038 - Der Rächer
warten. Jack, ich will mit Ihnen nach Hause gehen, um diese Maskerade loszuwerden.«
»Aber um Gottes willen«, stieß Jack atemlos hervor, indem er den Detektiv anstarrte. »Ich habe noch niemals jemand in einer so guten Verkleidung gesehen. Sonst lasse ich mich doch nicht so leicht täuschen.«
»Ich habe alle Leute hinters Licht geführt, mich selbst sogar«, sagte Mike wütend. »Ich bildete mir ein, dass ich ihn mit einem Brief in die Falle locken könnte. Statt dessen hat der Teufel mich geschnappt.« - »Womit denn?«
»Er hat mir eine konzentrierte Ammoniaklösung ins Gesicht gespritzt, vermute ich«, sagte Mike.
Nach zwanzig Minuten kam er aus dem Badezimmer wieder in seiner alten Gestalt zurück. Nur seine Augen waren schwer entzündet.
»Ich wollte ihn in die Falle locken, aber er war doch zu schlau.« »Wissen Sie denn, wer es ist?« Mike nickte. »Ja, ich weiß es sehr genau. Ich habe eine besondere Polizeiabteilung hier, die nur wartet, ihn festzunehmen. Ich wollte kein großes Aufsehen erregen und wollte vor allem kein Blutvergießen. Jetzt vermute ich, dass es nicht ohne Kampf abgehen wird.«
»Ich konnte den Wagen nicht erkennen, obwohl mir alle Autos hier in der Stadt bekannt sind«, sagte Jack. »Es ist ein ganz neuer Wagen, den der Kopfjäger nur für seine nächtlichen Abenteuer benutzt. Wahrscheinlich stellt er ihn nicht in seiner eigenen Garage unter. - Eben haben Sie mich doch gefragt, ob ich etwas essen wollte. Da log ich und sagte, dass ich mit allem versehen sei. Geben Sie mir um Himmelswillen etwas zu essen, ich bin hungriger als ein Wolf.«
Jack ging in die Speisekammer, brachte kaltes Fleisch, machte Kaffee und wartete schweigend, bis der ausgehungerte Detektiv gegessen hatte.
»Jetzt fühle ich mich wieder als Mensch«, sagte Mike. »Ich habe seit heute morgen um elf außer einigen Keks nichts gegessen. Denken Sie sich, unsere Freundin Stella Mendoza befindet sich in Griff Towers, und ich glaube, dass ich sie erschreckt habe. Etwa vor einer Stunde habe ich dort herumspioniert, um sicher zu sein, dass mein Vogel auch im Nest sitzt. Als ich so herumschaute, sah ich sie. Sie hat furchtbar geschrieen.«
Es klopfte laut an der Tür, und Jack Knebworth schaute auf. »Wer kommt denn jetzt noch zu so später Stunde?« fragte er. »Wahrscheinlich ein Polizist«, meinte Mike.
Knebworth öffnete die Tür, und draußen stand eine untersetzte, behäbige Frau in mittleren Jahren auf der Türschwelle und hielt eine Rolle Papier in der Hand. »Sind Sie Mr. Knebworth?« fragte sie. »Ja«, antwortete Jack.
»Ich bringe Ihnen das Manuskript, das Miss Leamington zu Hause ließ. Sie bat mich, es Ihnen zu geben.« Knebworth nahm ihr die Rolle ab und streifte das Gummiband herunter, das sie zusammenhielt. Es war das Manuskript von Roselle.
»Warum bringen Sie das?« fragte er.
»Sie sagte mir, dass ich es zu Ihnen tragen sollte, wenn ich es finden würde«, entgegnete die Frau.
»Es ist schon gut«, sagte Jack arglos. »Ich danke schön.«
Er schloss die Tür hinter der Frau und ging in das Speisezimmer zurück.
»Helen hat ihr Manuskript gesandt, ich weiß nicht, was da los ist.«
»Wer brachte es denn?« fragte Mike interessiert.
»Soviel ich vermute, ihre Wirtin«, sagte Jack und beschrieb die Frau.
»Ja, das ist die Wirtin. Will Helen denn ihre Rolle nicht weiterspielen?«
»Es sieht fast so aus.« Jack schüttelte den Kopf. Mike war erstaunt.
»Was in aller Welt soll das bedeuten? Was sagte denn die Frau?«
»Miss Leamington hätte sie gebeten, das Manuskript zu bringen, wenn sie es gefunden hätte.«
Im Augenblick war Mike aus dem Haus, lief so schnell er konnte und holte die Frau ein.
»Würden Sie so liebenswürdig sein, noch einmal mitzukommen?« fragte er und ging mit ihr zu Jacks Wohnung zurück.
»Bitte, sagen Sie doch Mr. Knebworth noch einmal, warum Miss Leamington das Manuskript gesandt hat und warum Sie es bringen sollten, wenn Sie es gefunden hätten.« »Nämlich - das ist deshalb - als sie zu Ihnen ging -« begann die Frau.
»Zu mir ging?« rief Knebworth schnell.
»Ein Herr vom Atelier kam und sagte, dass Sie sie sofort sprechen wollten«, berichtete die Wirtin. Miss Leamington wollte sich gerade zur Ruhe legen, aber ich habe ihr die Botschaft noch gebracht. Sie sagte mir schnell, dass Sie sie wegen der Aufnahmen morgen sehen wollten und dass Sie das Manuskript brauchten. Sie hatte es wohl verlegt und war sehr unruhig deshalb. Ich sagte ihr aber, dass sie schon
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