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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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einfachste wäre, wenn Miss Leamington allein herunterkletterte.« »Das ist doch ganz einfach«, sagte Knebworth, der herbeigekommen war und die letzten Sätze gehört hatte. »Miss Leamington wird sich am Tau halten, so dass Sie nicht ihr ganzes Gewicht zu tragen haben. Sie brauchen nur sehr mutig und hübsch auszusehen.«
    »Das ist alles gut und schön«, grollte Reggie. »Aber in meinem Kontrakt steht nichts davon, dass ich Taue hinauf- und hinunterklettern muss. Jeder von uns hat seine Zuneigungen und seine Abneigungen - aber derartige Dinge hasse ich.«
    »Versuchen Sie es«, sagte Jack kurz.
    Ein Requisitenarbeiter hing das Tau an einem Nagel auf, den er an der Innenseite des Turmes eingeschlagen hatte. Das obere Ende der Mauer kam nicht mit auf die Aufnahme. Die eigentliche Flucht war in Arundel schon festgehalten. Hier sollte nur die Großaufnahme gemacht werden. Die erste Probe hätte beinahe mit einem Unglücksfall geendet. Mit einem Schrei ließ Connolly seine Last fallen, und Helen wäre abgestürzt, wenn sie sich nicht selbst schnell am Tau gehalten hätte.
    »Noch einmal versuchen!« rief Jack wütend. »Denken Sie doch daran, dass Sie eine Männerrolle spielen! Jackie Coogan hätte seine Sache besser gemacht als Sie!«
    Die Szene wurde noch einmal mit größerem Erfolg wiederholt, und als nach der dritten Probe Reggie ganz erschöpft war, rief Knebworth plötzlich: Kamera! und die Aufnahme begann.

29
    Soviel Schattenseiten Connolly auch haben mochte, und wie schwer es auch war, mit ihm fertig zu werden, zweifellos war er ein Künstler. Obwohl diese ungewöhnliche Anstrengung ihn sehr mitgenommen hatte, schwebte ein holdes Lächeln auf seinen Lippen, und er schaute das Mädchen liebreich an, während die Kamera auf einer beweglichen Plattform sich langsam nach unten bewegte, um mit dem abwärts gleitenden Liebespaar gleichen Schritt zu halten. Jetzt waren sie auf dem Erdboden angekommen, und Connolly schaute Helen noch mit einem letzten, sprechenden Blick an. »Das genügt«, sagte Jack. Reggie ließ sich erschöpft niedersinken.
    »Alle Wetter!« stöhnte er, indem er seine schmerzenden Armmuskeln betastete. »So etwas mache ich nie wieder, ich habe genug von der Rolle, Mr. Knebworth. Es war furchtbar! Ich dachte, ich würde sterben.«
    »Nun, Sie sind aber nicht gestorben«, sagte Jack gutmütig lächelnd. »Ruhen Sie sich aus, dann wollen wir die Flucht filmen.« Der Standpunkt der Kamera wurde etwa zwanzig bis dreißig Meter seitlich verlegt, und während Reggie Connolly sich auf dem Rasen ausruhte, ging Helen zu Mike. »Ich bin sehr froh, dass die Aufnahme vorbei ist«, sagte sie erleichtert. »Mir tut der arme Connolly leid. Während der Aufnahme hat er so geschimpft, dass ich beinahe laut lachen musste. Darin hätten wir die ganze Sache noch einmal aufnehmen können. Es war aber auch wirklich nicht leicht«, fügte sie hinzu.
    Ihr eigener Arm war braun und blau gestoßen, und das Tau hatte ihr die Haut am Handgelenk abgeschürft. Mike hatte plötzlich den verrückten Wunsch, diese kleine Wunde zu küssen, aber er beherrschte sich.
    »Wie habe ich mich benommen? Sah ich einigermaßen annehmbar aus? Ich fühlte mich wie ein Bündel Stroh.« »Sie sahen wundervoll aus«, sagte er begeistert. Sie blickte ihn von unten herauf schelmisch an, aber dann senkte sie die Augen. »Wahrscheinlich sind Sie voreingenommen«, sagte sie und gab sich Mühe, unbeteiligt zu erscheinen.
    »Das ist möglich«, sagte Mike. »Was gibt es innerhalb des Gemäuers zu sehen?« fragte er.
    »Innerhalb des Turmes? Nichts außer einer Menge Felsen und wildem Gestrüpp und einem wundervollen Zwergbaum. Es war ganz hübsch.«
    Er lachte. »Eben haben Sie doch gesagt, dass Sie froh wären, dass es vorüber ist. Ich vermute, dass Sie von der Aufnahme sprachen und nicht vom Innern des Turmes.« Sie nickte schalkhaft und zwinkerte mit den Augen. »Mr. Knebworth hat gesagt, dass er die Sache noch einmal bei Nacht aufnehmen wird, wenn er mit der Tagaufnahme nicht zufrieden ist. Der arme Mr. Connolly! Dann wird er wohl seine Rolle im Stich lassen.«
    In dem Augenblick hörte man die Stimme von Jack Knebworth. »Nehmen Sie die Leiter nicht weg, Collins!« rief er. »Legen Sie sie ins Gras hinter dem Turm. Es ist möglich, dass wir heute Abend wieder hierher kommen. Lassen Sie alles hier, was durch das Wetter nicht leidet. Sie können es morgen früh abholen.« Helen sah enttäuscht aus.
    »Ich fürchte, dass er seinen Vorsatz

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