038 - Der Rächer
nicht hören.
»Nun hör mal«, sagte Gregory in ruhigerem Ton zu Stella. »Foß wartet draußen und will mich sprechen. Ich werde diese Angelegenheit später mit dir bereden.«
Er ließ sie los, ging zu seinem Schreibtisch und drehte den Hebel, der die geheime Tür zu Bhags Quartier öffnete.
»Geh da hinein und warte«, sagte er. »Die Unterredung mit Foß wird nicht länger als fünf Minuten dauern,«
Sie schöpfte Verdacht, als sie zu der Tür sah, die sich plötzlich öffnete.
»Nein«, sagte sie. »Ich werde nach Hause gehen. Morgen können wir über die Sache sprechen. Es tut mir leid, dass ich so heftig wurde, Gregory, aber du kannst einen manchmal auch verrückt machen.«
»Geh da hinein«, sagte er scharf. Er zeigte auf die Zelle. Er biss die Zähne aufeinander, und seine Stirnader schwoll an.
»Ich will nicht«, rief sie entsetzt, und ihr Gesicht wurde bleich. »Du tierischer Mensch! Glaubst du, ich weiß nicht, was los ist? Das ist Bhags Käfig, du gemeiner Kerl!« Sein Gesicht sah schrecklich aus. Bosheit und Niedertracht malten sich in seinen Zügen. Atemlos vor Schrecken starrte Stella ihn an und taumelte gegen die Wand. Gregory gewann wieder die Herrschaft über sich.
»Dann geh in den kleinen Salon«, sagte er rau.
Brixan hatte gerade noch Zeit, sich in eine Ecke zu drücken, als die Tür aufgerissen wurde und sie hereinkam.
»Es ist dunkel hier drinnen«, sagte sie verdrossen. »Dreh doch das Licht an!«
Die Tür schlug zu. Mike Brixan wusste nicht, was er nun tun sollte. Er konnte ihre Gestalt sehen, wie sie an der Wand entlang tastete, und er ging ihr vorsichtig aus dem Weg. Dabei stolperte er aber über einen Stuhl. »Wer ist da?«'schrie sie auf. »Gregory, ruf das Vieh zurück! Gregory!«
Wieder hörte er den gellenden Schrei. Aber schon war er am Fenster, schlüpfte hindurch und sprang auf die Erde. Während er an der Hecke entlang lief, hörte er noch ihre schrillen Schreie. So behende er auch war, es eilte jemand noch schneller hinter ihm her - eine große, unförmige Gestalt, die sich auf Händen und Füßen fortbewegte. Der Detektiv hörte es, schaute sich um und erkannte seinen Verfolger. Von welchem verborgenen Platz aus mochte Bhag plötzlich gekommen sein? Als Mike zur Erde sprang, hatte er keine Zeit, sich umzusehen. Seine Rocktasche war so merkwürdig leicht. Er fühlte mit der Hand, dass die Pistole nicht mehr darin war. Sie musste ihm beim Sprung entfallen sein.
Er hörte nur, dass Bhag immer noch hinter ihm her war, als er quer übers Feld raste. Er stolperte über Kohlköpfe und trat in tiefe Furchen. Das unheimliche Tier kam immer näher an ihn heran. Die Hintertür lag jetzt vor Mike, aber sie war verschlossen, und selbst die hohe Mauer hätte dem Affen kein Hindernis geboten. Die Wand hielt Mike auf. Atemlos drehte er sich nach seinem Verfolger um. In der Dunkelheit sah er zwei grüne Augen gleich zwei Unglückssternen unheimlich aufblitzen.
20
Mike Brixan bereitete sich zum letzten und nutzlosen Kampf vor. Aber zu seinem größten Erstaunen hielt der Affe plötzlich inne. Sein leises Gezwitscher wurde zu heftigem Fauchen. Er richtete sich in seiner ganzen Länge auf und schlug sich mit den Armen auf die Brust. Es gab ein hohlklingendes, schreckliches Dröhnen.
Aber Mike hörte trotzdem ein merkwürdiges Geräusch, das ihm fast wie das Zischen von Wasserdampf vorkam. Erstaunt blickte er sich um. Auf dem Rand der Mauer saß zusammengeduckt ein Mann, und Mike erkannte ihn sofort. Es war der braune Fremde, den er heute in Chichester gesehen hatte. Die dröhnenden Schläge wurden lauter. Plötzlich sah Mike eine aufblitzende gebogene Klinge in der Hand des Eingeborenen. Es war ein Schwert, wie es über dem Kamin Sir Gregorys hing.
Während Mike noch starr vor Staunen war, sprang der braune Mann auf den Boden herunter. Bhag wandte sich mit einem fast menschlichen Aufschrei zur Flucht. Mike sah der unheimlichen Gestalt nach, bis sie die Dunkelheit aufgesogen hatte.
»Mein Freund«, sagte Mike auf holländisch, »Sie kamen gerade im rechten Augenblick.«
Er drehte sich um, aber der Fremde war verschwunden, als ob die Erde ihn verschlungen hätte. Er hielt die Hand vor die Augen, um das Licht der Sterne abzudämpfen, und konnte in weiter Entfernung eine dunkle Gestalt beobachten, die im Schatten der Mauer fortschlich. Erst wollte er dem braunen Mann folgen und ihn fragen, aber dann ging er doch in der anderen Richtung weiter. Mit Mühe erkletterte er die Mauer und
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