglichst viele Lokale besucht werden können.«
    ***
    Es war ein brütend heißer Julitag. Ich saß hinter dem Schreibtisch, trank Eiswasser, studierte einen Prospekt über Alaska und beneidete die Eskimos. Mein Freund Phil war nicht da. Ein Auftrag hatte ihn nach Chicago geführt. Aus unserer Kleiderkammer hatte ich mir ein Habit besorgt, in dem ich — wie ich hoffte — möglichst heruntergekommen aussah.
    Die alte Cordhose war speckig, abgeschabt und an den Rändern ausgefranst. Die Jacke aus dem gleichen Material sah nicht besser aus.
    Gegen Abend stieg ich in diese ordinäre Kluft und trommelte fünf Kollegen zusammen, die zur Zeit keine dringlichen Fälle bearbeiteten und mit mir üble Lokale nach dem Weißhaarigen durchforschen sollten. Auf jeden von uns kamen etwa zehn Kneipen, die aufgesucht werden mußten.
    Ich hatte mir die Etablissements in der Bayard und in der Mulberry Street Vorbehalten. Dort, wo die beiden Straßen zusammenstoßen, lag die »Grüne Lady«.
    Kurz nach sieben verließ ich das FBI-Gebäude, trat durch einen Nebenausgang auf die von Staub und warmer Luft erfüllte 69. Straße und wandte mich nach Westen. Versteht sich, daß ich meinen roten Jaguar im Stall ließ. Wenn ich mit dem Flitzer in der Bayard oder in der Mulberry Street aufgetaucht wäre, hätte ich mindestens soviel Aufsehen erregt, als wenn ich auf einem Elefanten durch die Straße geritten wäre.
    Grüne Leuchtbuchstaben flammten über dem Eingang zur »Grünen Lady«. Sie lag in einem großen Haus, das mir abbruchreif schien.
    An der Schwingtür mußte irgend etwas kaputt sein. Sie schloß nicht ganz. Durch den Spalt drang das leise Gedudel einer Musikbox. Der lange schmale Raum, in dem es viele Tische gab, wurde nur von drei Wandlampen erleuchtet.
    Ich setzte mich an einen freien Tisch neben dem Eingang und wartete, bis sich meine Augen an das Zwielicht und den beißenden Tabaksqualm gewöhnt hatten.
    Außer mir und dem Wirt, der hinter der Theke stand, waren etwa zwanzig Personen anwesend. Alles Typen wie Louis Aguda. Der Wirt hieß Irving Schilsky, war groß und rund wie ein Faß. Er hatte einen kahlen Vierkantschädel und kurze, muskulöse, schwarzbehaarte Arme. Sein kurzärmeliges Hemd hatte sich dem Milieu angepaßt und den Farbton eines alten Putzlappens angenommen.
    Schilsky kam hinter der Theke hervor und watschelte bis zu meinem Tisch.
    »Was soll’s sein, Mister?«
    »Whisky.« Ich zog eine Dollarnote aus der Hosentasche, um zu zeigen, daß ich zahlungskräftig war.
    Schilsky watschelte zur Theke und griff sich eine Flasche, deren Etikett so zerkratzt war, daß man kein Wort mehr lesen konnte. Ich war überzeugt, daß mir ein Selbstgebrannter Fusel serviert wurde, und beschloß, das Zeug unauffällig in die leere Blumenvase auf meinem Tisch zu kippen.
    Schilsky brachte mir das Glas, stellte es vor mich und streckte mir dann seine haarige Pranke entgegen.
    »Macht ’nen halben Dollar.«
    Ich griff in die Tasche. In diesem Augenblick schwang die Tür auf, und ein großer Mann kam herein. Er war für hiesige Verhältnisse gut gekleidet und bewegte sich wie ein trainierter Athlet. Sein dunkles Raubvogelgesicht wirkte hart und kalt. Das kurzgeschnittene braune Haar glänzte. Die Augen des Mannes hatten die Farbe von schmelzendem Eis.
    Er trat sofort zu Schilsky, der gerade meinen Dollar entgegennahm und in der Hosentasche nach Wechselgeld suchte.
    »Hallo, Schilsky!«
    Der Wirt wandte den Kopf.
    »Hallo.« Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
    »War er hier?« fragte der Fremde. Schilsky schüttelte seinen kahlen Schädel.
    »Wenn er kommt, dann sorg dafür, daß er hierbleibt. In einer Stunde bin ich wieder da.«
    Schilsky nickte, und der Fremde zischte durch die Schwingtür hinaus. Als der Wirt mir einen halben Dollar zurückgab, sagte ich: »Sucht der auch den weißhaarigen Mann, den mit der Tausend-Dollar-Note?«
    Schilsky verhielt mitten in der Bewegung. Dann beugte er sich weit vor. Seine kleinen Augen waren nicht ausdrucksvoller als Glasknöpfe.
    »Was weißt du von dem Weißhaarigen?«
    »’ne ganze Menge.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Daß er jemanden sucht und daß er

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