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0378 - Mörder-Totem

0378 - Mörder-Totem

Titel: 0378 - Mörder-Totem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine noch drastischere Kehrtwendung gemacht hat. Immerhin hätte Merlin ihn sonst kaum als seinen Nachfolger bestimmt.«
    Tendyke lachte leise auf.
    »Du hast ein Vertrauen, das schon an Leichtsinn grenzt«, sagte er. »Vielleicht beträgt das Maß der Kehrtwendung 360 Grad, he? Vielleicht ist alles nur Show? Ich weiß es nicht. Aber ich traue Amos nicht über den Weg.«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. Auch Gryf und Teri, die beiden Druiden, hielten sich von Amos fern. Nur Zamorra selbst vertraute ihm… warum? War er wirklich leichtsinnig? Übersah er Dinge, die den anderen auffielen? »Aber Merlin…«
    »Vergiß Merlin«, sagte Tendyke. »Amos und Merlin sind Brüder, und Blut ist allemal dicker als Wasser, auch wenn das eine rot und das andere verdammt dunkel ist. Das war schon auf Avalon so, mein Freund…«
    »Nun gut, du mißtraust ihm. Aber weshalb soll er nichts davon wissen, daß Uschi dein Kind trägt?«
    »Wir haben unsere Gründe dafür«, sagte Tendyke kurz angebunden. »Immerhin weißt du jetzt, warum ich Uschi nicht einer Gefahr aussetzen möchte.«
    »Schön, wenn du nicht darüber reden willst… dann kann ich ja jetzt etwas Schlaf nachtanken…«
    ***
    Das Pueblo lag malerisch leuchtend am Felshang und zog schon vom weitem die Blicke der Ankömmlinge auf sich, als der Wrangler-Jeep bei Oraibi die Durchgangsstraße verließ und am Oraibi Wash, dem schmalen Fluß, entlang zu den Indianern fuhr. Ebenso deutlich war der große Totempfahl zu erkennen, der abseits des Pueblo eine Hügelkuppe krönte, die offenbar als eine Art Festplatz diente.
    Es war bereits Nachmittag, und die Hopi hielten Siesta. Nur ein paar spielende Kinder, denen die Nachmittagshitze nichts auszumachen schien, interessierten sich für den Jeep, der eine lange Staubfahne hinter sich her zog.
    Tendyke hielt den Wagen und zog die Handbremse fest. »Schnell raus«, sagte er, »ehe der Staub uns überholt.«
    Die Männer und Mädchen sprangen aus dem Wagen und entfernten sich ein paar Meter. Tatsächlich zog sich die Staubwolke hinter dem Jeep her und glitt über ihn hinweg, ehe sie endgültig zu Boden sank. Zamorra grinste; er kannte derlei von Australien her, nur waren da die Staubwolken auf den Highways erheblich größer und konnten die Sonne verdunkeln.
    Der Jeep war längst nicht mehr so blank wie in dem Moment, als der Autovermieter ihn Tendyke ausgehändigt hatte.
    »Da sind wir also«, sagte der Abenteurer und rückte den Stetson zurecht. Auch Zamorra und die beiden Zwillingsschwestern schützten sich mit breitrandigen Hüten gegen die Sonne. Anders war es hier um diese Zeit kaum zu ertragen.
    Zamorra sah sich um. Das Pueblo, die Stufenpyramide, besaß ingesamt fünf Stockwerke, von denen jedes kleiner war als das vorangegangene. Wie vor hundert und mehr Jahren lehnten Leitern an den fensterlosen Wänden und führten von einer Plattform zur anderen; der Einstieg in die Wohnungen erfolgte dann durch Öffnungen in den Decken. Diese fensterlose Bauweise hielt das Innere des Pueblos relativ kühl; allerdings war es dafür auch nicht sonderlich hell, weil Licht nur durch die Deckenöffnung von oben eindrang.
    Breite Trampelpfade führten zum Fluß hinab, überall war zu sehen, daß die Indianer hier zu schattigeren und kühleren Tageszeiten mit allerlei Flechtarbeiten beschäftigt waren. Weiter im flacheren Vorland erstreckten sich Maisfelder, die von den Hopi bestellt wurden.
    Zamorra betrachtete den Totempfahl etwas eingehender. Wenn er die Sache richtig verstanden hatte, war zumindest der erste Tote dort gefunden worden. »Ich nehme den mal näher in Augenschein«, sagte Zamorra und ging hinüber. Der Pfahl war zwischen drei und vier Metern hoch, mannsdick und mit roten Mustern bemalt. Verwundert betrachtete Zamorra die geometrischen Gebilde. Das paßte eigentlich nicht so recht zu Indianern. Wenn er die Totempfähle allgemein richtig in Erinnerung hatte, so trugen sie jeweils an der Vorderseite übereinander geschnitzt Götzenfiguren und Masken, bis hin zur Spitze, wo dann in aller Regel Adlerschwingen nach den Seiten ausgebreitet wurden.
    Hier gab es diese Schwingen auch, aber sie entsprangen einem riesigen Kopf mit stilisierten menschlichen Zügen, dessen Augen rot funkelnde große Glassteine waren. Auch unter dem Kopf befand sich in einer kreisförmigen Schnitzerei noch einmal ein solcher blutroter Glasstein.
    Zamorra holte das Amulett aus dem offenen Hemd hervor und berührte damit den Pfahl. Aber nichts geschah. Keine

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