0379 - In der Feuerfalle
Die Herstellung von Füllfederhaltern zum Beispiel…«
»Du, mir ist nicht zum Scherzen zumute. Die Multi-Konzerne werden immer größer, schlucken immer mehr kleinere Betriebe… und eines Tages sind sie so stark, daß sie den Regierungen ihre Politik diktieren. Und du bist einer dieser Leute im Hintergrund, die das entsprechende wirtschaftliche Machtpotential aufbauen.«
»Ich weiß«, sagte Tendyke. »Ich kenne die Gefahr. Stephan Möbius denkt da genauso, wie du sicher weißt. Aber wir versuchen beide, eine Art neutrale Blöcke aufzubauen. Wichtig ist vor allem, daß wir groß genug sind, um branchenübergreifend krisenfest zu werden. Das bedeutet Arbeitsplätze. In die Politik gedenken wir nicht einzugreifen.«
»Aber die Versuchung, mein Lieber«, warnte Zamorra. »Die Versuchung ist groß, und wer sagt dir, daß du ihr nicht eines Tages erliegst? Oder einer deiner Topmanager? Daß sie dich kaltstellen…?«
»Ich liebe das Risiko«, sagte Tendyke. »Aber du weißt, daß ich nicht nur das Abenteuer liebe, sondern auch den Überlebenskampf. Der Kampf im Dschungel ist die eine Seite, der in der Wirtschaft die andere. Aber wir sollten das Thema fallenlassen. Du wolltest in Wales anrufen.«
Zamorra nickte. Er erhob sich und ging ins Haus. Wieder begann das Telefonspiel. Aber in der Blockhütte auf der Insel Anglesey vor der walisischen Küste hob ebenfalls niemand ab. Wahrscheinlich waren die Druiden Gryf und Teri irgendwo in der Welt unterwegs.
Zamorra kam ein anderer Gedanke. Er ließ sich mit der Londoner Möbius-Filiale verbinden. In England war es zwar schon sehr später Abend, aber das Büro war rund um die Uhr besetzt, und wenn Zamorra seine Chiffre nannte, war garantiert jemand für ihn erreichbar.
Natürlich, der Wagen war zum Flughafen gebracht worden, aber bisher war kein Anruf erfolgt, ihn wieder abzuholen…
»Können Sie feststellen, ob der Wagen noch da steht?« fragte Zamorra an.
»Das dauert aber einige Zeit, Monsieur. Mit einer Stunde müssen Sie rechnen.«
»Ich rufe wieder an«, versprach der Parapsychologe, legte auf und verließ Tendykes Büro, an dessen Wand Landkarten hingen - die nicht nur die Erde zeigten…
Draußen blieb er in der Verandatür stehen. Lächelnd sah er den Abenteurer und Uschi Peters in zärtlicher Umarmung und zog sich diskret wieder zurück. Er wollte die beiden nicht stören, auch wenn es nur um den Austausch von Küssen ging. Statt dessen verbrachte er die Zeit damit, die Land- und Weltkarten zu studieren. Zu seiner Verblüffung fand er neben jener Karte, die einen Globus durch einen düsteren Schattenring in eine Nord- und eine Südhälfte teilte und die er schon einmal bestaunt hatte, weitere Karten, auf denen er Einzelheiten der Welten Ash-Naduur und Ash-Cant wiederzuerkennen glaubte. Er pflegte sich dort, wo er sich aufhielt, immer recht gründlich umzusehen, und er war sicher, daß er an einigen der Stellen, die diese Karten zeigten, schon einmal gewesen war. Die Details waren zu typisch.
Und… war da nicht auch die sterbende Welt der Echenmenschen mit ihrer superstarken Magie?
Nach einer Weile kehrte er ans Telefon zurück und rief wieder London.
Ja, der Jaguar stand immer noch unbenutzt am Flughafen… aber Mademoiselle Duval und ihre Begleiterin waren von einem anderen Wagen abgeholt worden… eine mysteriöse Geschichte… ein schwarzer Mercedes, der wie der Jaguar ausgesehen haben sollte…
Daraus wurde Zamorra nicht recht schlau und fragte nach. Aber sein Gesprächspartner kannte sich in dieser Geschichte selbst nicht aus und konnte nur wiedergeben, was er selbst gehört hatte. Dadurch wurden die Ungereimtheiten nicht geringer.
Zamorra erfaßte nur, daß dort wirklich etwas nicht stimmte. Er bedankte sich für die Bemühungen und legte auf. Details konnte er von dem Mann in der Telefonzentrale der Möbius-Filiale nicht mehr erhalten. Das war etwas, worum er sich selbst kümmern mußte.
Er ging wieder nach draußen. Dort störte er schon lange nicht mehr. Inzwischen hatte Butler Scarth bereits einen Picknicktisch nach draußen gerollt, an dessen Appetithäppchen Tendyke und die Mädchen naschten. Monica winkte Zamorra zu. »Hast du etwas erreicht?«
Zamorra erzählte von der eigenartigen Nachricht aus London.
»Das sieht nach einer Entführung aus«, faßte Tendyke Zamorras unausgesprochene Befürchtung in Worte und winkte dem Butler »Ich denke, wir werden uns dieser Sache annehmen. Endlich geschieht mal wieder was in der Welt. Scarth…
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