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0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

Titel: 0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mörder rechnet zweimal ab
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tausend Bucks springen lassen will.«
    »Und du möchtest dir wohl tausend Bucks verdienen? Brauchst wohl gerade so viel?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich brauche mehr.«
    Schilskys Augen wurden schläfrig. Er richtete sich langsam auf, drehte sich um und ging zur Theke zurück. Dort begann er Gläser zu spülen. Ich beobachtete ihn genau. Nur einmal blickte er kurz zu mir herüber.
    Ich wartete. Den Whisky hatte ich längst in die Blumenvase gekippt.
    Eine halbe Stunde verging, während der ich scheinbar dumpf vor mich hinbrütete. Kein neuer Gast war gekommen.
    Ich bestellte noch einen Whisky.
    Schilsky brachte ihn mir schweigend. Als der Dicke zur Theke zurückwatschelte, goß ich den »Scotch« in die Vase. Dann schob ich sie bis ans andere Ende des Tjsches, denn der Fuselgeruch war gewaltig.
    Auf meiner Uhr war es genau halb neun, als sich die Schwingtür wieder öffnete. Die Bewegung war so müde wie der Flügelschlag eines sterbenden Vogels.
    Herein schob sich Louis Agudas fette Gestalt.
    Der Penner bemerkte mich sofort. Aber er verriet es durch nichts, sondern trabte schnaufend zur Theke. Schilsky blickte ihm mit der gleichen Freude entgegen, mit der man wahrscheinlich den Anflug einer Hornisse beobachtet.
    »Hallo,Irving«, trompetete Aguda und kletterte auf den stabilsten der drei Barhocker.
    »Verschwinde, wenn du kein Geld hast, Kröte«, sagte Schilsky wenig herzlich. »Heute spüle ich selber.«
    »Keine Angst.« Ich sah, wie Aguda zwei Dollarnoten auf die Theke warf.
    »Gib mir Scotch! Aber einen echten!«
    Schilsky nahm das Geld, betrachtete es mißtrauisch, ließ es dann in der Kasse verschwinden, holte eine Flasche unter der Theke hervor, nahm ein hohes, leidlich sauberes Glas vom Regal und goß ein. Etwa drei Finger hoch.
    Aguda kippte den Whisky mit einem Zug hinunter. Dann wischte er sich über die grauen Lippen und rutschte vom Hocker.
    »Muß weiter. Habe heute noch viel vor.«
    Auf dem Weg zum Eingang kam er an mir vorbei. Er blickte starr geradeaus. Aber für ein oder zwei Sekunden kniff er das linke Auge bedeutungsvoll zu.
    Er verschwand durch die Schwingtür. Ich wartete noch ein paar Minuten. Dann erhob ich mich und schlich grußlos hinaus. Dabei hatte ich das Gefühl, daß mich Schilsky genau beobachtete.
    Auf der Straße war es dunkel und schwül. Zwei Laternen brannten. Der wolkenverhangene Nachthimmel war schwarz wie Tinte.
    Ich blieb vor dem Eingang der »Grünen Lady« stehen und blickte mich um. Von Aguda war nichts zu sehen. Aber nach ein paar Augenblicken ertönte ein Pfiff. Er kam von links.
    Ich überquerte die Straße, ohne mich sonderlich zu beeilen.
    »Hallo.« Das kam aus einem Hauseingang.
    Vorsichtig ging ich darauf zu.
    Agudas klotzige Gestalt löste sich aus der Finsternis.
    »Mr. Cotton, seit ’ner halben Stunde suche ich Sie. Ich habe den Weißhaarigen gesehen, sofort beim FBI angerufen und erfahren, daß Sie unterwegs sind. Ich habe mir gleich gedacht, daß Sie zuerst die ›Grüne Lady‹ aufsuchen würden, und weil ich wieder ganz dringend einen Zehn-Dollar-Schein brauche, bin ich sofort…«
    »Du kriegst dein Geld. Aber halt jetzt keine Volksreden. Wo ist der Mann?«
    »Drüben bei Billy, in der Bowery.«
    »Allein?«
    »Allein und in der gleichen Aufmachung wie gestern. Aber er geht heute anders vor. Er sitzt nur ’rum und trinkt und beobachtet alles. Will wohl keinen weiteren Reinfall erleben und sieht sich deshalb die Leute genau an, bevor er seine Tausend-Dollar-Note zeigt und mit…«
    »Er hat also noch niemanden angesprochen.«
    »Jedenfalls nicht, solange ich drin war.«
    »Wie lange warst du dort?«
    »Na, zwei oder drei Minuten, und…«
    »Komm morgen in mein Office.«
    Im nächsten Augenblick flitzte ich die Bayard Street entlang in Richtung Bowery. Billys Bar — so hieß die Kneipe, die sich von der »Grünen Lady« kaum unterschied — stand nicht auf unserer Liste. Folglich war nicht zu erwarten, daß ich dort einen meiner Kollegen antreffen würde.
    Bei dem zügigen Mittelstreckentempo, das ich vorlegte, brauchte ich knapp zwei Minuten. Dann kam Billys Kneipe in Sicht, und ich verlangsamte mein Tempo, um nicht kurz vor dem Ziel aufzufallen. In dieser Gegend — kurz hinter China-Town — war die Bowery belebt wie ein Rummelplatz am Eröffnungstag.
    Vor der Bar blieb ich stehen und zündete mir eine Zigarette an.
    »Haben Sie Feuer?« ertönte eine metallisch harte Stimme hinter mir.
    Ich erkannte die Stimme. Für den Bruchteil einer Sekunde

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