0379 - In der Feuerfalle

zweifelte Ling.
    »Dann wieder hoch mit dem Bett!«
    Sie wuchteten es empor, und Nicole wickelte das Kabelende vorsichtig um das jetzt oben »schwebende« linke Vorderbein der Pritsche und zog einen festen Knoten. »Das hält jetzt auch, ohne daß unten einer festhält. Rauf mit dir, schnell! Ich weiß nicht, wie fix die Schwarzen auf unsere Aktion reagieren.«
    Su Ling hob die Brauen, sah noch einmal skeptisch nach oben - und begann dann zu klettern. Schließlich zwängte sie sich durch die Öffnung, stemmte sich hoch und zog die Beine nach.
    »Ich liebe Bungalows mit Flachdächern«, sagte Nicole überzeugt und wollte der Chinesin gerade folgen, als die Tür aufflog. Die beiden Männer in Schwarz mit den blassen Gesichtern traten ein. Mit einem Blick erfaßten sie die Situation.
    Hilf, Himmel! dachte Nicole, wuchtete den Luftumwälzer vom Boden hoch und schleuderte ihn in Meterhöhe gegen die beiden Unheimlichen. Dann griff sie nach der Bettkante, hebelte sich mit einem Klimmzug hoch und kniete schon auf der Kante, um durch das Loch zu verschwinden. Aber sie schaffte es nicht ganz.
    Jemand hielt ihre Beine fest und zog daran.
    Sie strampelte und trat, aber die beiden Schwarzen ließen sich nicht abschütteln. Sie zerrten Nicole wieder nach unten. Sie mußte loslassen, wenn sie sich nicht die Arme ausreißen lassen wollte, wollte den Schwung nutzen, um aus dem Sturz heraus ihre Gegner anzugreifen - und schlug mit dem Hinterkopf gegen die Kante der immer noch aufrecht stehenden Pritsche. Schlagartig wurde es Nacht.
    ***
    Su Ling sah sich draußen um. Sie stand auf dem Flachdach einer Art Bungalow. Über ihr war der hitzeflirrende Himmel mit dem grellweißen, blendenden Fleck der Sonne. Die Landschaft ringsum…
    ...war nicht vorhanden.
    Sie verlor sich im Nebel. Erschrocken trat Ling an die Dachkante des Bungalows, um nach unten zu sehen. Aber das Haus schien gleichsam im Nichts zu schweben. Oben war der Himmel, unten war nichts… in einer unbeschreiblichen Form. Keine gähnende Schwärze, einfach das Nichts. Mit kalter Hand griff es nach dem Herzen der Chinesin.
    Aufstöhnend wich Su Ling zurück. Was sollte sie tun?
    Sie entsann sich der Ankunft. Sie waren über eine Straße gefahren, die nicht existierte, und vor ihnen war ein Haus förmlich aus dem Nichts heraus entstanden, genauer gesagt seine Fassade. Eine Tür hatte sich geöffnet, hinter der Schwärze lauerte - und als Ling hindurchtrat, fand sie sich im Innern des Hauses wieder, in einer matten Beleuchtung gleich der, die in der Zelle vorgeherrscht hatte. Mattes Licht da, wo sie Sekundenbruchteile zuvor nur Schwärze gesehen hatte!
    Hier wurde mit Illusionen gearbeitet, so viel wurde ihr jetzt klar. Aber was war Illusion, was war Wirklichkeit? Sie konnte darauf hoffen, daß das Nichts eine Täuschung war und daß sie auf festem Boden landete, wenn sie hinab sprang - aber konnte sie sicher sein? Was war, wenn sie ins Bodenlose hinab stürzte?
    Sie ging das Risiko nicht ein.
    Hilflos kauerte sie sich auf dem Dach in der Hitze zusammen. Gerade noch hatte sie gehofft, die Flucht könne gelingen, gerade weil Nicole solchen Elan entwickelte. Und nun… nun war alles vorbei. Es ging nicht weiter.
    Überhaupt - Nicole! Warum kam sie nicht hinterher? Was war da unten geschehen?
    Su Ling schob sich bis zu der Ventilator-Öffnung vor und sah nach unten in den Gefängnisraum hinab.
    Ein blasses Gesicht sah ihr ausdruckslos entgegen.
    »Komm herunter«, sagte der Mann in Schwarz. »Oder vertrockne in der Hitze.«
    Seufzend ergab sich Su Ling in ihr Schicksal und kehrte in die Zelle zurück.
    ***
    In einem siebeneckigen Rahmen glomm ein dreidimensionales Bild. Es zeigte eine Gesichtsmaske, die nur Mund- und Nasenschlitze freiließ, darüber ein schmales Seh-Band. Auf der Stirn glitzte das Symbol einer liegenden Acht vor einer Galaxis-Spirale -das Zeichen der Ewigkeit, das Emblen der DYNASTIE DER EWIGEN. Ein Alpha-Symbol leuchtete.
    »Zustandsbericht«, forderte der Ewige knapp, dessen Gesicht sich hinter der Maske verbarg.
    Der Blaßgesichtige, der vor dem siebeneckigen Stereobild stand, begann monoton zu sprechen.
    »Heute erwachte die zweite Gefangene. Sie entwickelte eine unglaubliche Initiative. Sie beging einen Fluchtversuch und versuchte dabei, die Chinesin mit sich zu nehmen. Der Versuch scheiterte natürlich.«
    »Natürlich«, höhnte der Ewige. »Es hätte gar nicht erst zu einem Fluchtversuch kommen dürfen. Habt ihr sie inzwischen identifiziert?«
    »Ja,