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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zog die Kette weg und drehte den Schlüssel um. Dann schlich er sich vorsichtig auf den Gang und wandte sich Sir Gregorys Zimmer zu.
    Es bestand die Gefahr, dass einer der Eingeborenen ihn sehen konnte, aber das musste er riskieren. Er hatte bei seinen früheren Besuchen beobachtet, dass sich kurz vor der Bibliothek eine Tür befand, die in eine Art Vorzimmer führen musste. Sie war nicht verschlossen, und er trat in vollkommene Dunkelheit. Er tastete sich an der Wand entlang und fand eine Reihe von Schaltern. Den ersten drehte er an, und zwei Wandarme leuchteten auf, die genügend Licht verbreiteten, um ihm einen Überblick über den Raum zu geben. Es war ein kleiner Salon, der anscheinend nicht benützt wurde, denn die Möbel waren mit Überzügen bedeckt, und der Kamin stand leer. Von hier aus konnte man durch eine Tür in der Nähe des Fensters zu der Bibliothek kommen. Er drehte das Licht wieder aus, verschloss die Tür von innen und prüfte die Fensterläden. Sie waren durch Eisenstangen gesichert und nicht wie die in der Bibliothek verschlossen. Er stieß sie zurück, zog das Rouleau in die Höhe und öffnete vorsichtig zwei Flügel. Nun hatte er eine zweite Möglichkeit zu entkommen.
    Er kniete nieder und spähte durch das Schlüsselloch. In der Bibliothek brannte Licht; es sprach jemand. Eine Frau! Er drückte die Klinke nieder und öffnete die Tür ein wenig, so dass er ins Zimmer sehen konnte.
    Gregory Penne stand in seiner Lieblingshaltung am Kamin, den Rücken dem Feuer zugewandt. Vor sich hatte er ein Tablett mit verschiedenen Drinks, ohne die ihm das Leben anscheinend unerträglich war. An der anderen Seite des Kamins saß Stella Mendoza auf einem niedrigen Sitz. Sie trug einen Pelzmantel, denn die Nacht war kühl. Um ihren Hals funkelten so viele Edelsteine, wie Mike sie niemals zuvor an einer Frau gesehen hatte.
    Das Thema der Unterhaltung schien nicht sehr angenehm zu sein, denn Gregory blickte finster drein, und Stella schien auch nicht sehr glücklich.
    »Ich habe dich allein gelassen, weil ich dich eben allein lassen musste«, grollte er als Antwort auf ihre Beschwerde. »Eine meiner Dienerinnen ist krank, und ich habe den Arzt geholt. Und wenn ich dageblieben wäre, würde es dasselbe sein. Es hat keinen Zweck, Kind«, sagte er scharf. »Das Huhn legt keine goldenen Eier mehr wie früher - dieses Huhn auf keinen Fall. Es war töricht von dir, dich mit Knebworth zu überwerfen.« Sie sagte etwas, was Mike nicht hören konnte.
    »Deine eigene Gesellschaft - das wäre schön!« sagte er sarkastisch. »Es wäre schön für mich, der ich die Rechnungen bezahlen müsste, und noch schöner für dich, die das Geld ausgeben könnte! Nein, Stella, da spiele ich nicht mit. Ich bin sehr gut zu dir gewesen, und du hast nicht das Recht, von mir zu erwarten, dass ich Bankrott mache, um dir eine Laune zu erfüllen!«
    »Das ist keine Laune!« sagte sie heftig. »Das ist zwingende Notwendigkeit. Wenn du mich nicht von Atelier zu Atelier herumlaufen lassen willst, um mir ein Engagement zu suchen ... Willst du das etwa?« fragte sie in vorwurfsvollem Ton. »Ich will dich nicht zur Arbeit zwingen, und ich wüsste auch gar nicht, warum du arbeiten müsstest. Du hast genug, um davon zu leben. Immerhin, du hast keinen Grund, auf Knebworth wütend zu sein. Wenn er nicht gewesen wäre, hättest du mich nicht kennengelernt, und wenn du mich nicht kennengelernt hättest, wärest du um viele Tausende ärmer. Das einzige ist, dir ist die Sache zu langweilig geworden, und du brauchst eine Veränderung!«
    Tiefe Stille trat ein. Ihr Kopf sank, und Mike konnte ihr Gesicht nicht mehr sehen. Aber als sie sprach, hörte er an ihrem grollenden Unterton, in welcher Stimmung sie war. »Du brauchst anscheinend auch eine Veränderung. Glaubst du etwa, ich lasse mich so abschieben? Ich könnte Dinge von dir erzählen, die nicht sehr schön aussehen, wenn sie im Druck erscheinen. Dann würdest du auch deine Veränderung haben! Denke daran, Gregory Penne! Ich bin kein Dummkopf. Ich habe hier allerhand Dinge gesehen und gehört, und die Zusammenhänge sind mir ganz klar. Du meinst, ich brauche eine Veränderung. Das glaube ich auch. Ich brauche Freunde, die keine Mörder sind -«
    Mit einem Satz sprang er zu ihr hin, und seine fleischige Hand schloss ihr den Mund.
    »Du Hexe!« zischte er. In dem Augenblick musste jemand geklopft haben, denn er drehte sich zur Tür um und sagte etwas in einem Eingeborenen-Dialekt.
    Mike konnte die Antwort

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