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0378 - Mörder-Totem

0378 - Mörder-Totem

Titel: 0378 - Mörder-Totem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erschreckenden Geheimnisse zu erkennen, konnte furchtbar sein und Alpträume hervorrufen. Die Zwillinge hatten deshalb schon früh gelernt, sich den Gedanken anderer Menschen zu verschließen und nur dann zu ihnen vorzustoßen, wenn zwingende Gründe dafür Vorlagen - so wie jetzt. Aber auch jetzt hielten sie sich weitgehend zurück. Sie waren nicht daran interessiert, was dieser oder jener Hopi dachte. Sie suchten nur nach einem aggressiven Grundmuster, das in den Gedanken des Mörders vorherrschen mußte, wo auch immer er sich in der Umgebung des Pueblos versteckt hielt. Es war eine Art gedanklicher Rasterfahndung: wer denkt an Tamo Alekko, wer hat einen Verdacht, wo er stecken könnte, wer ist aggressiv und verrät sich dadurch als der Gesuchte? Aber weder in einem Versteck im Pueblo noch im weiten Umkreis konnten die Mädchen etwas entdecken.
    So warteten sie nun etwas entspannter auf Zamorras Rückkehr. Vielleicht hatte der Parapsychologe mehr Erfolg…
    ***
    Etwas registrierte die telepathischen Strömungen. Es erkannte, daß hier eine Macht auf den Plan getreten war, die alles gefährden konnte. Es spürte die tastenden Gedankenfinger, die es aber nicht finden konnten, denn sie besaßen eine andere Struktur.
    Aber wenn man sie längere Zeit gewähren ließ, würden sie vielleicht fündig werden. Das mußte verhindert werden.
    Das Etwas nahm Verbindung mit dem Entsender auf und warnte vor der Gefahr durch den Gedankenleser. Und es beobachtete weiter.
    ***
    Zamorra betrachtete das tote Mädchen. Man hatte es in ein einfaches Leinenkleid gehüllt und die tödliche Verletzung mit Blumen überdeckt. Zamorra hatte nicht die Absicht, die Blumen zu entfernen. Er wollte die Wunde nicht sehen, und er mußte es auch nicht.
    Er nahm das Amulett von der silbernen Kette und legte es auf die Stirn der Toten. Dann berührte er verschiedene der Hieroglyphen auf der Silberscheibe und zeichnete einige beschwörende Symbole über dem Mädchen in die Luft.
    White Spear verzog das Gesicht. Zamorra ließ sich davon nicht stören. Er konzentrierte sich auf das Amulett und hoffte, auf diese Weise etwas zu erfahren. Aber er wurde enttäuscht. Merlins Stern sprach nicht an. Alles, was Zamorra feststellen konnte, war eine Art parapsychisches Vakuum. Völlige Leere…
    Aber war das bei einer Toten ein Wunder?
    Seufzend hob er den Zauber wieder auf.
    »Der Mörder hat keine Spur hinterlassen, die auf sein Motiv hinweisen könnte«, gestand er.
    White Spear hob die Schultern. »Sie haben Ihren Willen gehabt, Professor. Gehen wir wieder.«
    Sie verließen die Kammer des Todes. Zamorra erkundigte sich, ob Alekko, der Killer, früher schon einmal irgendwie auffällig geworden sei. Und selbst wenn es sich nur um Kleinigkeiten handelte, denen niemand besondere Bedeutung zumaß - es konnte wichtig sein. Es mußten nicht einmal Aggressionen sein. Auch ein etwas ungewöhnliches Sozialverhalten konnte Hinweise geben. Vielleicht hatte er ein besonderes Faible für Coyoten oder andere Tiere, vor allem Raubtiere…?
    Aber auch hier konnte ihm der Häuptling nicht mit Auskunft dienen.
    »Unser Clan ist klein, und ich wüßte mit Sicherheit davon, wenn es etwas gäbe, durch das Tamo Alekko von der Allgemeinheit abwiche. Nicht einmal, daß er noch immer allein lebt, ist ungewöhnlich. Viele junge Männer seiner Generation haben noch keine Squaw genommen.«
    »Kann ich Alekkos Wohnung sehen?« fragte Zamorra. »Wenn er allein wohnt, dürften wir dabei ja niemanden stören.«
    White Spear nickte. »Einverstanden. Ich führe Sie hin. Sie stellen Fragen wie ein Polizist.«
    »Aber ich bin keiner. Ich bin Parapsychologe. Aber auch und gerade bei meinem Beruf und bei meiner Berufung kommt es darauf an, im richtigen Augenblick die richtige Frage zu stellen und die richtige Antwort zu erhalten.«
    Eine Minute später sah er sich in Alekkos Junggesellenwohnung um. Die Pueblo-Kammer war ähnlich eingerichtet wie die des Häuptlings, nur entschieden kleiner. Alekko besaß keine Frau und keine Kinder, und er wohnte auch getrennt von der anderen Verwandtschaft.
    »Ist nicht immerhin das ungewöhnlich?«
    »Sie meinen unsere Angewohnheit der Großfamilien? Oh, Professor, es gibt viele, die der Familie und dem Clan angehören und dennoch allein wohnen. Man trifft sich am Tage und lebt zusammen, aber in der Nacht schläft man allein.« Er lächelte. »Zuweilen ist das ganz vorteilhaft, weil man dann niemanden stört und auch von niemanden gestört wird.«
    Zamorra nickte

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