038 - Der Rächer
...
»Was ist das?« fragte Mike nachdenklich. »Dieser Ausschnitt wurde in einer alten Weste gefunden, die Eimer einige Tage vor seinem Verschwinden trug. Mrs. Eimer sah alle seine Kleider nach, um sie zu verkaufen. Dabei fand sie dieses Papier. Die Anzeige erschien im ,Morgen-Telegramm' vom 14. des Monats. Das heißt also drei oder vier Tage, bevor Eimer verschwand. Am Ende der Anzeige steht die Nummer des Faches in der Zeitungsexpedition, wo man die Anfragen aufbewahrte. Ich habe einen Bericht von dort, dass vier Briefe an den Wohltäter eingesandt wurden. Wir haben in Erfahrung bringen können, dass er diese an einen kleinen Laden in der Stibbington Street überweisen ließ. Hier wurden sie von einer Frau, offensichtlich aus Arbeiterkreisen, abgeholt. Weiter konnten wir die Spur nicht verfolgen. Es wurden ähnliche Anzeigen in anderen Zeitungen entdeckt, aber in diesen Fällen wurden die Briefe nach einer Deckadresse in Südlondon bestellt, wo sie wahrscheinlich von derselben Frau abgeholt wurden. Bei jeder neuen Annonce änderte der Auftraggeber seine Adresse. Keiner ihrer Nachbarn kennt die Frau, die die Briefe abholt näher. Sie verkehrt mit niemanden, und wie die Ladeninhaber aus ihrer Gegend erzählen, scheint sie etwas geistesgestört zu sein, denn sie murmelt vor sich hin und spricht zu sich selbst. Sie heißt Stivins, wenigstens ist das der Name, den sie überall angibt. Die Bescheinigungen, die sie bringt, damit ihr die Briefe ausgehändigt werden, sind mit Mark unterzeichnet.«
»Bringen Sie diese Anzeige in Verbindung mit der Ermordung Eimers?« »Wir sind uns darüber nicht klar. Man könnte darauf mit Ja und mit Nein antworten. Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Annonce recht sonderbar abgefasst ist und unter den eigenartigen Umständen doch Verdacht erregt. Nun sagen Sie mir aber, was Ihre Vermutungen sind.«
Eine Stunde lang sprach Mike Brixan. Ab und zu wurde er durch die Fragen des Majors unterbrochen.
»Es ist eine sonderbare Ansicht, die Sie haben, fast möchte man sie phantastisch nennen«, meinte Staines ernst. »Aber wenn Sie davon überzeugt sind, dass Sie die richtige Fährte gefunden haben, dann gehen Sie nur auf Ihr Ziel los. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen«, fuhr er dann vertraulich fort, »ich hatte das schauderhafte Gefühl, dass Sie einen Misserfolg gehabt hätten. Und da ich nicht wünsche, dass Scotland Yard sich über unsere Abteilung lustig macht, hielt ich es für besser, hierher zukommen und Ihnen das Resultat meiner eigenen Nachforschungen mitzuteilen.«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte er, als sie später beim Frühstück saßen, »dass Sie äußerst vorsichtig zu Werke gehen müssen. Es ist eine sehr heikle Angelegenheit. Sie haben doch den Leuten von Scotland Yard Ihren Verdacht nicht mitgeteilt?« Mike schüttelte den Kopf.
»Dann tun Sie es auch ja nicht«, sagte Staines mit Nachdruck. »Die würden natürlich den Mann, den Sie im Verdacht haben, gleich festnehmen. Dadurch würde es wahrscheinlich unmöglich werden, einen vollen Beweis beizubringen. Sagten Sie mir nicht eben, dass Sie das Haus durchsucht hätten?«
»Nicht vollständig, ich konnte nur eine oberflächliche Besichtigung vornehmen.« »Sind Keller dort?« »Ich sollte es annehmen«, sagte Mike. »Diese Art Häuser hat gewöhnlich ein Kellergeschoss.« - »Nebengebäude?« Mike schüttelte den Kopf.
»Soviel ich sehen konnte, sind keine vorhanden.« Mike ging mit seinem Vorgesetzten zur Bahnstation, und der Major versicherte Brixan, dass er viel hoffnungsvoller abfahre, als er hergekommen sei.
»Ich möchte Sie aber noch warnen, Mike«, sagte Staines, als sich der Zug in Bewegung setzen wollte. »Seien Sie vorsichtig und achten Sie auf sich selbst. Sie haben es hier mit einem rücksichtslosen, äußerst verschlagenen Mann zu tun. Unterschätzen Sie um Himmels willen seine Intelligenz nicht. Ich möchte nicht eines Morgens aufwachen und die Nachricht erhalten, dass Sie nicht mehr unter den Lebenden sind.«
21
Der Rückweg führte Mike nicht direkt an der Wohnung Helens vorüber. Man musste einen ziemlich großen Umweg machen, wollte man dorthin. Trotzdem stand er vor ihrer Tür und klopfte. Er war sehr wenig erfreut, als er hörte, dass das junge Mädchen schon seit heute morgen um sieben Uhr fort sei. Knebworth machte in den South Downs Aufnahmen, und das Atelier war leer, als er dort vorsprach. Nur der Sekretär von Knebworth und der neue Dramaturg, der gestern spät abends gekommen
Weitere Kostenlose Bücher