038 - Die Wasserleiche im Rio Negro
Landweg, über die Ca Real, nach Panama gebracht. Die Stadt war 1519 von Pedrarias Davilla gegründet worden und hatte sich rasch zu einem blühenden Handelsplatz entwickelt. Sie wirkte auf mich nicht anders als eine spanische Hafenstadt; der Kontrast zwischen arm und reich war hier nur noch stärker ausgeprägt. Am Rande der Stadt lagen die armseligen Hütten der Indios, die nicht besser als Sklaven behandelt wurden.
Ich trieb mich einige Tage in der Stadt herum und nahm schließlich bei einem Kaufmann einen Posten als Schreiber an, da ich dringend etwas Geld brauchte, ein Dach über dem Kopf und neue Kleider. Tagsüber arbeitete ich und abends trieb ich mich in den zahllosen Schenken herum.
Überall wurde von Francisco Pizarro gesprochen, der im Januar 1531 zu seiner dritten Reise nach Peru aufgebrochen war. Er war mit drei Schiffen unterwegs und hatte einhundertdreiundachtzig Mann und siebenunddreißig Pferde an Bord. Die Berichte über Pizarro und seine Abenteuer widersprachen sich teilweise.
Schließlich lernte ich Aivar Lopez kennen, mit dem ich mich anfreundete. Er war ein breitschultriger gutmütiger Kerl, immer zu einem derben Scherz aufgelegt und schien in Geld zu schwimmen. Er hatte an Pizarros zweiter Expedition teilgenommen, und von ihm erhielt ich den ersten authentischen Bericht.
Am 10. März 1526 waren sie aufgebrochen, zwei Schiffe, die unter der Führung von Bartolome de Ruiz standen. Sie hatten Glück gehabt. Schon als sie das erste Mal vor Anker gingen, stießen sie auf eine Siedlung, bei deren Plünderung ihnen größere Mengen Gold in die Hände fielen. Pizarro führte dann einen Trupp ins Landesinnere, doch die Beute war nur gering. Sie segelten weiter nach Süden. Und immer mehr häuften sich die Anzeichen einer hohen Zivilisation. Sie sahen Städte, und die Indios trugen Gewänder aus farbenprächtigen Baumwollgeweben. Sie fuhren bis Trujillo und kehrten schließlich nach Panama zurück, um eine neue Expedition vorzubereiten. Doch da gab es Schwierigkeiten. Der neue Gouverneur von Panama, Pedro de los Rios, ließ sich von Pizarros Erzählung von den Schätzen des Königreiches in den Anden nicht beeindrucken und verweigerte seine Zustimmung zu einem neuen Unternehmen. Daraufhin fuhr Pizarro nach Spanien zurück und sprach beim König vor. Er zeigte dem Hof die Gold- und Silberschmuckstücke und führte einige Lamas mit. Es gelang ihm, den König davon zu überzeugen, daß man in Peru auf noch größere Schätze als in Mexico stoßen würde, wo Cortez die Azteken vernichtet hatte.
Der König unterzeichnete am 26. Juli 1529 eine Urkunde, die Pizarro zum Gouverneur jener Länder machte, die er aber erst erobern mußte.
Pizarro kehrte nach Panama zurück. Er hatte seine Brüder Hernando, Juan und Gonzales mitgenommen, die ihn auf seiner dritten Expedition begleiteten.
Ich hörte Alvar Lopez fasziniert zu. Er berichtete mir von den Schätzen und Wundern, die er gesehen hatte.
»In zwei Tagen fahre ich los«, sagte Alvar. »Diego de Almagro sucht noch Leute. Komm doch mit!«
Ich trank mein Glas leer und überlegte. Diego de Almagro war in Panama geblieben, um weitere Leute anzuwerben, die Pizarros Truppe verstärken sollten. Der Gedanke an die Reichtümer, die zu erbeuten waren, reizte mich wenig, aber die Vorstellung, neue Länder und das alte Reich der Inkas kennenzulernen, gefiel mir. Und wenn dabei eine Stange Geld für mich abfiel, war es auch kein Schaden. Die Arbeit als Schreiber reizte mich nicht. Es gab eigentlich keinen Grund, weshalb ich noch länger in Panama bleiben sollte.
»Ich komme mit«, sagte ich.
Alvar schlug mir begeistert auf die Schulter. »Darauf müssen wir noch einen trinken.«
Zwei Tage später waren wir schon auf hoher See. Die Reise ins Ungewisse hatte begonnen.
Nach vier Wochen Fahrt kam uns eine Karavelle entgegen, die Kurs auf Panama nahm, um weitere Verstärkung zu holen. Ich erfuhr Einzelheiten über Pizarros Expedition. Wir nahmen einen Mann an Bord, der uns alles ganz genau berichtete. Pizarro hatte ursprünglich direkt nach Tumbles segeln wollen. Doch heftige Stürme zwangen ihn dazu, schon fünfhundert Kilometer vor seinem Ziel an Land zu gehen. Er wartete einige Zeit in der San-Mateo-Bai, doch das Wetter besserte sich nicht. Deshalb beschloß er, über Land nach Süden zu wandern. Er plünderte einige Küstensiedlungen, machte aber nur wenig Beute. Unbeirrt zog er weiter. Im Gebiet von Coaque hatte er endlich mehr Glück. Er erbeutete Gold und
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